Kunst Haus Wien präsentiert Claudia Märzendorfer ,,A Blazing World“

Slide background
Kunst Haus Wien präsentiert Claudia Märzendorfer „A Blazing World“
Foto: Claudia Märzendorfer
19 Jun 07:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Das Kunst Haus Wien, ein Museum der Wien Holding, präsentiert von 19. Juni bis 29. September 2019 Claudia Märzendorfers „A Blazing World“. Die österreichische Künstlerin vereint in ihrem Werk unterschiedliche künstlerische Medien und kombiniert philosophische Denkansätze mit kunsthistorischen Referenzen. In ihrer jüngsten Arbeit greift die Bildhauerin ein die aktuelles Ökologiethema auf und entwickelt aus Wegwerfplastik eine Plastik.

Eigens fürs Kunst Haus Wien entwickelte Installation

Mit ihrer Installation „A Blazing World“, die sie eigens für die Kunst Haus Wien Garage entwickelt hat, eröffnet Claudia Märzendorfer mehrere Perspektiven auf die Verschmutzung der Weltmeere durch Kunststoffmüll. Verursacht wird diese durch das ausufernde kapitalistische Konsumverhalten der westlichen Welt. Mit einer zentralen Skulptur und ihren Texten „Frankreich“ und „Plastiglomerat. Reservoir der Moderne, gleich einer Fotografie“ macht die Künstlerin auf die Komplexität der Situation aufmerksam.

Ausgangspunkt für Claudia Märzendorfers neueste Arbeit bildet die in Sardinien im April 2019 gestrandete schwangere Walkuh, deren Leben durch Kunststoffmüll im Magen qualvoll endete. Claudia Märzendorfer verarbeitet die Tragödie mittels einer literarischen Arbeit und einer kleinen, erdölschwarzen Skulptur des verendeten Wals mit offener Flanke. Sie bringt diese in einen Dialog mit mehreren Faksimiles von Stichen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, die Walstrandungen zeigen. Die Darstellung eines gestrandeten Wals war damals ein geläufiges Bildmotiv und galt in Europa als allgemein verständliches moralisches Sinnbild für selbstverschuldetes Unglück.

Zwei Texte ergänzen Märzendorfers Installation

In dem Text „Frankreich“ beschreibt Märzendorfer mit Anspielungen und Verweisen auf Kapitalismus und Konsum in surreal-humoristischer Weise Szenen einer Operation an einem Wal, der an einem verschluckten „Stück Frankreich“ zu sterben droht. Mit „Frankreich“ ist die Ansammlung von Kunststoffmüll im Ozean gemeint, die vor einigen Jahren flächenmäßig mit Frankreich verglichen wurde. Inzwischen ist der Müllstrudel dreimal so groß (vgl. Scinexx 2018).

Um den neuartigen Werkstoff Plastiglomerat geht es im zweiten Text der Künstlerin: „Plastiglomerat. Reservoir der Moderne, gleich einer Fotografie“. Der Werkstoff wird als „neue“ Gesteinsart bezeichnet und bildet sich bei großer Hitze aus Plastik, Vulkangestein, Sand, Muscheln und Korallen und wurde bereits an der hawaiianischen Küste nachgewiesen.

Skulpturengruppe verdeutlicht Nutzen und Schaden von Kunststoff

Das Spannungsfeld zwischen dem weltweiten Entsorgungsproblem von Kunststoff und der vielseitigen Verwendung des Materials in unserer modernen Zivilisationsgesellschaft (das Spektrum reicht vom Einsatz in Medizin und Technik, in Gebrauchsgegenständen des Alltags bis zur vielzitierten Verschwendung in der Verpackungsindustrie) überträgt Claudia Märzendorfer auf ihre Skulpturengruppe. In Form und Farbe changieren die perfekten Abgüsse von weggeworfenen PET-Flaschen, Müllsäcken, Bechern, etc. zwischen Eisscholle und Müllberg und spiegeln die verdichtete Dualität von Nutzen und Schaden wieder. Zugleich verleiht die Künstlerin ihren Objekten aus keramischem Gips eine besondere Schwere, die der vermeintlichen Vergänglichkeit des Kunststoffs widerspricht.

Künstlerin lebt und arbeitet in Wien

Claudia Märzendorfer lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. In ihren Arbeiten zerlegt sie Situationen und konstruierte Bedingungen und setzt diese zumindest gedanklich neu zusammen. Sie versteht die Welt als (ihr) Material. Die Bilder, die dabei entstehen, sind immer umfassend recherchiert und vermissen dennoch nicht einen Überraschungseffekt, der sie unmittelbar verstehen lässt.

Daten und Fakten zum Werkstoff Kunststoff

Seit 1907 wird Kunststoff industriell hergestellt und hat sich aufgrund seiner technischen Eigenschaften und günstigen Produktion als bedeutender Werkstoff durchgesetzt (vgl. Global 2000, 2019). Die Kunststoffindustrie produzierte im Jahre 2017 weltweit 348 Millionen Tonnen und in Europa 64 Millionen Tonnen. Davon landen jährlich ca. 8 Millionen Tonnen im Meer. Mittlerweile lassen sich kleinste Partikel im Trinkwasser und Essen nachweisen. Aus Bequemlichkeit der heutigen Gesellschaft sind Kunststoffe aus dem Alltag jedoch nicht mehr vollständig wegzudenken (vgl. Die Presse 2019). Vor allem in der Verpackungsindustrie werden Kunststoffe gebraucht. Dort macht der Verbrauch von Verpackungen in Form von Folien oder Kunststoffbehältern ca. 35 Prozent aus. Damit liegt der Einsatz von Kunststoffen in der Baubranche (23 Prozent) und der Fahrzeugindustrie (10 Prozent) deutlich dahinter (vgl. Ingo Scheuermann, o.J.).


Quelle: Stadt Wien



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Salzburg

Redaktion Tennengau

Weitere Artikel von Redaktion Salzburg