OÖ - LR Hiegelsberger, Präsident Reisecker und LJM Brandmayr: Forstliche und jagdliche Situation in den Schadgebieten

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v.l.: LJM Sepp Brandmayr, LR Max Hiegelsberger, Präsident Franz Reisecker und Landesjägermeister Stv. Herbert Sieghartsleitner
Foto: Land OÖ/Gruber
18 Nov 18:26 2018 von Redaktion Salzburg Print This Article

In diesem und im vergangenen Jahr haben Kalamitäten die oberösterreichischen Waldbesitzer/innen hart getroffen. Freiflächen von wenigen tausend Quadratmetern bis zu mehreren Hektar sind nach Käferfraß sowie dem Zusammenspiel aus Klimaerwärmung und nicht adaptierten Baumarten entstanden. Die Konsequenz für die Forstwirtschaft sind überfüllte Sägewerke und der damit einhergehende Preisverfall. Daraus resultiert auch ein Verlust von mehreren Millionen Euro und eine Mehrarbeit, die vor allem die Grundeigentümer/innen und die Jägerschaft trifft. Doch auch zukünftig wird der Klimawandel den Lebensraum Wald stark beeinflussen und nach einem nachhaltigen Waldumbau mit Tanne, Douglasie oder Laubholzarten verlangen, die jedoch hinsichtlich der Wildschadensanfälligkeit ein Problem darstellen.

Um diesen aktuellen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen fand am Dienstag, den 13. November 2018 eine Begehung von Schadflächen durch die Abteilung Land- und Forstwirtschaft, die Landwirtschaftskammer Oberösterreich und den Landesjagdverband statt. Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger, LK-Präsident Franz Reisecker und Landesjägermeister Sepp Brandmayr besuchten eine 6,5 Hektar große Schadfläche in Engerwitzdorf sowie ein Jagdrevier in Ried in der Riedmark, das nach einem Sturm im Jahr 1990 die Aufforstung durch gemeinsame Bemühungen der Grundeigentümerinnen und -eigentümer sowie der Jägerinnen und Jäger ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen erfolgreich umsetzen konnte.

„Oberösterreich hat mit der Abschussplanverordnung für das Schalenwild bereits vor gut 20 Jahren einen richtungsweisenden Schritt gesetzt. Dieser in Oberösterreich eingeschlagene Weg ist der Richtige, wie auch eine Studie zur Evaluierung der Abschussplanverordnung und die Abschussplanerfüllung von 101 Prozent im Jagdjahr 2017/18 zeigt. Die aktuellen Gegebenheiten zeigen, diesen Weg müssen wir auch gemeinsam weiter gehen“, so Landesrat Hiegelsberger. Denn nur durch die Jagd ist es machbar, die forstlichen Ziele auf den Freiflächen umzusetzen. Ein angepasster Wildbestand ist aus forstlicher Sicht daher unumgänglich.

Neu entstandene Freiflächensituation: eine harte und verantwortungsvolle Aufgabe für die Jägerschaft

„Die Abschussplanverordnung besagt, dass der Wald die Möglichkeit haben muss, ohne Flächenschutz aufkommen zu können. Die Wiederaufforstung mit dem Zaun ist eine waldbauliche Krücke und sollte der Vergangenheit angehören. Zudem führen eingezäunte Flächen zu höherem Verbissdruck auf den umliegenden Flächen und diesen gilt es zu vermeiden“, betont Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.

Auch die Jagd hat größtes Interesse für die Wiederbewaldung der Kalamitätsflächen. Unser Wald ist Lebensraum für alle Wildtiere, daher will die Jägerschaft auch ihren Beitrag dazu leisten. Landesjägermeister Sepp Brandmayr: „Großflächige Einzäunungen müssen der Vergangenheit angehören. Bei einigen Baumarten und auf manchen Flächen wird man aber auch in Zukunft ohne Einzelschutz (z.B. Fege- und Verbissschutz) nicht auskommen können. Die Jägerschaft wird und muss hier ihren Beitrag leisten, um die Waldbesitzer dabei zu unterstützen.“ Der Landesjägermeister ersucht aber auch alle Waldbesitzer auf diesen Flächen Reviereinrichtungen wie Hochstände aufstellen zu lassen und beispielsweise Schussschneisen frei zu schneiden, da ja dort in den nächsten Jahren scharf, aber weidgerecht gejagt werden muss.

Der aktuell vorliegende Meldestand zur Abschussplanerfüllung vom 15. Oktober 2018 zeigt, dass bereits Anfang bis Mitte Oktober rund 20 Prozent der oberösterreichischen Genossenschaftsjagden ihre Abschusspläne voll erfüllt bzw. übererfüllt haben. In den Bezirken der besichtigten Gebiete wurde der Abschussplan bei Rehwild bereits im Oktober annähernd erfüllt (Bezirk Perg zu 83 Prozent, Bezirk Urfahr-Umgebung zu 82 Prozent). Bei einigen Jagden ist aber die volle Erfüllung des Abschussplanes für heuer naturgemäß noch offen. Die aktuellen Erhebungen des Landesjagdverbandes zeigen, dass mit heutigem Tag in Oberösterreich 64.718 Stück Rehwild erlegt wurden, das sind im Durchschnitt über 80% des festgesetzten Abschlussplanes. Für Landesjägermeister Brandmayr zeigt dies, dass die Jägerschaft bereit ist, hier mitzuwirken, man auf einem guten Weg sei und diesen auch weiter fortsetzen werde. In diesem Zusammenhang dankt Sepp Brandmayr den oberösterreichischen Jägerinnen und Jägern für ihre Zeit und ihren Einsatz alles zu tun, um die Abschlusspläne zu erfüllen: „Denn in der Theorie klingt alles so leicht, Tatsache ist aber, dass es harter Arbeit und jagdlichem Geschick bedarf.“

Das Anliegen der Landwirtschaftskammer Oberösterreich ist es, dass die Jägerschaft vor allem in den ,Wiederbewaldungsgebieten‘ mit den Grundeigentümerinnen und -eigentümern und dem Jagdausschuss die jagdliche Vorgehensweise detailliert bespricht. Die Jagdausschüsse, als Vertreter der Grundeigentümerinnen und -eigentümer, sind jetzt gefordert, mit der Jagdleitung vor Ort Konzepte zu erarbeiten. Diese Konzepte müssen vorsehen, wieviel Rehe wo erlegt werden müssen, welche Aufforstungen wo gemacht werden und wo Schuss-Schneisen angelegt werden. Es sollte also ein jagdliches Bewirtschaftungskonzept für den ganzen Wald erstellt werden.

Die Schwerpunktbejagung sei in den betroffenen Gebieten ein Gebot der Stunde, sind sich das Land, die Jagd und die Landwirtschaftskammer einig. „Genau diesem Umstand muss durch erhöhten Abschuss Rechnung getragen werden. Wer dies nicht macht, wird der Erfüllung des Abschussplanes ewig nachrennen und sich über eine Zunahme der Wildschäden wundern. Wenn die Jägerschaft neben ihrer Aufgabe, den gesunden Wildbestand zu erhalten, die Aufgabe, einen gesunden Waldbestand zu erhalten, nicht erfüllt, sind die Grundeigentümer gezwungen, sich als Jagdrechtsinhaber – und somit als Verpächter – weitere Maßnahmen zu überlegen“, betont Reisecker.

„Es geht nur miteinander, nicht nebeneinander und schon gar nicht gegeneinander. Unsere Hand ist ausgestreckt zu einem gedeihlichen Miteinander. Dazu brauchen wir aber auch die gegenseitige Unterstützung“, so der Landesjägermeister.

„Oberösterreichs Jägerschaft ist ein verlässlicher Partner für die heimische Land- und Forstwirtschaft, denn vielfach werden die Abschusszahlen bereits ohne Einbindung der Behörde entsprechend den jeweiligen Erfordernissen vor Ort nach oben angepasst und notwendige Schwerpunktbejagungen finden statt, denn Jäger und Grundeigentümer sind untrennbare Partner, deren Zusammenwirken nur Vorteile mit sich bringt“, ist sich Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger auch angesichts der aktuellen forstwirtschaftlichen und jagdlichen Herausforderungen sicher.



Quelle: Land Oberösterreich



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