Konferenz großstädtischer Volkshochschulen in Wien

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V.l.n.r.: Erol Alexander Weiß, Konferenzsprecher, Herbert Schweiger, Geschäftsführer der Wiener Volkshochschulen, Ulla Klingovsky, Fachhochschule Nordwestschweiz, GR Christian Deutsch, Aufsichtsratsvorsitzender der Wiener Volkshochschulen GmbH und Philipp Salamon-Menger, Konferenzsprecher bei der Konferenz großstädtischer Volkshochschulen in Wien.
Foto: © Daniela Klemencic+43 699 11779085
12 Nov 13:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Von 6. bis 8. November diskutierten Vertreter*innen von Volkshochschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Volkshochschularbeit in Zeiten des Neoliberalismus.

Internationale Vernetzung, spannende Vorträge und lebendige Debatten über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Volksbildung: Über 100 Vertreter*innen großstädtischer Volkshochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz diskutierten bei der diesjährigen Konferenz in der VHS Wiener Urania. Bereits zum siebten Mal durfte Wien als Gastgeberstadt Volksbildungs-Expert*innen aus insgesamt 47 großstädtischen Volkshochschulen begrüßen. Die diesjährige Konferenz fand zu dem Thema „Volkshochschularbeit in Zeiten neoliberaler Widerspruchslagen“ statt.

Nach der Eröffnung durch GR Christian Deutsch, Aufsichtsratsvorsitzenden der Wiener Volkshochschulen GmbH und Herbert Schweiger, Geschäftsführer der Wiener Volkshochschulen, widmete sich das Fachpublikum dem diesjährigen Thema. Prof.in Dr.in Ulla Klingovsky, die an der Fachhochschule Nordwestschweiz die Professur für Erwachsenenbildung und Weiterbildung innehat, warf in ihrem Beitrag die Frage auf, ob Erwachsenenbildung den „freien“ Markt überleben kann. Gemeinsam wurde diskutiert, wie in Zeiten des Neoliberalismus die Erwachsenen- und Weiterbildung in ein widerspruchsreiches Spannungsfeld gerät, in dem ihre Leitbilder von Emanzipation, Mündigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe von den Imperativen einer ökonomischen Marktlogik durchdrungen werden.

Ludwig: „Ein entscheidender Beitrag zur Chancengleichheit“

Die Gäste der Konferenz durften sich am Abend des 6. November über eine Einladung von Bürgermeister Dr. Michael Ludwig zu einem festlichen Empfang ins Wiener Rathaus freuen. Michael Ludwig, selbst mit der Volksbildung seit Jahrzehnten eng verbunden, strich in seinen Begrüßungsworten heraus: „Bildung ist der Schlüssel, sich weiterzuentwickeln und neue Wege zu gehen. Die Volksbildungsbewegung hatte immer den Anspruch, Menschen das Werkzeug in die Hand zu geben, um ihre Situation aus eigener Kraft zu verbessern. Dadurch leistet Volksbildung einen entscheidenden Beitrag zur Chancengleichheit und das ist es auch, wofür Wien steht: Wien ist für alle da und jeder Mensch bekommt hier die gleichen Möglichkeiten. Entwicklungen des Neoliberalismus stellen Erwachsenenbildung im urbanen Raum aber vor viele Herausforderungen - deswegen sind Vernetzung und Austausch heute umso aktueller und ich freue mich sehr, so viele internationale Gäste in Wien begrüßen zu dürfen.“

Aus der Geschichte lernen

Am zweiten Tag der Konferenz wurde das Augenmerk auf die Geschichte und ihre zentrale Bedeutung für ein Gestalten der Zukunft gelegt. Dr. Heinz Fischer, Präsident des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen und Bundespräsident a.D. betonte in seinem Vortrag, wie wichtig ein Blick zurück für ein Verständnis der Gegenwart und den Schritt nach vorne sein kann. „Die Volkshochschulen waren nie ein Ort des Verdrängens und des Augen-Verschließens, sondern ein Ort der Wissensvermittlung, des kritischen Hinterfragens und des Fortschritts. Doch Fortschritt kann nicht ohne ein Bewusstsein für das, was die Gegenwart geformt hat, vonstattengehen. Wer die Zukunft gestalten möchte, muss bereit sein, aus der Geschichte zu lernen. Das ist elementar für eine funktionierende Demokratie und eine gleichberechtigte Gesellschaft“, so Fischer.

Wie wichtig die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte ist, zeigte danach die eindrucksvolle Führung durch die Ausstellung „Nationalsozialismus und Volkshochschulen“. In einem Projekt des Österreichischen Volkshochschularchivs, der VHS Hietzing und dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), wurde die Geschichte der Vortragenden und Funktionär*innen der Wiener Volkshochschulen während des NS-Regimes untersucht.

Internationaler Austausch zur Zukunft der Volksbildung seit 1954

Der Arbeitskreis großstädtischer Volkshochschulen wurde im Jahr 1954 gegründet und befand sich damit in einer historischen Phase, deren Augenmerk darauf gerichtet war, internationale Beziehungen wiederaufzubauen und die Demokratie zu festigen. Schnell entwickelte er sich zu einem Motor für die Weiterentwicklung der Volkshochschularbeit. Der Austausch von Erfahrungen, Ideen und Konzepten ist auch heute noch Kernstück der Konferenz. In Länderberichten wurde die Arbeit in den teilnehmenden Ländern präsentiert und im Anschluss rege diskutiert. Die Wiener Volkshochschulen boten im Rahmen von gemeinsamen Exkursionen zur Kunst VHS, dem Demontage- und Recyclingzentrum, dem österreichischen Volkshochschularchiv und den Standorten VHS Polycollege, VHS Meidling und VHS Donaustadt ihren Gästen einen Einblick in die große Bandbreite des Angebots.

Einen inhaltlichen Bogen um die Arbeit großstädtischer Volkshochschulen in Zeiten neoliberaler Widerspruchslagen bildete abschließend der Vortrag von Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Annette Sprung (Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Universität Graz). Sie diskutierte, wie sich sozialer Wandel in der Erwachsenenbildung widerspiegelt und wie sich das auf die Möglichkeiten aktiver Teilhabe – einer „Active Urban Citizenship“ – auswirkt. Der Austausch und die bereichernden Diskussionen im Rahmen der Konferenz bilden eine gute Grundlage, um diesen Herausforderungen als großstädtische Volkshochschulen erfolgreich zu begegnen.

Weitere Informationen zum Programm der Wiener Volkshochschulen unter www.vhs.at.



Quelle: Stadt Wien



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