Wien: Gaál/Nossek - Gedenktafel im Rudolf-Sigmund-Hof für die Opfer des systematischen Völkermordes

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Wien

09 Mai 16:00 2022 von Redaktion Salzburg Print This Article

Gedenken an die jüdischen Bewohner*innen der Gersthofer Straße 75-77

Die Tafel, angebracht an der Fassade des Gemeindebaus in der Gersthofer Straße 75-77 in Währing, erinnert an 32 Männer, Frauen und Kinder, die durch das nationalsozialistische Terror-Regime vertrieben wurden und von denen viele Opfer des Holocaust wurden.

Die Enthüllung der Gedenktafel fand durch Vizebürgermeisterin und Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál und Währings Bezirksvorsteherin Silvia Nossek statt.

„Die Geschichte und die Schicksale der jüdischen Bewohner*innen für alle sichtbar zu machen und sichtbar zu halten ist uns ein ganz wichtiger Auftrag. Die weitere Aufarbeitung und das Aufzeigen der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik, die Nachbarinnen und Nachbarn entmenschlicht hat, um sie wenig später aus ihren Wohnungen zu vertreiben und ihr Leben zu vernichten, darf niemals vergessen werden und muss uns immer Mahnung für das Heute sein und für die Zukunft bleiben. Das Geschehene in Erinnerung zu behalten ist dabei unsere Verantwortung. “, betont Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.

Anschluss und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung

Bereits im März 1938 stieg die Gewalt gegen jüdische Bewohner*innen in Wien zunehmend. Neben Berufsverboten, Ausschluss von jüdischen Schüler*innen von Schulen, gab es zudem die ersten Gewaltexzesse auf den offenen Straßen.

In weiterer Folge begann auch die Vertreibung der Bewohner*innen aus ihren Häusern und Wohnungen. Auch in der Gersthofer Straße 75-77 wurden 32 Männer, Frauen und Kinder von der nun nationalsozialistischen Hausverwaltung vertrieben. Während manche von ihnen noch ins Ausland fliehen konnten, wurden viele Opfer des Holocausts.

„In den Jahren des nationalsozialistischen Terror-Regimes wurde auch in Währing hunderten Bürgerinnen und Bürgern grausames Unrecht angetan. Ich bin froh über jede Initiative des Gedenkens: um die Opfer nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, und um uns daran zu erinnern, dass Zivilisation und Frieden keine unumkehrbaren Prozesse sind, und Rohheit und Brutalität sehr schnell wieder die Oberhand gewinnen können“, so Bezirksvorsteherin Silvia Nossek.

Ruth Maier unter den Bewohner*innen

Die Familie der 18-jährigen Ruth Maier lebte ebenfalls an dieser Adresse. Während sie 1939 noch nach Norwegen fliehen konnte, wurde ihre jüngere Schwester mit einem Kindertransport nach England geschickt. Nach der Besetzung des Landes durch Nationalsozialisten wurde sie dort im November 1942 in Oslo verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Ruth Maier wurde im KZ ermordet. Ihre Tagebücher und Briefe, die sie von 1933 bis zu ihrem Tod verfasste und die ihren Alltag, politische Ereignisse und die Verfolgung der Juden und Jüdinnen schildern und dokumentieren, sind Teil des Weltdokumentenerbes der UNESCO (Memory of the World).


Quelle: Stadt Wien



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