Salzburg: Altschwarzes Leder, bunte Patschen und die richtigen Stutzen

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Foto: LMZ/Franz Neumayr
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04 Aug 16:00 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

Ältestes Trachtenmodegeschäft Salzburgs feiert Jubiläum / Gabriele Jenner führt Familienbetrieb in der zehnten Generation

Zwischen zwei "Jedermännern" feiert das Familienunternehmen Jahn-Markl am Residenzplatz 3 am Samstag sein 610-jähriges Bestehen. Mittlerweile wird das Spezialhaus für Wildbekleidung und Trachten von Gabriele Jenner in zehnter Generation geführt. Die Besitzerin weiß viele Geschichten zu erzählen und schätzt ihren Lehrling aus Bad Goisern. "Die Angebotspalette des Traditionsgeschäftes ist irrsinnig breit. Ob Trachtenblusen, Lederhosen, Joppen, Stutzen, Knöpfe, Tücher und Hüte, hier findet sich beinahe alles. Ich wünsche alles Gute und viel Erfolg für viele weitere Jahre", so Landesrat Stefan Schnöll, der zum Jubiläum gratuliert.

Ob Vivienne Westwood, Fürst Karel Schwarzenberg, Gloria von Thurn und Taxis oder Piero Ferrari und viele andere mehr – das dicke Gästebuch von Frau Jenner ist bereits bis auf die letzten Seiten gefüllt – alle waren sie schon im Trachtenmodegeschäft Jahn-Markl am Residenzplatz. Und die Säcklermeisterin ist stolz darauf: "Egal wer kommt, ich habe für jeden etwas Passendes."

Großes trachtiges Angebot

Und das Angebot in dem kleinen, engen dennoch gemütlichen bis an die Decke prall gefüllten Laden ist wahrlich beachtlich: Ob Trachtenblusen, Lederhosen, Joppen, Stutzen, Knöpfe, Tücher und Hüte, hier findet sich beinahe alles. Und die Nachfrage nach den selbstgeschneiderten Schafwollpatschen ist selbst bei sommerlichen Temperaturen wie 36 Grad groß. "Wenn sie mir die Seiten orange machen, dann hätte ich gerne die Laschen pink. Haben Sie ein Muster da?", so ein Kunde, der gerade auf der Suche nach einem speziellen Geburtstagsgeschenk für seine Schwester in Frankreich ist.

Altschwarzes Leder und faltbare Bio-Lederhüte

Besonderheiten führt das Trachtenmodengeschäft ebenso: "Wir haben das altschwarze Leder eigens noch für Kaiser Franz-Josef entwickelt, das gibt den Lederhosen oder Röcken eine spezielle 'antike' Färbung. Und wir lassen alles biologisch gerben", so Jenner, die auch stolz ist auf ihre bunten Lederhüte: "Diese lassen sich waschen und falten."

Einen liebevollen Stesser und im Grundlsee 'gwassert'

Wichtig ist Jenner auch, die Kunden ordentlich zu beraten. Einmal habe nämlich ein Kunde nicht auf sie gehört und zum Ausseer Kirtag, wo es strenge Regeln bei den Trachten gibt, eine "Mischhose" getragen: "Der wurde dann von den Einheimischen im Altauseersee gewassert, wieviel Bier dabei allerdings im Spiel war, weiß man dabei nicht", so die Geschäftsfrau, der auch die Mitarbeiter am Herzen liegen: "Jetzt habe ich einen Lehrling aus Bad Goisern, dem muss man ab und zu einen 'Stesser' geben, denn die Ausseer sind grundsätzlich 'tiefenentspannt'", schmunzelt sie und ergänzt, "nein, ich bin froh, dass Hartmuth bei uns ist, er ist immer gut aufgelegt, flexibel und eigeninitiativ."

Etwas tun, wobei was Produktives herauskommt

Hartmuth Fettinger ist einer der seltenen männlichen Lehrlinge, die sich heute noch zum Trachtenschneider ausbilden lassen. Eigentlich hat der 20-Jährige bereits das Realgymnasium in Wiener Neustadt mit Matura abgeschlossen und dann in Wien begonnen, Technische Mathematik zu studieren, dann aber umgesattelt. "Meine Oma hat mir das Schneidern gezeigt und ich habe mich entschlossen, in ihre Fußstapfen zu treten und etwas zu tun, wo was Produktives dabei herauskommt", so Fettinger, der in Kuchl die Landesberufsschule besucht. Und auch er hat sich das Motto seiner Chefin bereits verinnerlicht: "Wenn du etwas angefangen hast, dann mach es auch fertig."

Historisches

Geschäft und Gerberei wurden 1408 gegründet, also knapp 90 Jahre vor der Entdeckung Amerikas und der Stiegl-Brauerei. Ursprünglich befand sich "Jahn-Markl" samt Gerberei in der Imbergstraße, da dort "geschwemmt" wurde. Später war die Gerberei im Nonntal ansässig. Der Familienbetrieb wird nun von Gabriele Jenner geführt und später wird er von einem der Nachkommen übernommen.


Quelle: Land Salzburg



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