Linz: Ordnungsdienst stärkt Sozialarbeit

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Linz

02 Feb 12:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Projekt mit der Volkshilfe startet am 1. Februar

Die Teams des Ordnungsdienstes (OSL) sind täglich im Linzer Stadtgebiet unterwegs. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen genau, wo Spannungen und Probleme im Zusammenleben verschiedener Interessensgruppen bestehen. Deshalb hat der Gemeinderat am 29. Juni 2017 die Implementierung von Sozialarbeit beim Ordnungsdienst beschlossen, um sofort deeskalierend reagieren zu können. Als sinnvollste Variante hat sich die Vergabe an einen externen Dienstleister in Form einer Leistungsvereinbarung mit der höchsten Effizienz und dem größten Mehrwert herauskristallisiert. Drei Anbieter haben Konzepte eingereicht: Pro Mente, Dees und Volkshilfe FMB GmbH – Abteilung Kommunale Integration. Eine Kommission, bestehend aus dem Direktor der Bau- und Bezirksverwaltung Dr. Robert Huber, MPM, dem Geschäftsführer des Ordnungsdienstes Mario Gubesch, MBA sowie FH-Prof.in DSAin Dr.in Marianne Gumpinger, entschied sich nach dem Bestbieterprinzip für das Angebot der Volkshilfe FMB GmbH – Abteilung Kommunale Integration.

„Durch den gezielten Einsatz von Sozialarbeitern wollen wir die neuralgischen Punkte in der Stadt besser in den Griff bekommen. Der Ordnungsdienst weiß, wo es Differenzen gibt. Die gut geschulten Sozialarbeiter können umgehend tätig werden und sich auch rückkoppeln. Wir arbeiten also auf mehreren Ebenen daran, dass das Miteinander besser funktioniert”, fasst der zuständige Vizebürgermeister Detlef Wimmer die Vorteile des neuen Angebotes zusammen.

Vorläufige Projektdauer ein Jahr

Die Ordnungsdienst GmbH finanziert der Volkshilfe FMB GmbH – Abteilung Kommunale Integration ein Kontingent von 2.820 Einsatzstunden, unter anderem für Szenepräsenz und Arbeit vor Ort. Damit können grundsätzlich zwei Sozialarbeiter eingesetzt werden. Nach Absprache mit dem OSL werden die Experten an den entsprechenden Orten aktiv, momentan beispielsweise am Südbahnhofmarkt oder am Hinsenkampplatz. Die Kosten belaufen sich auf zirka 100.000 Euro. Fällt die begleitende Evaluierung positiv aus, wird die Dienstleistungs-Vereinbarung um ein weiteres Jahr verlängert.

Zwei Varianten im Blick

Es stand zur Auswahl, eigene OSL-Mitarbeiter zusätzlich in sozialer Kompetenz und Konfliktmanagement zu schulen, damit die deeskalierenden Leistungen vor Ort selbst erbracht werden können. Doch die Ausbildung würde viele Monate in Anspruch nehmen. Außerdem werden Sozialarbeiter, die in keinem direkten Verhältnis zum OSL stehen, leichter Anschluss an die Klienten finden. Ein weiterer Vorteil der Fremdvergabe sind die personellen Ressourcen. So sind Fluktuationen, krankheits- und urlaubsbedinge Abwesenheiten leichter zu kompensieren. Außerdem liegt die fachliche Führung bei einer erfahrenen Organisation.

Wohnen im Dialog – Passendes Projekt der Volkshilfe FMB GmbH – Abteilung Kommunale Integration

Der öffentliche Raum ist allen Menschen frei und uneingeschränkt zugänglich und mit den gleichen Rechten und Pflichten nutzbar. So unterschiedlich Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Weltbilder, Interessen und Bedürfnisse bei der Nutzung des öffentlichen Raums. In diesem Umfeld ergeben sich oft schwierige Verhandlungssituationen oder Konfliktfälle, welche die Unterstützung durch neutrale dritte Personen erfordern, die durch Strukturierung des Gespräches oder des Planungsprozesses ausgewogene Bedingungen für alle Beteiligten gewährleisten.

Das Projekt Wohnen im Dialog (WiD) der Volkshilfe FMB GmbH – Abteilung Kommunale Integration bearbeitet oberösterreichweit Konflikte in Nachbarschaften und öffentlichen Räumen. Die aufsuchende soziale Arbeit im öffentlichen Raum an sogenannten Hotspots ist als interdisziplinärer Ansatz zu sehen und begleitet im Bedarfsfall auch Institutionen außerhalb des öffentlichen Raumes.

Bei der Begegnung unterschiedlicher NutzerInnengruppen im öffentlichen Raum können Situationen entstehen, die zu Irritationen, Verunsicherung und Konflikten führen. WiD ist in diesen Fällen als kompetenter Ansprechpartner für alle Menschen präsent, die sich im öffentlichen Raum der Einsatzgebiete der mobilen Sozialen Arbeit aufhalten oder dort zu tun haben. Durch ihre langjährigen Erfahrungen in der Konfliktbegleitung zwischen Nachbarn, Jugendlichen, Exekutive, Hausverwaltungen und älteren Menschen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von WiD auch Profis für Konfliktmanagement, Schulungen im Stadtteil sowie nachbarschaftliches Zusammenleben. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter von WiD suchen die Nutzer des öffentlichen Raums in schwierigen Lebenslagen auf, beraten diese, organisieren nach Möglichkeit Soforthilfe und bieten zahlreiche weitere Unterstützungsmaßnahmen für ein besseres, friedliches Miteinander aller an. Hierbei sieht sich WiD als intermediäre Instanz zwischen der Stadt Linz, dem Auftraggeber und den Bewohnerinnen und Bewohnern.

Sozialraumanalyse

Zuerst werden die Hotspots analysiert und entsprechende Vorgehensweisen geplant. Dabei finden alle Möglichkeiten eines Lebensraumes Beachtung.

Entwickeln von partizipativen und nachhaltigen Lösungsstrategien im Sinne von Öffnung und Nutzung vorhandener Ressourcen. Das heißt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von WiD übernehmen eine reflektierte Sprachrohrfunktion, eine soziale Anwaltschaft beziehungsweise eine Interessenvertretung, eine sogenannte „Trans-Fair-Leistung“. Verbesserung der gegenseitigen Akzeptanz, des Respekts und des Verständnisses von unterschiedlichen Nutzergruppen und deren Lebenslagen. Förderung der Selbstverantwortung, um ein sozial verträgliches Nebeneinander Aller und eine angemessene Nutzung des öffentlichen Raumes zu begünstigen. Schnell und unbürokratisch

Aufsuchende Soziale Arbeit im öffentlichen Raum muss so konzipiert sein, dass sie schnell und unbürokratisch auf die Bedürfnisse und Problemlagen ihrer Nutzerinnen und Nutzer reagieren kann. Wesentliches Merkmal von Interdisziplinärer Sozialarbeit ist die Vernetzung, indem sie lokale Kräfte mobilisiert und den gemeinsamen Austausch fördert. Es gilt, Bedarfe zu ermitteln, bei Problemlagen gemeinsam mit allen relevanten Akteuren Lösungen zu suchen, bestehende Kontakte und Ressourcen zu nutzen. So kann durch die Herstellung von Kommunikation zwischen allen Beteiligten schnell und flexibel auf Veränderungen reagiert werden.

Des Weiteren steht und fällt aufsuchende soziale Arbeit im öffentlichen Raum mit der gegenseitigen Achtung und dem gegenseitigem Vertrauen zwischen Sozialarbeitern und Klienten. Diese Beziehungsarbeit lebt von der kontinuierlichen Flexibilität und Mobilität der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter.

Aufgabenbereiche - Maßnahmen - Handlungsfelder

Aufsuchende soziale Arbeit im öffentlichen Raum kann ordnungspolitische Maßnahmen nur eingeschränkt selbst durchführen, diese aber sehr wohl, in enger Zusammenarbeit mit Exekutive und Ordnungsdienst der Stadt Linz, begleiten. Daraus ergeben sich folgende mögliche Aufgabenbereiche und Handlungsfelder:

Kommunizieren von Regeln und Förderung gegenseitiger Toleranz und Rücksichtnahme Vermitteln bei Konflikten im öffentlichen Raum, besonders wo sozial randständige Menschen oder Jugendgruppen involviert sind Begleitung von Interventionen bei Unordnung, Lärm, Belästigungen Aufnehmen von Anliegen, Beschwerden und Ideen aus der Bevölkerung Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum werden gezielt unter Einbezug der beteiligten und betroffenen Personen bearbeitet. Der Entstehung neuer Nutzungskonflikte wird mit frühzeitigen Interventionen präventiv begegnet. Mit dem Ziel, das Sicherheitsgefühl in der Stadt Linz zu erhöhen, werden im öffentlichen Raum Rücksichtnahme, Verständnis und Toleranz gefördert. Störendes Verhalten wird mit verschiedenen sozial- und ordnungsdienstlichen Interventionen auf ein tolerierbares Maß reduziert. In regelmäßiger Absprache mit dem Ordnungsdienst der Stadt Linz wird der öffentliche Raum analysiert und es werden Arbeitsschwerpunkte gesetzt. Bei allen Menschen, die sich vorwiegend oder oft im öffentlichen Raum aufhalten, wird mit gezielten niederschwelligen Interventionen die soziale Situation verbessert, der Zugang zu Hilfsangeboten erleichtert und der Gefahr des dauerhaften Aufenthalts auf Straße vorgebeugt.

Dabei geht es sowohl um das Verstehen und Zuhören als auch um Grenzsetzungen sowie Grenzdurchsetzungen. Aufsuchende soziale Arbeit im öffentlichen Raum kann polizeiliche und ordnungsdienstliche Interventionen kommunikativ begleiten und somit nachhaltige und stabile Lösungen ermöglichen.



Quelle: Stadt Linz



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