Rückschritt in Barrierefreiheit ist strikt abzulehnen

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Foto: Stadt Innsbruck
29 Mär 20:00 2019 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

BMW sollte für – Behinderte Mehr Wertschätzen - stehen.

„Barrierefreies Bauen ist kein Gnadenakt, barrierefreies Bauen sollte eine Selbstverständlichkeit und ein gemeinsamer klarer und unwiderruflicher Auftrag im Sinne aller Menschen in unserer Stadt und unserem Land“, sind Stadträtin Mag.a Elisabeth Mayr und die Vorsitzende des Behindertenbeirates der Landeshauptstadt, Dr.in Elisabeth Rieder, selbst Rollstuhlfahrerin und damit Betroffene, über die Aussagen von NHT- und WK-Tirol-VertreterInnen erschüttert.

Deren Forderungen bedeuten einen Rückschritt im Sinne der Barrierefreiheit und stellen ein Gegeneinander-Ausspielen verschiedener Bevölkerungsgruppen und von deren Bedürfnisse und Interessen dar und sind strikt abzulehnen und sind ein weiterer Beleg dafür, dass die durch konsequenten und unermüdlichen Kampf erreichten Verbesserungen für Menschen mit Behinderungen und somit auch ältere, gebrechliche Menschen, nicht als Wert für unsere empathische Gesellschaft begriffen werden sondern als Anschlag auf deren Wirtschaftsverständnis. Man könnte fast meinen Behinderte und ihre Bedürfnisse werden als Mietpreistreiber gesehen.

„Es grenzt an Zynismus Barrierefreiheit als den BMW, ein Luxusmodell, unter den Wohnungsbauten zu bezeichnen, es handelt sich vielmehr um einen Volks-Wagen. Vor hundert Jahren wehrten sich genau solche Menschen gegen den Einbau von fließendem Wasser und Toiletten in den Wohnungen der Arbeiterschaft. Es gibt immer noch zahlreiche Länder auf unserer Welt, sogar in Europa, wo diese Art von Zugang zu reinem Trinkwasser keineswegs selbstverständlich ist“, kontern die beiden mit einem entsprechenden Vergleich.

„Wenn wir schon bei diesem Bild bleiben, wo geht es nicht um einen BMW, sondern einfach um ein funktionstüchtiges Auto, am besten mit vier Rädern“, erklärt Rieder worum es eigentlich geht. „Die UN-Behindertenrechtskonvention, das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz, die ÖNORM-B1600 Richtlinie sowie diverse Verordnungen sind Werkzeuge um zu Gleichberechtigung zu kommen“, spricht sich Rieder weiters gegen eine Anlassgesetzgebung auf Zuruf einiger Wohnbaumanager oder der Wirtschaftskammer aus, die wieder Verschlechterungen für die Menschen mit Behinderungen bringen würden.

„Wenn 50 Prozent des gesamten Wohnbestandes in Tirol barrierefrei sind, kann man allenfalls über eine mögliche Adaption der Vorgaben bei Neubauten diskutieren“, sehen Mayr und Rieder noch großen Nachholbedarf, da der Altbestand zu einem sehr großen Maß nicht barrierefrei ist und somit den Menschen mit Behinderung nicht zur Verfügung steht.

„Sinnhafter wäre vielmehr, diese Institutionen würden uns dabei unterstützen Barrierefreies Bauen endlich als Pflichtfach in den Lehrplan des Architekturstudiums in Österreich zu bekommen. Denn Fakt ist doch, dass die meisten Vertreterinnen und Vertreter dieser Zunft oft nach Beendigung ihres Studiums keinerlei Ahnung von Vorschriften bzgl. Barrierefreiheit haben“, freuen sich Mayr wie Rieder auf einen Schulterschluss. „Eine Studie der ETH Zürich hat errechnet, dass wenn die Barrierefreiheit von Anfang an in Planung und Umsetzung mitgedacht wird entstehen Mehrkosten von 0,4 Prozent – wird erst nachträglich herumgepfuscht, sind die Folgekosten natürlich enorm.“



Quelle: Stadt Innsbruck



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