Sima: ,,Nix übrig für Verschwendung,, in 58 Wiener Großküchen

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Foto: PID/Christian Fürthner
16 Okt 12:07 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Wien kümmert’s: Stadt Wien unterstützt Aktionswoche für weniger Lebensmittelabfall rund um den Welternährungstag

Mit einer Informationskampagne unter dem Motto „Nix übrig für Verschwendung“ machen vom 14. bis 20. Oktober 58 Wiener Großküchen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Betriebsrestaurants auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln aufmerksam. Die Aktion anlässlich des Welternährungstages wird von der Stadt Wien und Umweltstadträtin Ulli Sima mitgetragen und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz und den UN-Nachhaltigkeitszielen.

Weltweit leiden nach FAO-Zahlen 820 Millionen Menschen an Hunger. Gleichzeitig gehen 1,3. Mrd. Tonnen an Nahrungsmitteln verloren. Auch aus Österreichs Privathaushalten landen jährlich 157.000 Tonnen an Lebensmitteln in den Restmülltonnen. Lebensmittelabfallvermeidung muss auf vielen Ebenen ansetzen: in den Privathaushalten, im Handel und auch in der Außer-Haus-Verpflegung. Auch in Wiener Großküchen – dazu zählen Betriebsrestaurants, Krankenhäuser und Pflegeheime – macht der entsorgte Lebensmittelabfall (ohne Zubereitungsreste!) rund 20 Prozent der ausgegebenen Essensmenge aus. Das ergibt 13.000 Tonnen an Lebensmittelabfällen pro Jahr oder das Gewicht von rund 500 voll beladenen Müllsammelfahrzeugen.

Reduktion von Großküchenabfall

Wien kümmert’s auch wenn es um die Vermeidung von Lebensmittelabfällen geht. Denn Lebensmittelabfallvermeidung ist aktiver Klimaschutz – der beste Müll ist der, der erst gar nicht entsteht! Deshalb setzt die Stadt Wien zusammen mit der Initiative United Against Waste ein eigenes Programm zur Lebensmittelabfallvermeidung für den Bereich der Großküchen um („Moneytor“): „In den letzten beiden Jahren ist der Lebensmittelabfall durch die verstärkte Beobachtung der Ausspeise- und Abfallmengen bei den teilnehmenden Betrieben in Wien um 22 % zurückgegangen“, so Umweltstadträtin Ulli Sima. „Ganz besonders freut mich, dass das Restaurant der Wiener Stadtwerke mit einem Verlustgrad von nur 5 % beim Lebensmittelabfallmonitoring einer der Top 3 Betriebe in ganz Österreich ist. Eine großartige Leistung des gesamten Küchenteams.“ Am Programm nehmen in Wien bislang 15 Häuser des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), die Großküchen von Sodexo, GMS GOURMET, SV-Group, Eurest, Kulinario, Sana Catering (Haus der Barmherzigkeit) und die PVA teil. Dank der laufenden und standardisierten Beobachtung der monatlichen Ausspeise- und Abfallmengen haben die Betriebe ihren Lebensmittelabfall kontinuierlich im Blick und erhalten einen aussagekräftigen Branchenvergleich. Dadurch können sie gezielte Reduktionsmaßnahmen setzen und diese laufend evaluieren. Der erhobene Verlustgrad (entsorgter Lebensmittelabfall im Verhältnis zur ausgegebenen Speisemenge) variiert je nach Küchenstandort stark mit einer Bandbreite von 3 bis 48 Prozent.

Betriebe setzten Einsparmaßnahmen – Vorzeigebeispiel Wiener Stadtwerke

Je nach Betriebstyp gibt es unterschiedliche Herausforderungen und Stellschrauben bei der Reduktion von Lebensmittelabfall. Wenn zum Beispiel in der Betriebsgastronomie bis Küchenschluss eine Vielzahl an Menüs verfügbar sein muss, so ist eine hohe Überproduktion fast eine zwingende Folge. Dass es auch anders geht, belegt das Betriebsrestaurant „Kuchl“ bei den Wiener Stadtwerken: Hier müssen die beiden Menüs nur bis 13:30 Uhr verfügbar sein und zusätzlich gibt es einen Tagesteller und flexible Spezialangebote. Laut Sodexo-Geschäftsführer Michael Freitag, „wird in der Regel auch nur 80 % des Essens vorproduziert, dafür wird laufend frisch nachgekocht. So reagieren wir flexibel auf die Nachfrage, die bei durchschnittlich 700 Essen beträchtlich nach oben wie unten schwanken kann.“ Das Personal ist auf die richtigen Schöpfer geschult, damit bei den Portionsgrößen auch alles nach Plan läuft. Am Salatbuffet weiß man aus Erfahrung, welche Sorten wie stark nachgefragt sind, und passt die Wannengrößen entsprechend an. Ein wichtiger Erfolgsbaustein für den so niedrigen Anteil an vermeidbaren Lebensmittelabfällen ist auch die gute Abstimmung und Kommunikation mit den Verantwortlichen bei den Stadtwerken.

Besondere Herausforderungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen

Kranke und ältere Menschen haben einen sehr unterschiedlichen Appetit. Wahlmöglichkeiten beim Essen und auch bei den Portionsgrößen im Care-Bereich sind von daher wichtig, um die Lebensmittelabfallquoten gering zu halten. Und in Gesundheitseinrichtungen erschwert eine hohe Anzahl an Sonderkostformen (Diäten) sowie das teils überraschende Kommen und Gehen von PatientInnen die Essensplanung. Eine gut funktionierende Kommunikation in den Häusern, zum Beispiel zwischen Küchen und Pflegepersonal, ist also wesentlich für die Lebensmittelabfallvermeidung. Immerhin entsorgt das durchschnittliche Krankenhaus in Österreich jährlich einen Warenwert von 164.000 Euro als vermeidbaren Lebensmittelabfall. Seit nunmehr drei Jahren beobachtet der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) über das Monitoring-Programm von United Against Waste konsequent die Lebensmittelabfallquoten. „Damit wollten wir auch intern für eine noch bessere Essensplanung sensibilisieren“, so Josef Newertal, Leiter des Bereichs Infrastrukturmanagement im KAV. „Es geht uns darum, den Wert von Lebensmitteln in der Unternehmenskultur zu verankern. Denn angesichts von knapp 10 Mio. Mahlzeiten, die wir in unseren Häusern jährlich zubereiten, tragen wir auch Verantwortung.“ Und die Lebensmittelabfallquoten bei den Wiener Krankenanstalten gingen in den letzten Jahren tatsächlich Schritt für Schritt zurück. „Allein im letzten Halbjahr konnten wir wieder einen Rückgang beim Lebensmittelabfall von 7 % erreichen, nun liegen wir mit unseren Krankenhäusern unter dem österreichweiten Durchschnitt“, ergänzt Petra Götz, KAV-Programmleiterin Küche.

Lebensmittelabfallvermeidung funktioniert nur mit Unterstützung der EndkundInnen

Zur erfolgreichen Vermeidung von Lebensmittelabfall sind neben den Betrieben und deren MitarbeiterInnen auch die EndkundInnen gefragt – zum Beispiel durch aktive Nutzung von Vorbestellmöglichkeiten, bewusste Mengenwahl am Buffet, Abbestellen von nicht gewünschten Menübestandteilen oder Entgegenbringen von Verständnis, falls einzelne Menüs gegen Ende der Restaurantzeiten nicht mehr verfügbar sind. Daher werden nun erstmals im Rahmen einer Aktionswoche von 14. bis 20. Oktober unter dem Motto „Nix übrig für Verschwendung“ auch die Gäste, PatientInnen und HeimbewohnerInnen an den teilnehmenden Standorten für das Thema mittels Tisch- und Buffetaufsteller, Flyer, Poster, Roll-Ups und Slide-Shows sensibilisiert. Bei begleitenden Presseevents werden engagierte KüchenleiterInnen ausgezeichnet und ein österreichweites Gewinnspiel ruft die Bevölkerung unter dem Motto „#nixübrig“ auf, Fotos von Einspar-Ideen in sozialen Netzwerken zu teilen – zu gewinnen gibt es einen 2-tägigen Aufenthalt im Rogner Bad Blumau. Zeitgleich starten die Großküchenpartner in Zusammenarbeit mit United Against Waste ein Paket mit internen Trainingsmaßnahmen, wie zum Beispiel Workshops zum Erfahrungsaustausch, die Streuung von zielgruppenspezifischen Trainingsmaterialien oder die Ausbildung von betriebsinternen „Lebensmittelabfall-Coaches“.

Weitergeben statt wegwerfen – die Stadt Wien unterstützt dabei

Für die Stadt Wien spielt das Thema Lebensmittelabfallvermeidung seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. Sie unterstützt deshalb unterschiedliche Initiativen zur Weitergabe überschüssiger Lebensmittel bzw. zur Vermeidung von Lebensmittellabfällen:

„Das is(s)t es mir Wert“: Der Leitfaden für die Lebensmittel-Weitergabe in Wien

Der neue Leitfaden wurde von Stadt Wien – Umweltschutz und dem Ökosozialen Forum Wien erstellt. „Das is(s)t es mir wert“ gibt Tipps und zeigt Möglichkeiten der Lebensmittelweitergabe in Wien. Der Leitfaden bietet einen Überblick über bereits bestehende Lebensmittel-Abgabe- und Weitergabe-Stellen (es gibt schon mehr als 60 in Wien), über soziale Einrichtungen und Initiativen zur Übernahme von Lebensmitteln und auch wie man selbst aktiv werden kann – als Betrieb oder auch als Privatperson.

ÖkoEvents und ÖkoEvents Plus vermeiden Lebensmittel-Abfälle

Das Setzen konkreter Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittel-Abfällen ist eines der verpflichtenden Mindestkriterien bei allen ÖkoEvent-Veranstaltungen. Die Stadt Wien geht hier noch weiter, die Vorgabe für Veranstaltungen der Stadt Wien ist ÖkoEvent Plus: Hier müssen alle Mindest- und Kann-Kriterien eingehalten werden. Zum Beispiel das „Ausgehen lassen“ von Speisen, Bereitstellen von Behältern zur Mitnahme von Büffetresten und die Verwendung von lange haltbaren Lebensmitteln.

Das TafelHaus am Großmarkt Inzersdorf

Die Stadt Wien und die Aktion „natürlich weniger Mist“ unterstützen die Errichtung des TafelHauses am Großmarkt Inzersdorf. Schon im ersten Halbjahr nach der Eröffnung konnten rund 120 Tonnen Lebensmittel zusätzlich vor dem Wegwerfen gerettet und sozialen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden.

Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser (KWP)

In den Häusern des KWP wird eine ganze Reihe von Maßnahmen gesetzt, um Lebensmittel nicht zu verschwenden. Hier werden z. B. ganze Apfel-Ernten von Bauern abgekauft – auch die unansehnlichen Früchte und Fallobst. Letztere werden z. B. zu Apfelmus, Apfelstrudel oder Apfelsaft verarbeitet. Die schönen Früchte hingegen werden den BewohnerInnen direkt angeboten. So wird der Einkauf deutlich billiger und Bio-Qualität somit leistbar.

Über United Against Waste

United Against Waste ist eine Initiative zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der Außer-Haus-Verpflegung und wird von einem breiten Partnernetzwerk aus Wirtschaft, Bund, Ländern, NGOs und Wissenschaft getragen. Seit mehr als fünf Jahren wirkt United Against Waste auf unterschiedlichen Ebenen – in der Gastronomie und Hotellerie mit dem Beratungsprogramm „Küchenprofi[t]“ und seit 2017 auch im Bereich Gemeinschaftsverpflegung mit dem Monitoring- und Managementsystem „Moneytor“. Die Durchführung der Aktionswoche wird von der Stadt Wien und vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus unterstützt.

Mehr Informationen unter: www.united-against-waste.at



Quelle: Stadt Wien



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