Oberösterreich: LRin Langer-Weninger - Hohe Produktionskosten, kleine Produktpreise – das Dilemma der Bäuerinnen und Bauern wird zum Risiko für die Lebensmittelversorgung

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Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger macht auf die heikle Lage der heimischen Familienbetriebe aufmerksam. Stark gestiegene Betriebsmittelpreise führen aktuell oftmals dazu, dass bei den Bäuerinnen und Bauern unterm Strich nichts übrig bleibt.
Foto: Hermann Wakolbinger,
16 Dez 19:00 2021 von Redaktion Salzburg Print This Article

„Die Landwirtschaft steht seit Jahren unter Druck. Ein angemessenes Einkommen zu erzielen forderte von den Bäuerinnen und Bauern stets wirtschaftliches Geschick und Managementfähigkeiten, doch selten war es schwieriger die Aktiva über den Passiva zu halten als in diesen Monaten. Die Betriebsmittelpreise explodieren förmlich, bei den Erzeugerpreisen tut sich dagegen mit Ausnahme der Marktfruchtpreise wenig bis gar nichts. Unterm Strich bedeutet das für die heimischen Betriebe: weniger Einkommen, Zukunftsängste und Druck in Richtung Betriebsvergrößerung. Mit dem heute im Landtag beschlossenen Agrarbudget von 85,7 Millionen Euro setzen wir zwar einen stabilen Anker für unsere gebeutelten Betriebe und geben ihnen Stabilität, doch was es nun wirklich braucht sind faire Produktpreise, die die Leistung der Landwirtschaft und im Besonderen die hohe Produktqualität abbilden. Darüber hinaus braucht es auch faire Wirtschaftspartner, die Zugewinne in der Wertschöpfung an die Urproduzentinnen und Urproduzenten, also die Bäuerinnen und Bauern, weitergeben.“Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger

Die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher schätzen die heimische Landwirtschaft und ihre vielfältigen, erstklassigen Lebensmittel. Die kleinstrukturierten Familienbetriebe treffen den Nerv der Zeit und den Geschmack der Menschen. Regionalität, Tierwohl und ökologisches Wirtschaften lag noch nie so im Trend wie in diesen Tagen. Dass der „österreichische Weg“ in der landwirtschaftlichen Produktion ankommt, zeigt auch eine Key-Quest-Umfrage zum Bild der Landwirtschaft in der Gesellschaft. Diese ergab dass 94 Prozent der Bevölkerung die Landwirtschaft sehr positiv sehen und der Beruf des Landwirts bzw. der Landwirtin mit 85 Prozent als wichtig für die Zukunft erachten. Nur Ärzte wurden als noch wichtiger eingestuft. Diese Wertschätzung und auch das Vertrauen in den Bauernstand haben die vielen fleißigen Betriebsführer teils überrascht, denn oft fehlt ihnen die wertschöpfende Anerkennung und mit Ausnahme der Direktvermarkter die unmittelbare wertschätzende Rückmeldung der Konsumenten und Konsumentinnen.

OÖ Landwirtschaft: Zu jeder Zeit ein verlässlicher Ernährer

In der Pandemie haben Oberösterreichs Lebensmittelproduzenten eindrucksvoll gezeigt: Auf die heimische Landwirtschaft ist Verlass. Die Bäuerinnen und Bauern sorgen mit ihrer täglichen Hände Arbeit für Ernährungssicherheit auf höchstem Qualitätsniveau. Aber auch Wärme und Energie kommen mittlerweile vielfach von den Höfen. Den Naturraum, den viele in den letzten Monaten so zu schätzen gelernt haben, pflegen und erhalten die Familienbetriebe. Sie sorgen damit auch für die Basis des heimischen Tourismus, nämlich für die einzigartige (ober)österreichische Kulturlandschaft. „Zeigen wir als Bevölkerung daher auch den Bäuerinnen und Bauern, dass sie sich in schwierigen Zeiten auf uns verlassen können. Setzen wir uns für mehr Regionalität, die Auslobung der Lebensmittelherkunft und vor allem für faire Produktpreise und Wertschöpfungsanteile ein“, so der Appell von Landesrätin Michaela Langer-Weninger. Profitieren wird davon – in unterschiedlichster Form – jeder, wie die am Ende der Pressaussendung angeführten Zahlen eindrucksvoll zeigen.

Das Land Oberösterreich geht in der Unterstützung der Land- und Forstwirtschaft beispielgebend voran. Zentrale Bedeutung kommt dabei dem Agrarbudget zu. „Insgesamt 85,7 Millionen Euro wurden heute beim Budgetlandtag für die Land- und Forstwirtschaft reserviert. Damit wurde ein Anker in herausfordernden Zeiten und auf unsicheren Märkten gesetzt“, so Langer-Weninger. Ein großer Teil der Finanzmittel fließt in zentrale Programme und EU-Subventionen beispielsweise in das Umweltprogramm ÖPUL, die Ausgleichzulage für Bergbauern oder die Investitionsförderung. „Auch in die Zukunft der Wälder und in einen klimafitten Waldbestand werden beachtliche Summen investiert. Zusätzlich setzen wir mit den Tier- und Dürreversicherungen sowie der Agrarforschung bewusste Schwerpunkte“, führt Langer-Weninger aus. Ziel sei es den erstklassigen Lebensmittelstandort Oberösterreich auszubauen: „Das bringt Sicherheit und Beständigkeit für den ländlichen Raum und die begleitende Wirtschaft.“

Auch in der öffentlichen Beschaffung will man seitens des Landes Maßstäbe setzen. Bereits 60 Prozent der verwendeten Produkte stammen aus der heimischen Landwirtschaft. Bis 2025 ist die Zielvorgabe den Regionalitätsanteil auf 70 Prozent und den Bioanteil auf 30 Prozent zu erhöhen. Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist die Auslobung der Lebensmittelherkunft. „Bei jeder der 1,28 Millionen jährlich ausgegebenen Mahlzeit ist der Ursprung der Zutaten nachvollziehbar. So sollte es auch im Supermarkt oder in der Gastronomie sein, schließlich wollen die Konsumenten wissen, woher ihre Lebensmittel kommen und wie sie produziert wurden“, betont Langer-Weninger.

Herkunftskennzeichnung gibt unserem kulinarischen Erbe eine Zukunft

Die heimische Kulinarik ist nicht nur schützenswertes Kulturgut, sondern auch zukunftsträchtige Marke mit wirtschaftlichem Potential. Bereits im Vorjahr haben sich Vertreter/innen aus Wirtschaft, Tourismus, Gastronomie, Politik und Landwirtschaft darauf geeinigt die oberösterreichische Kulinarik und die heimischen Top-Lebensmittel als Zugpferd in den Fokus des OÖ Tourismus zu stellen. „Nutzen wir den hohen Stellenwert der oberösterreichischen Kulinarik bei einheimischen und ausländischen Gästen. Die wachsende Nachfrage ist eine Chance für den gesamten ländlichen Raum“, ist Regionen-Landesrätin Langer-Weninger überzeugt.

Um Oberösterreichs kulinarische Erbe zu bewahren, muss auch die Herkunft als Qualitätssiegel auf den heimischen Lebensmitteln und Speisekarten ersichtlich sein. „Die Forderung nach einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung, wie im Regierungsprogramm der Bundesregierung, findet daher meine vollste Unterstützung. Durch eine rasche Umsetzung wird für Transparenz beim Lebensmitteleinkauf und –konsum gesorgt. Zudem wird den Endverbrauchern ermöglicht sich bewusst für ein Produkt ihrer Wahl zu entscheiden. Gerade bei verarbeiteten Lebensmitteln tappen wir oft im Dunkeln über die (diversen) Herkunftsorte und Produktionsweisen der verwendeten Zutaten. Ich fordere die Bundesebene: Bringen wir Licht ins Dunkel, sorgen wir für mehr Produktwahrheit“, so Michaela Langer-Weninger.

Preisrally am Agrarrohstoffmarkt – wenn unterm Strich nichts übrig bleibt

Die Entwicklung auf den internationalen Rohstoffmärkten machen eine rasche Umsetzung der Herkunftskennzeichnung und höhere Erzeugerpreise wichtiger denn je. „Denn jeder Griff zum heimischen Produkt ist ein Produktionsauftrag. Und den braucht die Landwirtschaft dringender denn je“, so die dringlichen Worte der Agrar-Landesrätin. Aktuell kann nur die Menge, die schrumpfenden Gewinnmargen der Bäuerinnen und Bauern ausgleichen. Ursächlich hierfür sind die stark gestiegenen Betriebsmittelpreisen am Weltmarkt infolge von Rohstoffknappheit und coronabedingt unterbrochenen Lieferketten.

Seitdem Vorjahr haben sich die Düngerkosten, und hier insbesondere die Ausgaben für Stickstoffdünger, mehr als verdreifacht. Ähnlich prekär verhält es sich bei den Futtermitteln. Der Preis für Sojaschrot etwa hat im Vergleich zu 2021 um die Hälfte zugelegt. Damit ist die landwirtschaftliche Produktion so teuer wie nie zuvor. Hinzu kommen finanzielle Belastungen durch gestiegene Strom-, Treibstoff- und Baukosten.

Ändert sich an der Marktsituation nichts, wird sich das auch bei den Produktionsmengen auswirken. „Die Ackerbauern zögern verständlicherweise Düngermittel zu kaufen und die Tierhalter stöhnen unter der Kostenexplosion für Futtermittel. Können die höheren Preise für Vorprodukte und Rohstoffe nicht durch steigende Verkaufspreise kompensierte werden, so werden viele Bäuerinnen und Bauern zu kalkulieren beginnen, ob sich die Produktion überhaupt noch lohnt. In einigen Sparten, wird es unter den aktuelle Gegebenheiten leider eng werden“, zeigt sich Langer-Weninger besorgt.

Ausgehend von dieser Misere fordert Oberösterreichs Agrar-Landesrätin einen Schulterschluss entlang der gesamten Lebensmittelkette: „Ich appelliere daher an alle Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher gerade jetzt zu den Feiertagen zu heimischen bäuerlichen Produkten zu greifen und damit der heimischen Landwirtschaft einen klaren Auftrag zu erteilen. Damit decken Sie für ihre Liebsten den Tisch mit höchster Qualität, mit Umweltschutz, mit Tierwohl und mit einer gepflegten Kulturlandschaft. Davon profitieren wir alle gemeinsam.“?Stiller Held – Leistung der OÖ Land- und Forstwirtschaft in Zahlen

Produktionswert: 2 Milliarden Euro 2,3 Millionen Menschen werden von 30.000 bäuerlichen Familienbetriebe ernährt knapp 100.000 Arbeitsplätze (inklusive der vor- und nachgelagerten Bereiche) werden durch die OÖ Landwirtschaft gesichert mit 4,5 Milliarden Euro Handelsüberschuss ist die Wertschöpfungskette Holz ein wesentlicher Bestandteil des Wirtschaftsstandorts und zweitgrößter Außenhandelsposten nach dem Tourismus in Österreich 64.000 Personen werden entlang der Wertschöpfungskette Holz beschäftigt


Quelle: Land Oberösterreich



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