Trennung per Video-Call und warum Liebeskummer zurzeit besonders wehtut

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Foto: Ulrike Mai, Pixabay
21 Mai 09:09 2020 von Redaktion International Print This Article

Liebe in Zeiten von Corona ist für niemanden leicht. Für Singles haben Social Distancing und Isolation die Partnersuche noch einmal erschwert. Paare kämpfen aktuell nicht nur in Deutschland, sondern weltweit mit den veränderten Beziehungsbedingungen, die die globale Covid-19-Ausbreitung mit sich bringt. Und auch Trennungen müssen an die derzeitigen Gegebenheiten angepasst werden. Abschließende Gespräche werden immer öfter nicht mehr von Angesicht zu Angesicht geführt, sondern so, wie es die Situation erfordert – zum Beispiel per Video Call.

Während eine Trennung via Zoom oder Skype vielleicht nicht ganz so schlimm ist, wie über WhatsApp, hat das Ganze dennoch einen faden Beigeschmack. Und trotzdem häufen sich auf Twitter mehr und mehr Berichte von Personen, denen genau das passiert ist.

„Zumping“ wird zum neuen Trennungs-Trend

Ob Geburtstagsfeier, Yoga oder Teammeeting – soziale Interaktionen finden zurzeit größtenteils in Form von Videochats statt. Auch wenn man sich mit der Zeit an alles gewöhnt, sollten manche Dinge vielleicht aber trotzdem lieber im persönlichen Gespräch geklärt werden. Das Ende einer Beziehung zum Beispiel.

„Nicht zwangsläufig“ denken sich scheinbar immer mehr Menschen und trennen sich in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen stattdessen lieber per Video-Call. Das Phänomen ist mittlerweile schon so weit verbreitet, dass das US-Magazin Guardian kurzerhand ein neues Wort dafür erfand – „zumping“. „Zumping“ ist ein Mix aus dem englischen Begriff „dumping“ für trennen oder abservieren und dem Namen der Video-Plattform „Zoom“.

„Wir müssen reden.“

Auch die Autorin Julia Moser musste die Erfahrung machen, dass besonders junge Beziehungen die Pandemie nicht immer unbeschadet überstehen. Da sie befürchtete, dem Covid-19-Virus ausgesetzt gewesen zu sein, beschlossen sie und ihr Freund, sich für zwei Wochen in Quarantäne zu begeben – jeder für sich. Kontakt hielten sie vor allem über Zoom. Doch nach zwei Wochen kam die Nachricht „Wir müssen reden“. Die Trennung beschreibt Moser in ihrem Artikel als „ungefähr so demütigend, wie man es sich vorstellt."

Anschließend fragte sie auf Twitter „Bin ich die erste Person, die über Zoom abgeschossen wurde?" und erhielt prompt zahlreiche Antworten. Und nicht nur per Video-Chat wurden Beziehungen aller Art beendet: Von Kündigungen per PowerPoint bis hin zur klassischen Schlussmach-SMS waren unter den 3000 Kommentaren zahlreiche Beispiele für soziale Kälte in Zeiten von Social Distancing vertreten. Partnerschaften digital zu beenden, scheint durch Corona noch einfacher geworden zu sein als zuvor.

Und nicht nur das. Auch offline scheitern im Lock-Down immer mehr Beziehungen.

Mehr Trennungen durch Corona

Denn vor einigen Wochen mussten Paare eine Entscheidung treffen – gemeinsam in Quarantäne oder den Liebsten auf unbestimmte Zeit erst einmal nicht mehr sehen. Nicht alle konnten sich gemeinsam isolieren und mussten deshalb fürs erste auf anderem Wege Kontakt halten. Und wer sich zusammen mit seinem Partner den Ausgangsbeschränkungen stellte, musste schnell feststellen, dass Problemen nur schwer aus dem Weg gegangen werden kann, wenn man ununterbrochen zusammen ist.

Egal ob die Beziehung durch das wochenlange „Aufeinandersitzen“ auf die Probe gestellt wurde, oder durch die Eindämmungsmaßnahmen: im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der Trennungen und eingereichten Scheidungen deutlich zugenommen. „Wie bekomme ich meinen Ex zurück?“ gehört zu den am häufigsten gegoogelten Sätzen im April. Und dabei tun Trennungen gerade ganz besonders weh.

Liebeskummer ist schlimmer in Isolation

Sich an der Schulter der besten Freundin ausweinen oder mit einem ausschweifenden Party-Wochenende ablenken – die klassischen Strategien zur Bewältigung von Liebeskummer sind jetzt kaum möglich. Stattdessen bleibt nur die Option, sich allein daheim mit einem Becher Eis im Bett zu verkriechen. Auch Julia Moser schreibt: "Es tut besonders weh, dass so etwas mitten in einer Pandemie passiert. Meine Freundinnen können nicht einfach vorbeikommen und mir Kuchen und Wein bringen. Sich bei seiner Schwester über FaceTime auszuheulen ist nicht das Gleiche, wie sich im realen Leben den Schnodder an ihrer Schulter abzuwischen."

Wer gerade mit dem Ende seiner Beziehung zu kämpfen hat, dem bleibt nichts anderes übrig, als den Schmerz irgendwie durchzustehen. Folgende Tipps können jedoch dabei helfen, das gebrochene Herz ein wenig schneller zu heilen.

Kein Kontakt

Keine Anrufe, keine Nachrichten. Studien zeigen, dass eine Trennung schneller verarbeitet wird, wenn die beiden ehemaligen Partner den Kontakt anschließend stark einschränken oder sogar ganz abbrechen. Dazu zählt auch das Blockieren der Expartner auf Social Media. Auch wenn es schwerfällt – es ist leichter, den anderen zu vergessen, wenn man nicht durch ständige Posts an ihn erinnert wird.

Therapie

Ist die Trennung so schmerzhaft, dass das normale Funktionieren im Alltag nahezu unmöglich wird, sollte darüber nachgedacht werden, einen Therapeuten aufzusuchen. Trotz Corona sind normale Termine weitestgehend möglich und viele Psychotherapeuten bieten außerdem Online-Sprechstunden an.



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