So sieht es derzeit um Österreichs Industrie aus

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Foto: pixabay.com / Julius_Silver
12 Mär 17:27 2020 von Redaktion International Print This Article

Die Österreichische Nationalbank berichtet, dass sich bis zum Sommer eine "sehr verhaltene" Konjunkturbelebung abgezeichnet hat. Dies kommt nicht überraschend, denn in den vergangenen Monaten ist die Produktion der Industrie deutlich gesunken. Man rechnet jedoch damit, dass sie im Laufe des ersten Halbjahres 2020 wieder ansteigen wird - dies lassen aktuelle Zahlen vermuten. Tatsächlich hatte die Wirtschaft Österreichs in der zweiten Hälfte des Jahres 2019 ihren Konjunktur-Tiefpunkt erreicht.

Leichtes Wachstum wird für 2020 erwartet

Im Vergleich zur letzten Prognose vom November 2019 hat man die Wachstumserwartungen für die ersten Monate des Jahres 2020 um 0,1 Prozentpunkte erhöht. Dies bedeutet, dass das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im ersten und zweiten Quartal 2020 im Durchschnitt etwa 0,1 Prozentpunkte über dem des vergangenen Halbjahrs 2019 liegen würde. Allerdings steigen die Wachstumsraten im ersten Halbjahr 2020 nicht auf mehr als 0,4 % an.

Bedroht von der aktuellen Prognose sind insbesondere außenwirtschaftliche Aspekte, wie beispielsweise die Konsequenzen der Coronavirus-Epidemie und weltweite Handelskonflikte. Dies lässt zumindest der Konjunkturindikator der Österreichischen Nationalbank vom Februar 2020 verlauten.

Österreichs Industrie: Umkehr soll im Sommer 2020 kommen

Das komplizierte außenwirtschaftliche Umfeld Österreichs hat im Jahr 2019 Spuren hinterlassen: Die Wertschöpfung in der Industrie hat sich seit dem Frühjahr 2019 deutlich verringert. So lag die Produktion in der Industrie im Dezember 2019 fast 5 % unter dem Wert von 2018. Die Konsequenz dessen ist, dass Firmen sich mit Investitionen zurückhalten. Da dennoch relativ viele Exportaufträge eingehen und hohe Produktionserwartungen kalkuliert werden, nehmen Experten an, dass die Konjunktur bis zum Sommer 2020 wieder ansteigen wird. Deutliche gesamtwirtschaftliche Wachstumsmaßnahmen sind jedoch von der Industrie im ersten Halbjahr von 2020 nicht zu erwarten.

Spritzguss, CNC drehen und mehr: Der Boom im Wohnbau Österreichs geht weiter

Anders sieht es in der Baubranche und im Dienstleistungssektor aus: Sie werden nicht so stark von den weltweiten Entwicklungen der Konjunktur beeinflusst und unterliegen einer dynamischen Entwicklung - was auf die gut funktionierende Inlandsnachfrage zurückzuführen ist. Die Österreichische Nationalbank sagt voraus, dass die Nachfrage im Inland durch die zunehmend ansteigenden Haushaltseinkommen eine der wichtigsten Stützen in der Konjunktur des Landes sein werden - zumindest, was das erste Halbjahr 2020 betrifft.

Weitere relevante Stützen für das Haushaltseinkommen sind neben dem noch immer starken Reallohn- und Beschäftigungswachtum auch steuerliche Veränderungen. Die vom österreichischen Nationalrat beschlossenen Maßnahmen sowie Familienbonus Plus tragen außerdem zu einer Kräftigung bei. Weiterhin ist der derzeitige Boom im Wohnbau durch ansteigende Immobilienpreise und eine hohe Nachfrage nach eigenem Wohnraum zu begründen. Neue Branchen, wie der 3D-Druck, aber die traditionellen Industriebranchen wie das CNC Drehen oder der Spritzguss, tragen ebenfalls dazu bei.

Was das Coronavirus mit Österreichs Konjunktur zu tun hat

Ein Risiko lässt sich bislang nur schwer einschätzen: Zusätzlich zu weltweiten Handelskonflikten und der längerfristigen Wachstumsschwäche Deutschlands - immerhin Österreichs wichtigstem Handelspartner - kann auch das Coronavirus die Konjunktur nachhaltig beeinflussen. Falls sich die Epidemie nicht ab März langsam etwas abschwächt, kann das Wachstum in Österreich in den ersten sechs Monaten des Jahres schwächer ausfallen: Weil weltweite Wertschöpfungs- und Handelsketten dadurch unterbrochen würden, könnte das Wachstum um 0,1 Prozentpunkte geringer ausfallen.



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