Salzburg: Staatspreis für Europäische Literatur an Drago Jan?ar
Foto: Land Salzburg / Neumayr – Leopold
Verleihung seit 1965 in Salzburg / Slowenischer Autor, „der uns mit verstörenden Wahrheiten konfrontiert“
(HP) Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur geht heuer an den slowenischen Autor Drago Jan?ar. „Seit 1965 wird dieser bedeutende Preis in Salzburg rund um die Eröffnung der Festspiele vergeben. Wir sind stolz, seit Jahrzehnten Gastgeber der Verleihung dieser renommierten Auszeichnung zu sein“, betonte Landeshauptmann Wilfried Haslauer heute, Montag, bei der Überreichung des Preises durch Staatssekretärin Andrea Mayer im Mozarteum.
Die Preisverleihung fand unter anderem im Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke sowie Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf, der Landesrätinnen Andrea Klambauer und Maria Hutter und Landesrat Stefan Schnöll statt.
Konfrontation mit verstörenden Wahrheiten
„Der diesjährige Preisträger ist ein europäischer Geschichtenerzähler slowenischer Sprache, der uns mit verstörenden Wahrheiten konfrontiert und über das Talent verfügt, uns für alle Formen von Ideologie, Machtmissbrauch und Gewalt empfindlich zu machen und gegen Hochmut, Eitelkeit und Größenwahn zu immunisieren“, so Staatssekretärin Andrea Mayer im Rahmen des Festaktes.
Versöhnung durch Literatur
„Das Wissen darum, dass die Begabung des Menschen, sich für das Schöne zu öffnen, unversöhnt neben seiner Fähigkeit zu Hässlichkeit in allen Spielarten besteht, gibt den Grundton seiner Texte an“, so Jurymitglied und Laudatorin Katja Gasser. „Versöhnung kann nur die Kunst, die Literatur stiften, und zwar eine, die sich nicht als Generator für Optimismus versteht.“
Jan?ar: „Europäische Literatur ist Orchester verschiedener Stimmen.“
Drago Jan?ar selber bezeichnete die europäische Literatur als „Orchester vieler verschiedener Stimmen in vielen verschiedenen Sprachen. Meine Stimme, mein Instrument, ist nur eine von ihnen. Ich freue mich, dass sie auch in Österreich Gehör gefunden hat.“
25.000 Euro Dotation
Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird seit 1965 jährlich für ein literarisches Gesamtwerk vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Zuletzt ging er an Karl Ove Knausgård (2017), Zadie Smith (2018) und Michel Houellebecq (2019).
Durchdrungen von Offenheit voller Zweifel
Die fünfköpfige Jury bestand heuer aus Katja Gasser, Cornelius Hell, Alexander Potyka, Martina Schmidt und Anne-Cathrine Simon. In der Begründung heißt es: „Drago Jan?ars vielgestaltiges Werk ist durchdrungen von einer ‚Offenheit voller Zweifel‘, von der er selbst in seinem Essay ‚Der Aufstand der Leser‘ schreibt. Am Einzelnen die Verwerfungen unserer Geschichte eindringlich nachvollziehbar zu machen: Darin liegt eine der großen Stärken seiner Literatur. Drago Jan?ar schreibt seit jeher im Bemühen darum, Simplifizierungen als etwas kenntlich zu machen, das letztlich auf die Vernichtung der Menschlichkeit hinausläuft. Mit Drago Jan?ar wird ein Schriftsteller geehrt, dessen Werk bezeugt: Ohne Widerspruch, ohne Widerrede bleibt jedes Bild unvollständig und in der Tendenz totalitär.“
Quelle: Land Salzburg