Kulturausschuss: Memorial für Frauen im Widerstand beschlossen

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Stadt Salzburg

15 Dez 04:00 2018 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Iris Andraschek gestaltet Erweiterung des Rosa Hofmann Gedenksteins

Im Sommer des Gedenkjahres 2018 hat die Abteilung 2 – Kultur, Bildung und Wissen, einen geladenen Wettbewerb zur künstlerischen Erweiterung des Rosa Hofmann Gedenksteins im Stölzlpark ausgeschrieben, mit der Zielsetzung, an die Biografien von weiteren Frauen in Salzburg zu erinnern, die ebenfalls wegen ihres Widerstandes von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Heute, 13.12.2018, hat der Kulturausschuss einstimmig die Umsetzung des Memorials durch die Künstlerin Iris Andraschek beschlossen.

Es war das erste Mahnmal, das in der Stadt Salzburg für ein Opfer des Nazi-Regimes errichtet wurde - der Gedenkstein für die Kommunistin Rosa Hofmann, die im Alter von knapp 24 Jahren am 9.3.1943 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet worden war. Im Mai 1947 enthüllte der damalige SPÖ-Landesparteiobmann und LH-Stellvertreter Franz Peyerl den Gedenkstein im Stölzlpark im Stadtteil Maxglan, wo Rosa Hofmann aufgewachsen ist. Vom ursprünglichen Standort im Bereich des Kindergartens wurde der Erinnerungsstein auf Initiative des KZ-Verbandes 2015 in den öffentlichen Bereich des Parks umgesiedelt.

Auch die Initiative zur Neugestaltung des Rosa Hofmann Gedenksteins ging vom Landesverband Salzburg österreichischer Antifaschistinnen, Widerstandskämpferinnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband/VdA Salzburg) aus. Die Gemeinderatsklubs von SPÖ, ÖVP, Bürgerliste, Neos und SALZ haben im Herbst 2017 einen gemeinsamen Antrag für die Umsetzung gestellt.

Würdigung von weiblichem Widerstand im Nationalsozialismus

In der Ausschreibung zur Erweiterung des Gedenksteins war gefordert, die Namen und Sterbedaten der weiblichen Opfer und eine Würdigung ihres Widerstandes anzuführen, sowie den Gedenkstein selbst als zeithistorisches Objekt einzubinden. Eine Jury, besetzt durch Kunstbeirat und Initiatorinnen des KZ-Verbandes wählte den Entwurf von Iris Andraschek in einer Sitzung im November 2018 zur Umsetzung aus; Fachleute des Hochbauamtes und der Stadtgärten waren beratend dabei.

Frauen spielten eine besondere Rolle im Widerstand: Sie beteiligten sich nicht nur unmittelbar an antifaschistischen Aktionen sondern organisierten darüber hinaus auch noch den gesamten häuslichen Rückzugsraum, umsorgten die Kinder und kümmerten sich um das nötige Einkommen und gegenseitige Unterstützung, vor allem wenn Partner und Ehemänner in den Krieg geschickt oder ins Gefängnis geworfen wurden.
Das Beispiel von sieben weiteren Salzburger Frauen aus dem kommunistischen Widerstand zeigt auch, dass sie von den Nationalsozialisten dafür nur noch rücksichtsloser verfolgt wurden. Sie wurden im Rahmen der Zerschlagung der Salzburger Widerstandszellen gänzlich ohne Anklage und Verurteilung, inhaftiert, deportiert und in Auschwitz ermordet.

Im Zuge der Wettbewerbsausschreibung haben Expert*innen des Stadtarchivs und des KZ-Verbandes die Biografien von insgesamt 17 weiteren Frauen in Salzburg recherchiert, die wegen Widerstands gegen das Regime von den Nazis ermordet wurden:
Rosa Hofmann, 1919–1943 Strafgefängnis Berlin-Plötzensee; Rosa Bermoser, 1900–1942 KZ Auschwitz; Maria Bumberger, 1901–1942 KZ Auschwitz; Margarethe Etlinger, 1888–1942 KZ Ravensbrück; Therese Flachberger, 1911–1945 Gefängnis Aichach; Anna Frauneder, 1908–1942 KZ Auschwitz; Maria Haslauer, 1899–1942 KZ Auschwitz; Olga Hekajllo, 1892–1944 KZ Ravensbrück; Marianne Innerberger, 1901–1942 KZ Auschwitz; Susanne Legerer, 1919–1941 KZ Ravensbrück; Josefine Lindorfer, 1899–1942 KZ Auschwitz; Katharina Pfriemer, 1902–1944 KZ Ravensbrück; Anna Prähauser, 1902–1942 KZ Auschwitz; Anna Reindl, 1903–1942 KZ Auschwitz; Margarethe Schallmoser, 1923–1944 KZ Ravensbrück; Josefine Schneider, 1906–1942 Tötungsanstalt Bernburg an der Saale; Notburga Tiefgraber, 1885–1944 KZ Ravensbrück; Anna Wegscheider, 1904–1942 Tötungsanstalt Bernburg an der Saale

Memorial als beziehungsreiche Erweiterung

Ihre Namen und Lebensdaten werden nach dem Entwurf von Iris Andraschek auf eine gewölbte Leinwand aus armiertem Kunststein graviert, die zugleich - wie eine Bühneninstallation – eine neue Position und fokussierenden Hintergrund für den Rosa Hofmann Gedenkstein bildet.
Über den Namen der Opfer trägt der Stein die Aufschrift „Zum Gedenken. Salzburgerinnen, die von den Nationalsozialisten wegen ihres politischen Widerstands ermordet wurden“, den Abschluss bildet die Zeile „In Würdigung aller widerständigen Handlungen von Frauen“. Auf der Rückseite des Objekts wird ein Zitat von Rosa Hofmann angeführt: „Sehnsucht habe ich nach Euch und den Bergen“, das eine gedankliche Verbindung zum Sockel des Gedenksteins mit stilisierter Gebirgsrose herstellt.

Als Schrift wählte die Künstlerin die „Friedländer“, entworfen von der Kalligraphie-Künstlerin Elizabeth Friedländer in den Jahren 1933/34. Als Jüdin musste Friedländer 1936 emigrieren, ihre Schrift wurde gegossen, jedoch auf Druck der Nationalsozialisten in „Elisabeth“ umbenannt.
Ergänzend zum Memorial plant Iris Andraschek die Gestaltung einer künstlerischen Postkartenedition, die jeder der 18 Frauen eine eigene Karte mit kurzen biografischen Informationen widmet. Die Kulturabteilung wird eine Erläuterungstafel beim Memorial anbringen, die auf eine Internetseite mit weiterführenden Informationen verweist.

Die Gesamtkosten für das Memorial mit einer Breite von drei Metern und einer Höhe von 2,1 Metern betragen inklusive Honorar 70.000 Euro (brutto). Am 27. Mai 2019, dem Geburtstag von Rosa Hofmann, soll es der Öffentlichkeit übergeben werden.


Quelle: Stadt Salzburg



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