Tirol gedenkt der Opfer der Lawinenkatastrophe von 1999

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24 Feb 05:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

LH Platter: „Menschenmöglichstes unternehmen, um so ein Unglück in Zukunft zu verhindern“

Am Samstag, 23. Februar 2019, läuten um 17 Uhr die Kirchenglocken in Galtür, um den Opfern der Lawinenkatastrophe von Galtür und Valzur vor 20 Jahren zu gedenken. 38 Menschen verloren dabei ihr Leben, dutzende wurden zum Teil schwer verletzt. Das Schicksal der Betroffenen löst auch heute noch große Anteilnahme im ganzen Land und über die Grenzen hinweg aus. Und zugleich war das Unglück ein Katalysator für die Schaffung umfangreicher Katastrophenschutzmaßnahmen:

„Wir erinnern uns an die Menschen, die vor 20 Jahren auf tragische Art ihr Leben verloren. Ihr Schicksal war und ist für uns ein Handlungsauftrag. Aus den Ereignissen von damals wurden Schlüsse gezogen, die maßgeblich für die Weiterentwicklung des Katastrophen- bzw. Lawinenschutzes in ganz Tirol waren“, betont LH Günther Platter.

12,5 Millionen Euro in Schutzbauten investiert

In Folge des Unglücks wurde ein System aufeinander abgestimmter Vorrichtungen und Abläufe geschaffen, um Galtür in Zukunft bestmöglich vor Lawinen zu schützen – dazu zählen etwa der 129 Meter lange Lawinendamm „Egge“ und die Schutzmauer „Winkl“ mit einer Länge von 345 Metern. Zudem wurden an den Berghängen rund 4.700 Laufmeter an Stahlschneebrücken, umgangssprachlich auch Lawinenzäune genannt, errichtet. „Wir haben in Galtür seit 1999 239 Schutzbauwerke errichtet und 12,5 Millionen Euro in die Sicherheit der Galtürerinnen und Galtürer sowie ihrer Gäste investiert“, so der für Katastrophenschutz zuständige LHStv Josef Geisler. Tirolweit flossen in den vergangenen 20 Jahren 190 Millionen Euro in den Lawinenschutz. „Wir haben in unserem Land höchste Sicherheitsstandards. Einen 100-prozentigen Schutz vor Naturgefahren kann und wird es nie geben – auch wenn seit 20 Jahren im Siedlungsgebiet niemand mehr durch eine Lawine umgekommen ist“, betont Geisler.

Messnetz massiv ausgebaut

Auch im Bereich Kommunikation hat sich seit 1999 viel getan. Tirol war das erste Bundesland, das einen flächendeckend funktionierenden Digitalfunk etablieren konnte. So wird sichergestellt, dass im Katastrophenfall ungehindert mit den Einsatzkräften im Schadensraum kommuniziert werden kann. Weiter verbessert hat sich auch das Messnetz des Lawinenwarndienstes. Konnte der Lawinenwarndienst 1999 noch auf Messdaten von 39 Messstationen zurückgreifen sind es heute mit 259 Stationen mehr als sechs Mal so viele. Der Tiroler Lawinenwarndienst verfügt somit über das weltweit dichteste hochalpine Netz an Messstellen. Das Datenmaterial steht auch den Lawinenkommissionen zur Verfügung, um die aktuelle Lawinensituation vor Ort präzise einzuschätzen und daraus Maßnahmen wie Straßensperren abzuleiten.

Wohn- und Urlaubsort Galtür

Trotz einer nie ganz auszuschließenden Gefahr: Die Galtürerinnen und Galtürer bleiben ihrem Heimatort treu – ebenso die tausenden Gäste, die Jahr für Jahr ins Paznaun kommen, um die Schönheit der Region zu bewundern. Die Ereignisse vor 20 Jahren haben die Menschen im Dorf noch enger zusammengeschweißt.

„Die Menschen in Galtür wissen, dass die Lawinengefahr für den Ort nie ganz beseitigt werden kann. Doch zugleich leben sie an einem einzigartig schönen Flecken Erde, haben hier ihre Heimat, ihre Geschichte und Zukunft“, weiß LH Platter. „Das Land Tirol hat und wird sein Möglichstes tun, dass sowohl den Tirolerinnen und Tirolern als auch unseren Gäste im Winter wie im Sommer höchst mögliche Sicherheit geboten wird“, so LH Platter abschließend.

Hintergrundinformationen:

Was hat sich seither im Bereich Naturgefahrenmanagement und Katastrophenschutz getan?

  • Investitionen von 190 Millionen Euro in den Lawinenschutz
  • 41.500 Schutzbauwerke an Wildbächen und Lawinenstrichen
  • Jährlich weitere rund 40 Millionen Euro für die Wildbach- und Lawinenverbauung
  • Ausbau des digitalen Funksystems
  • Ausbau des Tiroler Lawinenwarndienstes von 39 auf 259 Messstationsstandorte
  • Einrichtung der Leitstelle Tirol
  • Ausbildungsprogramm für Gemeinde-, Bezirks- und Landeseinsatzleitung
  • Bildung von Einsatzstäben und Bereitschaften in engster Abstimmung mit allen betroffenen Organisationen
  • Engste Vernetzung zwischen den Behörden, Blaulichtorganisationen und dem Bundesheer
  • Anschaffung eines landeseigenen Hubschraubers

Die Kombination aus enger Zusammenarbeit, fundierter Ausbildung und wichtigen Investitionen in Schutzbauten sind Kern des Naturgefahrenmanagements in Tirol. Auch wenn Naturkatastrophen nie ausgeschlossen werden können - alle Organisationen und Verantwortlichen in Tirol geben täglich ihr Bestes, um die Bevölkerung so gut wie möglich zu schützen.


Quelle: Land Tirol



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