Linz. Die Bedeutung von Grünraum für unsere Umwelt und Lebensqualität

Slide background
Linz

24 Jän 13:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Bodenschutz ist Klimaschutz

Der Boden und seine Beschaffenheit sind die wichtigste Grundlage, wenn wir über unseren Lebensraum und unser Klima sprechen. Die enorme Bedeutung der Ressource Boden für den Großraum Linz möchten Umweltlandesrat Rudi Anschober, Umweltstadträtin Mag.a Eva Schobesberger und der Leondinger Umweltstadtrat Sven Schwerer in den Mittelpunkt stellen. Gemeinsam mit den Fachleuten, Dr. Friedrich Schwarz und DI Wilfried Hager zeigen sie die möglichen Folgen des unkontrollierten Bodenverbrauchs in Österreich auf.

In keinem anderen Land gibt es derart viele Einkaufszentren, Straßen und leerstehende Industrieflächen - also Flächen, die versiegelt sind und somit kein Wasser aufnehmen und kein CO2 speichern können. Dazu kommt der Aspekt, dass versiegelte Flächen Hitze viel stärker aufnehmen und speichern. Dadurch geht die natürliche Verdunstung und Durchlüftung verloren. Besonders in großen Ballungsräumen wie Linz ist dann der „urban heat island effect“ vor allem im Sommer stark spürbar. Einen weiteren Nachteil der Verbauung von Grünräumen stellt die Zersiedelung von Ortschaften dar. Ortskerne sterben aus, Infrastruktur geht verloren. Im Gegenzug müssen Grünflächen der Verbauung weichen. „Täglich werden in Oberösterreich 21.000 Quadratmeter Boden in Siedlungs-, Verkehrs- und Geschäftsflächen umgewidmet. 42 Prozent dieser Fläche oder 8820 qm werden im Durchschnitt versiegelt oder überbaut und damit der Boden zerstört. Es braucht dringend ein umfassendes Bodenschutzprogramm. Oberösterreich setzt schon jetzt vielfältige Aktivitäten zum Schutz unseres Bodens ein, beginnend mit der Bewusstseinsbildung in Schulen, Informationsangebote für Gemeinden, Förderungen z.B. für bodenschonendes Bauen für alle Häuslbauer/innen bis zu den Bodenfunktionskarten als wichtiges Planungsinstrument für Gemeinden. Diesen Weg müssen wir mit dem Bodenschutzprogramm noch weitergehen“, appelliert Landesrat Rudi Anschober.

Aktueller Anlassfall ist die geplante Verordnung zum regionalen Raumordnungsprogramm Linz-Umland 3. Die rund 30 Hektar große Grünfläche hinter dem Kinderdorf St. Isidor in Leonding könnte in naher Zukunft zum Betriebs- und Wohnbaugebiet werden.

„Insgesamt wurden in und um Linz 106 Hektar Grünland aus dem be-sonderen Schutz gestrichen. Das ist eine Fläche in die der Linzer Hauptplatz über 80 Mal hineinpasst. Darunter sind Flächen, die beson-ders der Stadtdurchlüftung dienen. Werden die verbaut, ist das für die Stadt ungefähr so als würden wir in unserer Wohnung die Fenster zunageln. Wir haben vergangenen Sommer einen der heißesten und trockensten der Messgeschichte erlebt. Hören wir endlich auf das wirtschaftliche Interesse, den Profit von ein paar wenigen wichtiger zu nehmen als unseren Lebensraum“, meint die Linzer Umweltstadträtin Eva Schobesberger.

Besonders die Umwidmung des Regionalen Grünzugs Leonding – St. Isidor und damit verbunden des Grünzugs Bergern wird aus naturschutzfachlicher, stadtökologischer Sicht und auch klimabedingt (Luftdurchzug) kritisch betrachtet. Der Grünzug Bergern ist eine wichtige Durchlüftungsschneise für die Stadt. Er beginnt auf Leondinger Seite, zieht sich über den Wasserwald, ist unterbrochen durch das Werksgelände der voestalpine und setzt sich schließlich in den Traun-Donau-Auen fort.

„Die Erhaltung der Grünzüge in Leonding hat einen großen Stellenwert. Die Politik hat die Verantwortung Experten/innen-Meinungen ernst zu nehmen. Wir treffen Entscheidungen, die praktisch nicht rückgängig gemacht werden können. Hier ist die jahrzehntelang gültige fachliche Bewertung der Grundstücke nicht mehr ernst zu nehmen. Es gäbe alternative Betriebs- und Wohnbaugebiete, hier müsste allerdings die Gemeinde aktiv das Gespräch suchen. Das wird nach meiner Einschätzung erst soweit sein, wenn alle erkennen, dass der Grünzug tatsächlich nicht angegriffen werden darf. Die Pläne für die Einleitung einer Volksbefragung werden konkreter. Es zeigt sich bei bisherigen Unterschriftenaktionen der Bürger/inneninitiative, dass die Bevölkerung in allen Stadtteilen Leondings sehr interessiert an diesem Thema ist“, sagt Sven Schwerer, Stadtrat in Leonding.

Umwelt- und Naturschutzfachliche Bedenken an der Umwidmung des Grünzugs Leonding – St. Isidor/ Bergern

Die Grünzugverbindung St. Isidor/ Bergern wurde bei der Überarbeitung des regionalen Raumordnungsprogramms Linz-Umland, aus der regionalen Grünzone herausgenommen - mit dem Planungsziel Entwicklungsspielraum für eine langfristige stadtregionale Siedlungsentwicklung zu schaffen. Damit wird das Grundstück nicht mehr als regionale Grünzone ausgewiesen, die für die Zukunft zu sichern ist. Es entfällt damit auch das Verbot für Baulandwidmungen.

Negative Auswirkungen auf die Belüftungssituation der Stadt

Das Grundstück besitzt aus siedlungshygienischer und stadtklimatischer Sicht eine wichtige Funktion als Belüftungsschneise für das mit Schadstoffen belastete Stadtgebiet. Genauso wie die Talstrukturen im Stadtteil Urfahr besitzt auch der entlang der Terrassenkante im südlichen Teil befindliche Grünzug diese bedeutsame Funktion für die Stadtbelüftung. Eine Umwidmung großer zusammenhängender Grünlandflächen steht somit im Widerspruch zu dem in den Zielen für die Siedlungsentwicklung festgelegten Prinzip, dass in Gebieten mit erheblichen Umweltbelastungen keine Baulandwidmungen umgesetzt werden dürfen.

Eine Umwidmung dieser Größenordnung würde sich negativ auf die Belüftungssituation des südlichen Linzer Beckens auswirken, da eine Verbauung die Frischluftentstehung, die nur auf gewachsenem und möglichst bewachsenem Boden stattfinden kann, unterbrechen würde. Der entlang der Terrassenkante streichende „Flurwind“ würde mit einer Verbauung unterbrochen werden, was zu einer Veränderung und Verschlechterung des Luftaustausches im südlichen Linzer Becken führen würde.

Winde wehen im Bereich des Linzer Stadtgebietes meist aus westlichen oder östlichen Richtungen und entsprechen daher zumeist dem Verlauf des Grünzuges Bergern.

Negative Auswirkungen auf Natur-und Landschaftsschutz

Auch aus der Sicht des Natur- und Landschaftsschutzes hätte die Umwidmung negative Auswirkungen, da v.a. Tiere und Pflanzen der Feldflur (Niederwild, Kleinsäuger, Bodenlebewesen, Insekten) auf großer Fläche ihren Lebensraum verlieren würden. Dies würde sich auch negativ auf den Linzer Naturhaushalt auswirken, da eine Verbauung den Zuzug und die Wanderung von Wildtieren aus dem Umland in Richtung Stadtgebiet negativ verändern würde. In welcher Größenordnung sich diese Veränderungen abspielen würde, lässt sich nicht beantworten, da dafür eingehendere Untersuchungen (floristische und faunistische Erhebungen) notwendig wären.

Gutachten zur Bodenqualität

Ein Gutachten zur Bodenqualität kommt zum Ergebnis zu einem überraschenden Ergebnis. Die Bodenfunktionen des Grundstücks zeigen alle, dass es sich um einen besonders hochwertigen fruchtbaren Boden handelt. Der Boden in St. Isidor würde sich nach einer Bodenfunktionsbewertung sogar für eine Ausweisung als „Landschaftliche Vorrangzone Bodenschutz“ eignen. Bei den Parametern „Natürliche Bodenfruchtbarkeit“ und „Schadstofffilterung und Puffer“ wird die höchste Leistungsstufe erreicht. Die Fähigkeit des Bodens zur Wasserabflussregulierung liegt knapp unter dem Höchstwert.

LR Anschober: „Je enger der Raum, umso wichtiger eine sorgsame Lenkung der Raumansprüche auf der Grundlage von Informationen. Als erstes Bundesland hat Oberösterreich deshalb Bodenfunktionskarten erstellt. Diese Karten machen flächendeckend die Leistungen von Böden sichtbar. Damit wird transparent, welche Flächen besonders wertvoll sind und vor Verbauung geschützt werden sollen.“



Quelle: Stadt Linz



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Salzburg

Redaktion Tennengau

Weitere Artikel von Redaktion Salzburg