Mit allen Wassern gewaschen

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Foto: Land Salzburg/Monika Rattey
07 Aug 13:35 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

So arbeitet der Hydrographische Dienst des Landes / Messen, analysieren und warnen

(LK) Relativ unscheinbar im Amtsgebäude der Michael-Pacher-Straße in Salzburg im ersten Stock befindet sich der Hydrographische Dienst des Landes, der heuer sein 125-jähriges Bestehen feiert. Die Dienststelle ist jedoch alles andere als antiquiert. Im Gegenteil: Das Team verwendet computergestützte Vorhersagemodelle und ist unverzichtbar, wenn es darum geht, uns vor Überschwemmungen und Hochwasser zu warnen. Das Landes-Medienzentrum hat sich angesehen, wie die Profis arbeiten und was es mit dem roten Telefon auf sich hat.

Sie kennen jeden Bach, jeden Fluss und jeden See, beobachten für uns rund um die Uhr Niederschläge, Wasserstände, Durchfluss und Fließgeschwindigkeiten der Gewässer. „Wenn ein großes Tiefdruckgebiet im Anmarsch ist, dann klingeln die Alarmglocken“, so Hans Wiesenegger, Leiter des Hydrographischen Dienstes. Und er erklärt weiter: „Dann schalten wir uns sofort mit den Experten der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) und dem Katastrophenschutz des Landes kurz, geben eine Einschätzung der Lage ab. Bei Gefahr gibt das Landes-Medienzentrum beziehungsweise auch die Landeswarnzentrale eine Information an die Medien hinaus. Ganz aktuell wird heute im Flachgau und Tennengau mit heftigen Regenfällen gerechnet.“

200 Mess-Stellen liefern Daten

Um einen Blick ins Land werfen zu können, liefern rund 200 fernübertragende Mess-Stellen im ganzen Land verteilt die wichtigsten Daten – wie etwa Niederschlag, Wasserstand und Durchfluss. Kombiniert mit Niederschlagsprognosen der Meteorologen von der ZAMG werden genaue Vorhersagen für die großen Gewässer im Land erstellt und alle 15 Minuten aktualisiert.

Beobachten, analysieren, informieren und warnen

„Beobachten, analysieren, informieren und warnen – das sind unsere zentralen Aufgaben, dabei hilft das Wissen der ‚Altvorderen‘, die eigene Erfahrung sowie jene der Kollegen und Datenreihen aus Beobachtungen über einen Zeitraum von 125 Jahren. Doch das Wetter und das Verhalten des Wassers bei Hochwasser sind keine stabilen Größen. Daher wird immer die Schwierigkeit bestehen, wirklich punktgenaue Vorhersagen zu treffen“, so Wiesenegger.

Das rote Telefon

Und mitten unter den High-Tech-Geräten steht es: das nostalgisch anmutende rote Telefon mit Wählscheiben. Es stammt aus einer Zeit, in der Hochwasserwarnungen hauptsächlich noch telefonisch an unmittelbar Betroffene weitergegeben wurden. Heute wird es, falls die Amtsanlage überlastet ist, als „Not-Telefon“ für dringende Gespräche genutzt.

Alles wird intensiver

Ob sich denn durch den Klimawandel etwas an der Wetter- und Niederschlagssituation geändert habe? „Die Häufigkeit der Wetterextreme ist auffällig, und die Intensität der Niederschläge scheint zugenommen zu haben, die Beobachtungsreihen sind allerdings noch relativ kurz. Eine deutliche Tendenz zu großen Hochwassern ist, wenn man entsprechend lange in die Vergangenheit schaut, noch nicht erkennbar“, so der Leiter des Hydrographischen Dienstes.

Wissenswertes

Alle 15 Minuten wird an 90 Messstellen der Wasserstand an Salzburger Gewässern gemessen. Die Messstellen an den großen Salzburger Flüssen wie Salzach, Saalach, Lammer, Enns und Mur werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hydrographischen Dienstes regelmäßig einmal im Monat betreut und dabei auch der Durchfluss gemessen. Führt die Salzach in Mittersill Hochwasser, braucht es, bis es die Stadt Salzburg erreicht (rund 120 Flusskilometer), rund acht Stunden, von der Stadt Salzburg bis Oberndorf braucht es zirka eine Stunde. 1897 wurden die Bürger der Stadt Salzburg mit einem Kanonenschuss von der Festung vor dem Hochwasser gewarnt. Das Hochwasser am 29. Juli 2019 in Rußbach wird als rund 75-jährliches Hochwasser eingestuft. Große Salzachhochwasser fanden in den Jahren 1897, 1899, 1920, 1959, 2002, 2005, 2013 und 2104 statt.


Quelle: Land Salzburg



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