Mit Wind zur Wasserstoff-Region

Slide background
  Mit einem von 37 wasserstoffbetriebenen PKW in Österreich. V.l.: GRin Gerda Kappel, Neusiedl, Bgm. Karel Lentsch, Neudorf, Vizebgm. Thomas Halbritter, Neusiedl, DI Christine Zopf-Renner, Leiterin Mobilitätszentrale Burgenland, Ing. Thomas Hava, ÖAMTC, Günther Lichtblau (Umweltbundesamt), LR Mag. Heinrich Dorner, Bgm.in Elisabeth Böhm, Neusiedl, DI GF Ing. Wolfgang Trimmel, MSc (Energie Burgenland Windkraft), Ing. Andreas Schneemann, MSc (Energie Kompass GmbH)
Bildquelle:  Landesmedienservice Burgenland
Slide background
  Verkehrslandesrat Heinrich Dorner und Bürgermeisterin Elisabeth Böhm lassen sich von Thomas Hava vom ÖAMTC die Technik eines wasserstoffbetriebenen PKW erklären
Bildquelle:  Landesmedienservice Burgenland
26 Sep 19:27 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Info-Veranstaltung zum Einsatz von alternativen Energien in der Mobilität

Unter dem Titel „Mit Wind zur Wasserstoff-Region“ hatte die Mobilitätszentrale Burgenland am Mittwoch, 25. September 2019, zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung im Rathaus in Neusiedl am See geladen. Im Fokus stand das Potential von Wasserstoff als alternativer Energieträger insbesondere für die Mobilität der Zukunft.

Verkehrslandesrat Heinrich Dorner, Experten des Umweltbundesamtes und aus dem Energiebereich erörterten vor zahlreichen interessierten Gästen Ansätze und Lösungen, die nicht zuletzt im Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele von Bedeutung sind. Tenor: Wasserstoff als Energieträger und Speichermedium wird eine wichtige Rolle im Industriesektor, im Schwerlastverkehr, beim Betrieb von Bussen und Bahn spielen; für den PKW gehe es aus Kostengründen Richtung batteriebetriebene Elektrofahrzeuge.

Der Klimawandel und seine Folgen sind das beherrschende Thema unserer Zeit. Als einer der größten Verursacher gilt der Verkehr, für den jedoch global weiterhin hohe Steigerungsraten prognostiziert werden. Die rasche weitgehende Abkehr von fossilen Energieträgern ist ein Gebot der Stunde und wurde mit den Klimazielen von der EU festgeschrieben: CO2-Reduktion um 36 % bis 2030, um 100 % bis 2050. Doch was soll die fossilen Energien ersetzen? Neben der Elektromobilität gilt Wasserstoff aus heutiger Sicht als Lösung mit hohem Potential – dessen saubere Produktion vorausgesetzt. Im Burgenland könnte Wasserstoff umweltfreundlich aus Windkraft hergestellt werden.

LR Dorner: „Es geht auch darum, Verkehr zu vermeiden“
Zur Bekämpfung der zu einem großen Teil durch den Verkehr verursachten Auswirkungen des Klimawandels brauche es ein Bündel von Maßnahmen, betonte Dorner; Technologie sei nur ein Teil davon. Die Hälfte aller mit dem PKW zurückgelegten Strecken seien kürzer als fünf Kilometer. „Es geht auch um Bewusstseinsbildung, darum, Verkehr zu vermeiden, indem wir wieder mehr zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren. Wir wollen den Alltagsradverkehr fördern und erreichen, dass Menschen mit dem Rad in die Arbeit fahren“. Der Ausbau der Radinfrastruktur und des öffentlichen Verkehrs, die Förderung alternativer Mobilitätsformen und von Mikro-ÖV-Systemen seien wichtige Schritte. „Aber wir setzen auch auf Technologie. Im Bereich der Elektromobilität werden wir in Kooperation mit der Energie Burgenland Ladestationen weiter ausbauen. Und wir werden im Burgenland auch den Vorteil nutzen, mit der Windkraft ‚grünen Wasserstoff‘ herzustellen“.

Anlage zur Erzeugung von „grünem Wasserstoff“ in Neusiedl
Das Thema Wasserkraft werde von der Energie Burgenland schon seit einigen Jahren verfolgt, berichtete Wolfgang Trimmel von der EB-Windkraft. In Neusiedl sei der Startschuss für die Windkraft gefallen, nun soll dort der nächste Schritt gemacht werden. „Wir erzeugen um vierzig bis fünfzig Prozent mehr Strom, als über das Jahr gerechnet im Land abgesetzt wird. Die Frage der Speicherung hat uns zum Wasserstoff gebracht. Wir wollen in Neusiedl eine Anlage zur Herstellung von Wasserstoff errichten“. Damit werde die Energie Burgenland eine Vorreiterrolle einnehmen, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und den CO2-Ausstoß verringern und lokal Arbeitsplätze schaffen. 8,5 Mio. Euro werden investiert, mit dem Wasserstoff sollen schon in zwei Jahren Überlandbusse im Bezirk Neusiedl betrieben werden. „Wasserstoff ist der Diesel der Zukunft“, so Trimmel.

Wasserstoffstrategie des Bundes in Ausarbeitung
Die massiven Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen, erfordere radikale Maßnahmen, erklärte Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt. „Ziel muss es sein, die Emissionen bis 2050 auf netto Null zu bringen. Fossile Energieträger müssen dazu zur Gänze ersetzt werden. Verkehr ist das Thema, wo am meisten der Schuh drückt“. Der Verkehr sei mit 29 % Anteil an den THG-(Treibhausgas)emissionen nach dem Industrie- und Energiesektor (37 %, inkl. Emissionshandel) einer der Hauptverursacher der Klimakrise (Stand 2017, Quelle: Umweltbundesamt). Zu bedenken sei, dass Wasserstoff keine Primärenergie, sondern ein Energieträger sei. Aus der Effizienzperspektive sei der Einsatz von Strom am sinnvollsten, jedoch stellten dessen Speicherung, die Verbrauchsspitzen, die kalte Dunkelflaute und die Sommer-Winterverschiebung ein Problem dar. Hier liege das Potential von Wasserstoff. „Wasserstoff hat eine Zukunft, jedoch nicht als alleinige Lösung“. Schwerpunktmäßíg werde dessen Einsatz im Industriebereich liegen, im Verkehrsbereich dort, wo batterieelektrische Fahrzeuge zu wenig Energiedichte haben, also Busse und LKW. Generell gelte der Grundsatz „Vermeiden, Verlagern, Verbessern“. Auf Bundesebene sei derzeit eine Wasserstoffstrategie in Ausarbeitung.

Flexibilität durch Speicherung und Lastverschiebung
Andreas Schneemann von der Energie Kompass GmbH im Südburgenland spricht sich für die Vernetzung aller Systeme der Energieerzeugung und –nutzung aus. Das Unternehmen arbeitet an einer Innovationsoffensive zur Schaffung eines digitalen, erneuerbaren Energiesystems. „Es braucht dazu intelligente Speicherung und Verteilung. Es gilt, Flexibilität durch Speicherung zu erzeugen und Lastverschiebungspotentiale zu nutzen. Wasserstoff kann dabei eine wichtige Maßnahme sein“. Im „Open Rail Lab“, auf Europas erster Teststrecke für selbstfahrende Züge von Oberwart nach Friedberg, soll erforscht werden, wann es Sinn macht, Wasserstoff hin zu den Verbrauchern zu transportieren oder zu speichern und ob dezentrale Wasserstofferzeugung zielführend ist.

Wasserstoff für PKW zu teuer
Die Speicherung sieht auch Richard Bachinger von der OMV als größten Vorteil von Wasserstoff. Im Bereich der Industrie und im Schwerlastverkehr, bei Bahn und Bussen liege das größte Potential für Wasserstoff. Die Technologie müsse allerdings noch weiterentwickelt werden. Gerade einmal fünf Wasserstofftankstellen und 37 H2-betriebene PKW gebe es in Österreich, und sie würden auch weiterhin Exoten auf den heimischen Straßen bleiben. „Für den PKW ist die Technologie wirtschaftlich derzeit nicht darstellbar“.


Quelle: Land Burgenland



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Salzburg

Redaktion Tennengau

Weitere Artikel von Redaktion Salzburg