Grundzusammenlegung Prägraten als kommunales Entwicklungsprogramm

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23 Jul 05:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

LHStv Geisler: „Prägraten ist nun eine rundum wohlgeordnete Gemeinde.“

Gut Ding braucht Weile. 1965 eingeleitet ist das Grundzusammenlegungsverfahren in der Gemeinde Prägraten am Großvenediger nun endgültig abgeschlossen. Extreme Besitzzersplitterung, mangelnde Erschließungen, ungeordnete Wasserverhältnisse und beengte Ortsräume gehören der Vergangenheit an. Aus über 2.000 Parzellen von mehr als 500 EigentümerInnen wurden rund 950 Grundstücke. Bei den landwirtschaflich genutzten Flächen konnte die Größe der einzelnen Grundstücke mehr als verdoppelt werden. Die Grundzusammenlegung ist damit die Basis für eine funktionierende Landwirtschaft und für eine zeitgemäße Gemeindeentwicklung.

„Prägraten ist nun eine rundum wohlgeordnete Gemeinde. Statt eines Fleckerlteppichs haben wir jetzt eine zukunftsfähige Agrar- und Grundstücksstruktur, die nicht nur ein rationelles Wirtschaften, sondern auch eine nachhaltige Gesamtentwicklung ermöglicht“, gratuliert LHStv Josef Geisler anlässlich des feierlichen Abschlusses des Zusammenlegungsverfahrens im Dorfsaal von Prägraten. Vorrangige Aufgabe einer Grundzusammenlegung ist die Schaffung und Erhaltung einer leistungsfähigen Landwirtschaft durch die Neueinteilung und Erschließung des land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitzes. „Doch das Zusammenlegungsverfahren ist auch ein Entwicklungs- und Bauprogramm für die ganze Gemeinde“, weist Geisler auf die Vorteile einer solchen „agrarischen Operation“ hin.

Grundzusammenlegung als Wegbereiter

Das kann Bgm Anton Steiner nur bestätigen: „Die Grundzusammenlegung hat uns den Weg für viele Projekte geebnet. Gemeinde- und Landesstraßen wurden (aus)gebaut, Schutzbauten errichtet, Höfe ausgesiedelt und sogar gemeinnütziger Wohnbau ermöglicht. Wir haben jetzt selbst im Zentrum wieder Raum für Entwicklung.“ Im Zuge der Neuordnung der Grundstücke wurden rund 40 Kilometer Straßen und Wege sowie zwölf Brücken errichtet. Einen Großteil davon hat die Gemeinde Prägraten ins öffentliche Gut übernommen. Auch die Umfahrung Prägraten und die Verbreiterung der L 24 Virgentalstraße in Prägraten-Hinterbichl sowie Maßnahmen der Wildbach- und Lawinenverbauung und des Flussbaus sin mit Hilfe der Grundzusammenlegung möglich geworden. Auf 36 Hektar Fläche wurde zur besseren Bewirtschaftbarkeit sowie zum Schutz von Siedlungen und Infrastrukturen entwässert. Dazu wurde eine eigene Wassergenossenschaft mit 96 Mitgliedern gegründet. Zudem wurden alte Gemeinschaftsbesitzungen aufgelöst und den Berechtigten zugeordnet.

Gesicht der Grundzusammenlegung

Eine Neuordnung in dieser Dimension ist eine Mammutaufgabe. Einer der langen Atem bewiesen hat, ist Wilhelm Unterwurzacher vulgo „Repler“. Er wurde 1965 zum Obmann der Zusammenlegungsgemeinschaft gewählt und hatte diese Funktion bis zum Abschluss des Verfahrens im heurigen Jahr inne. Das Projekt ist im Laufe der Zeit aufgrund der vielfältigen Vorteile für alle Beteiligten gewachsen. 531 EigentümerInnen mit 2.052 Grundstücken waren schlussendlich im Verfahren einbezogen. „Du bist das Gesicht und der Motor der Grundzusammenlegung in Prägraten. Du warst Prellbock und Vermittler. Dafür gebührt dir Dank und höchste Anerkennung“, würdigen LHStv Josef Geisler und Bgm Anton Steiner die Leistungen des Obmannes seines Stellvertreters Anton Hatzer und des gesamten Ausschusses, die allesamt ehrenamtlich tätig waren.

Investitionsschub

Über acht Millionen Euro wurden von der Zusammenlegungsgemeinschaft investiert. Je nach Maßnahme hat die öffentliche Hand aus Mitteln der Bodenordnung oder des Güterwegbaus sowie der Wildbach- und Lawinenverbauung und der Bundeswasserbauverwaltung zwischen 65 und 85 Prozent der Kosten übernommen. Den verbleibenden Anteil haben GrundeigentümerInnen, Gemeinde oder Agrargemeinschaften aufgebracht. Mit der Grundzusammenlegung gingen auch zahlreiche Investitionen auf den Hofstellen und im gesamten Gemeindegebiet einher.

„Ein Zusammenlegungsverfahren dieser Größenordnung und Komplexität ist auch für die Agrarbehörde nicht alltäglich“, freut sich auch Karl Nöbl, Vorstand der Landesabteilung Zusammenlegung, Bringung und Servituten, über den feierlichen Abschluss. Der Dauersiedlungsraum des hinteren Virgentals von Bobojach bis Hinterbichl im Ausmaß von 400 Hektar wurde mit hoher Zustimmung der EigentümerInnen neu geordnet. Allein der Grundbuchsbeschluss umfasst 185 Seiten.

Bewährtes Instrument

Weil die Anforderungen an die Landwirtschaft steigen, gewinnt das Instrument der Grundzusammenlegung an Bedeutung. „In Osttirol werden aktuell mehrere Verfahren bearbeitet. So ist bei dem 2015 eingeleiteten Verfahren in Abfaltern die Besitzstandserhebung und Bewertung im Gange“, berichtet Hubert Mühlmann von der Agrar Lienz. Und weitere Interessenten hätten bereits wegen einer Neugestaltung des ländlichen Lebens- und Wirtschaftsraumes angeklopft.


Quelle: Land Tirol



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