Salzburg: 100 Jahre Frauenwahlrecht

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100 Jahre Frauenwahlrecht::
Foto: Stadt Salzburg/SGKK
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100 Jahre Frauenwahlrecht:
Foto: Stadt Salzburg/SGKK
08 Dez 21:00 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

Wanderausstellung jetzt in der SGKK und im Schloss Mirabell

Die Stadt Salzburg feiert das 100-Jahr-Jubiläum des Frauenwahlrechts seit Anfang November mit Wahlzellen, die als Wanderausstellung an belebten Orten stehen. Seit heute ist eine der beiden Wahlzellen in der Schalterhalle in der SGKK-Zentrale zu sehen.

Wahlzelle als Ausstellungsobjekt
Die Wahlzellen zeigen die Geschichte des Frauenwahlrechts und der politischen Teilhabe von Frauen, sie sind das schlichte Symbol der Demokratie. Denn bei Wahlen sind alle Wahlberechtigten gleich - jede Stimme zählt gleich viel. Das war nach der Monarchie eine sehr große Errungenschaft – für die gesamte Gesellschaft. Auch 100 Jahre nach der Einführung des allgemeinen Wahlrechts ist die Mitbestimmung und Mitgestaltung ein wichtiges Grundrecht.

„Die gelebte Solidarität und die Gleichheit sind in unserer Versichertengemeinschaft hohe Werte. Auch sie wurden hart erkämpft. Politische Rechte bzw. Rechte der Teilhabe und Mitbestimmung können sich je nach politischen Machtverhältnissen auch schnell wieder verschlechtern. Das erfahren wir gerade schmerzhaft mit der `Kassenreform`. Unsere Zentrale ist deshalb ein sehr guter Ort für das Thema Gleichstellung. Es ist uns ein großes Anliegen, die Aktion der Stadt zu unterstützen“, erläutert SGKK-Obmann Andreas Huss.

„In der Wahlzelle sind alle wahlberechtigten Menschen gleich. Das ist eine starke Parallele zur sozialen Krankenversicherung: Auch hier haben alle Versicherten den gleichen Zugang zu medizinischen Leistungen“, ergänzt Anja Hagenauer, Vizebürgermeisterin der Stadt Salzburg, ressort-zuständig für Frauen.

Viele der damaligen Erkenntnisse gelten noch heute: Ohne Teilhabe an der Macht kann keine nachhaltige Verbesserung erreicht werden – weder für Frauen, für Versicherte in einer Krankenversicherung oder für sozial Schwache.

Bernhard Auinger, Vizebürgermeister und zuständig für Kultur sagt: „Die Wahlzelle zeigt deutlich: einmal Erreichtes ist nicht selbstverständlich, es gab‘ beim Wahlrecht viele Rückschritte – möglicherweise erleben wir dies jetzt auch in der Krankenversicherung“

Zugang zum Wahlrecht
Die Einführung des allgemeinen, gleichen Wahlrechts ohne Unterschied des Geschlechts am 12. November 1918 war ein Meilenstein in der Geschichte Österreichs. Das Wahlrecht musste hart erkämpft werden. Die ersten Wahlen mit Frauen fanden in Salzburg 1919 statt – bei der Salzburger Landtagswahl am 6. April sowie der Gemeinderatswahl in der Stadt Salzburg am 13. Juli.

Kein Wahlrecht haben aktuell dennoch immer größere Gruppen in der Gesellschaft. Menschen aus der EU oder aus Drittstaaten steht der Zugang zu Nationalratswahlen nicht offen. Für Kommunalwahlen müssen sich Interessierte aus der EU vorher in der Wählerevidenz registrieren lassen. In Salzburg ist die größte betroffene Gruppe aus Deutschland.

Sabine Veits-Falk vom Haus der Stadtgeschichte und die Kulturvermittlerin Petra Unger aus Wien haben den Reformbedarf betont. Sie waren am 4. Dezember zu Gast im Sitzungssaal des Gemeinderates und haben den Kampf und die lange Geschichte des Frauenwahlrechts in Österreich und Salzburg rund 50 Interessierten geschildert. Frauen aller politischen Richtung hatten sich für das Wahlrecht eingesetzt:

Im Sog der Russischen Revolution 1917 initiierten Sozialdemokratinnen wieder intensivere Kampagnen für das Frauenwahlrecht. Im April 1918 lud Fräulein Marie Hermann von der deutschnationalen Vereinigung der arbeitenden Frauen zu einer Besprechung mit den führenden Frauen Salzburgs aller Parteien und Stände ein. Debattiert wurde, ob sich auch bürgerliche Frauen sowie die Sozialdemokratinnen an der Frauenwahlrechtsbewegung beteiligen sollten. Der Krieg habe Frauen zu jeder Arbeit berufen. Sie hätten sich bewährt und auf allen Gebieten bewiesen.
„Frauen Salzburgs von Stadt und Land, erkennt die Wichtigkeit des Aufrufes!“ appellierte Marie Hermann.

Die Vertreterinnen der 1908 gegründeten Katholischen Frauenorganisation nahmen noch im Frühjahr 1918 eine skeptische, fast ablehnende Haltung gegenüber dem Frauenwahlrecht ein und teilten damit die Ansicht der männlichen kirchlichen Hierarchien. Ignaz Seipel, Theologieprofessor in Salzburg und später christlichsozialer Bundeskanzler, interpretierte noch 1918 die politische Unmündigkeit der Frau in eines der ältesten und größten Vorrechte der Frau um. Das Wahlrecht sei nichts Erstrebenswertes für Frauen, sondern, ganz im Gegenteil, es sei ein weibliches Privileg davor verschont zu bleiben.
Gottseidank kam es anders.

Die aktuellen Stopps der Wahlzellen in der Stadt Salzburg:
5.12. 2018 – 7.1.2019
SGKK-Zentrale am Hauptbahnhof, Engelbert-Weiß-Weg 10

5.12.2018 – 27.1.2019
Schloss Mirabell – Wolf-Dietrich-Halle, Mirabellplatz 4

Rund um die Wahlzellen gibt es Führungen, Gespräche und Aktionen – auch auf Anfrage und für einzelne Gruppen. Infos dazu erhalten Interessierte im Frauenbüro der Stadt Salzburg: 0662 8072-2044 oder [email protected]/frauen

Bis zum Internationalen Frauentag am 8. März sind die Wahlzellen noch im Forum 1 am Bahnhof, im EUROPARK, im Haus der Stadtgeschichte sowie im Rathaus zu sehen.

Webtipp: www.stadt-salzburg.at/frauen


Quelle: Stadt Salzburg



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