Ein literarisch Großer wurde 65

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Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr
08 Jun 11:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Interview mit dem Salzburger Weltbürger und dem „sesshaften Reisenden“ Karl-Markus Gauß

(LK) Zum 65. Geburtstag von Karl-Markus Gauß lud Landeshauptmann Wilfried Haslauer den Schriftsteller, Essayisten, Literatur- und Kulturkritiker in den Chiemseehof, um sich in einer Runde mit Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn und Persönlichkeiten des Kulturlebens auszutauschen. „Er belegt mit seinem Werk und seiner eigenen Biografie, wie vielschichtig Europa ist. Karl-Markus Gauß beschreibt, er lebt diesen Kontinent mit Salzburg im Herzen. Wir dürfen uns glücklich schätzen, einen kritischen Beobachter wie ihn zu haben“, betonte der Landeshauptmann und gratulierte zum 65er.

Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat mit Karl-Markus Gauß über sein Verständnis von Heimat und Europa gesprochen.

LMZ: Sie haben sich viel mit europäischen Völkern im Abseits beschäftigt. Wie sehen sie Ihre eigene Heimat, Salzburg und die Salzburger?

Gauß: „Ich bin Aiglhofer, Europäer, Salzburger. Ich verfolge die Entwicklungen in meiner Heimat mit derselben Neugierde, wie ich das auch bei meinen Reisen in andere Regionen mache, bezeichne mich als kritischen Patrioten und kann mich über Missstände ärgern. Salzburg ist jedoch unzweifelhaft eine Stadt, in der man gut leben kann. Ich bin ein sesshafter Reisender, mein Ausgangspunkt ist und bleibt Salzburg.“

LMZ: In welchem Europa wollen Sie leben?

Gauß: „In einem Europa der Vielfalt, in dem auch die kleinen Regionen, Sprachgruppen ihre Rechte bekommen, in dem vielen von dem, das man nationalistisch zu lösen versucht, aufgegeben wird, weil das so nicht funktioniert. Wir sind im glücklichsten aller Zeitalter geboren und aufgewachsen. Das gilt es mit Selbstbewusstsein und Engagement zu erhalten und zu entwickeln. Europa, das ist nicht das Ausland, sondern ein Teil von uns. Aber es ist wesentlich mehr als nur die Europäische Union.“

LMZ: Sprache und Literatur – wohin führt der Weg?

Gauß: „Ich bin für eine doppelte Strategie: Behördliches muss so formuliert sein, dass es für Menschen mit Sprachschwierigkeiten leicht verständlich ist. Die Literatur hingegen wird nur überleben können, wenn sie auf Sprachkunst und hohes Niveau beharrt, es nicht billiger gibt und sich den Unterhaltungsangeboten anbiedert.“

Reiseberichte aus Europas Rändern

Gauß wuchs als Kind donauschwäbischer Eltern in der Landeshauptstadt auf und studierte hier Germanistik. Er widmete sich anfangs der Wiederentdeckung und Neubewertung vergessener Autoren und Intellektueller. Der Schriftsteller und Feuilletonist erreichte vor allem mit seinen Reisebüchern über wenig bekannte Gegenden Europas und deren Bewohner ein größeres Publikum.


Quelle: Land Salzburg



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