Liechtenstein wird zur Casino-Hochburg – Was macht Österreich?

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Foto: Roulette / Symbolbild
17 Sep 13:08 2019 von Redaktion International Print This Article

Von wegen nichts geht mehr: Im Fürstentum Liechtenstein wird immer stärker auf Casinos gesetzt. Ein knappes Jahrzehnt, nachdem das Glücksspielverbot aufgehoben wurde, lassen das Casino in Ruggell und das Casino in Schaanwald auch die Staatskassen klingeln. Zwei weitere Casinos sind in Schaan und in Triesen in Bau, und über weitere Spielbanken in Gamprin und in Eschen soll derzeit Spekulationen zufolge diskutiert werden. Das bereits bewilligte Casino in Balzers ist zumindest momentan wegen Einsprachen von besorgten Bürgern auf Eis gelegt.

Bei einer Einwohnerzahl von knapp unter 38.000 im vergangenen Jahr würde das kleine Fürstentum mit all diesen Casinos sogar Las Vegas und Macau übertreffen, was die Dichte anbelangt.

Verantwortlich dafür sind die große Nachfrage bei den Zockern und die Gewinnspannen für Investoren. Seit 2016 kann jeder potenzielle Betreiber eine Casinogenehmigung beantragen. Auch für den Staatssäckel ist das lukrativ. Rund 20 Millionen Franken sind aus den Casinos in Ruggell und Schaanwald im vergangenen Jahr an Spielbankenabgaben in die Kassen des Fürstentums geflossen. Noch mehr Casinos könnten die Einnahmen deutlich erhöhen.

In Deutschland ist das Glücksspiel besonders mittlerweile strikt geregelt. Lizenzen für das große Spiel besitzen nur die 65 staatlichen Casinos plus die in einer Ausnahmeregelung 2013 vom Land Schleswig-Holstein konzessionierten privaten Spielbanken. Obwohl es im Internet keine Casinos mit deutscher Lizenz gibt, findet man hier die besten deutschen Online-Casinos auf deutscheonlinecasinos.org

Die Nachbarländer sehen die Entwicklung in Liechtenstein allerdings mit Unmut. Durch die Grenznähe der Spielbanken sehen sie die eigenen Einnahmen einbrechen. In der Schweiz haben die Spielbanken in St.Gallen und Bad Ragaz deutliche Rückgänge erlitten. Bei den Spielbankenabgaben wurden 2018 rund 2,3 Millionen Franken weniger eingenommen als im Vorjahr. In Österreich liegt das Casino in Bregenz nur eine halbe Autostunde von der Konkurrenz in Ruggell entfernt. Auch hier ist die Besucherzahl gesunken.

Im Gegensatz zu Liechtenstein werden Casinolizenzen in Österreich, der Schweiz und in Deutschland zumindest für das sogenannte große Spiel, bei denen es nicht nur um Cent-Einsätze geht, streng von Vater Staat kontrolliert. Wer etwas tiefer in die Tasche greifen will, kann das in Österreich in landbasierten Casinos nur in den zwölf staatlich lizenzierten Spielbanken der Casino Austria AG tun. Mehr als 2,3 Millionen Besucher werden hier im Schnitt pro Jahr verzeichnet.

In der Schweiz stehen Zockern 21 Casinos zur Verfügung. Acht davon besitzen eine A-Lizenz, die Einsätze ohne Limit für die Tischspiele zulässt. Außerdem dürfen alle Spiele angeboten werden. In den Casinos mit B-Lizenz sind die Einsätze limitiert, und an den Tischen dürfen nur Poker, Roulette und Blackjack gespielt werden.

Im Gegensatz zu Österreich mit seinen seit Jahren etablierten Online-Casinos und der Schweiz, die in dem Anfang des Jahres 2019 in Kraft getretenen Geldspielgesetz erstmals auch die Erweiterung der eidgenössischen Casinos um Online-Glücksspiel erlaubt, gibt es zumindest derzeit noch keine in Deutschland lizenzierten Online-Casinos. Damit befinden sich die virtuellen Zocker in der Bundesrepublik in einer rechtlichen Grauzone, weil die EU im Gegensatz zu Deutschland Online-Casinos zulässt, wenn sie in einem der Mitgliedsländer ihre Zulassung erhalten haben.

Dabei geht es der Bundesrepublik auch um den Jugendschutz und die Verhinderung von Sucht. Mittlerweile sind allerdings gerade Online in den seriösen Casinos die Kontrollen mindestens so rigoros wie bei den landbasierten Spielbanken, und außer dem Mindestalter von Zockern werden auch Einsätze elektronisch im Auge behalten. Auffälliges Verhalten wird geflaggt, wie auch in den landbasierten Casinos und Spielhallen. Spezielle Software ermöglicht es Zockern zudem, ihr eigenes Spielverhalten nachzuvollziehen. Auffälligen Spielern soll außerdem mit der neu in Kraft getretenen Netzsperre der Zugang zu Online-Casinos verwehrt werden. Wer auf illegalen Seiten spielen will, soll ebenfalls blockiert werden.

Im Gegensatz dazu und zu den Regelungen in den landbasierten Spielbanken in Deutschland, Österreich und der Schweiz sieht die Eidgenössische Spielbankenkommission bei der Liechtensteiner Konkurrenz einen deutlichen Nachholbedarf, was den Spielerschutz anbelangt. Wer in der Schweiz, Deutschland oder Österreich eine Casinosperre erhält, darf keine der Spielbanken im jeweiligen Land mehr besuchen. In Liechtenstein gilt die Sperre für das jeweilige Casino, und bei dem bevorstehenden Boom lässt sich das leicht ausnutzen.

Dabei profitieren von den Einnahmen an den Tischen und Automaten im Alpenraum alle Bürger. In Deutschland fließt ein beachtlicher Teil der Spielbankenabgabe an die Länder und Kommunen, die das Geld überwiegend in die Förderung von sozialen Einrichtungen stecken. In der Schweiz werden aus dem Casinotopf Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung mitfinanziert. In Österreich profitieren Bund, Länder und Gemeinden, wobei sie jeweils selbst über den Verwendungszweck entscheiden.

Was die Konkurrenz aus Liechtenstein betrifft, gibt es derzeit in den Nachbarländern keine Pläne, die eigene Anzahl an Casinos zu erhöhen. Auch an der Spielbankenabgabe wird sich wohl nichts ändern. Im Fürstentum kassiert der Staat ein Minimum von 17,5 Prozent der Glücksspielerträge, wobei die Abgaben graduell steigen. In Österreich liegen die Abgaben bei 30 Prozent. In der Schweiz fangen sie bei 40 Prozent an und können bis auf 80 Prozent steigen, je nachdem, wie hoch die Glücksspielumsätze ausfallen. In Deutschland variieren die Abgaben je nach Bundesland zwischen 20 und maximal 80 Prozent.

Wie sich die Einnahmenlage verändern wird, wenn in Liechtenstein weitere Konkurrenz für die Alpenländer dazu kommt, wird sich zeigen. Wenn auch geografisch der Weg über die Grenze nicht allzu weit ist, sind die meisten der besucherstärksten Casinos in den alteingesessenen Casinoländern den Neueinsteigern weit voraus, was Ruf und Glamour der Geschichte anbelangt.



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