Ehrenbürger Hofrat Marko Feingold mit 106 Jahren verstorben

Slide background
Letzte Rede im Gemeinderat:
Foto: Stadt Salzburg / Wildbild / Freund
22 Sep 08:00 2019 von Redaktion International Print This Article

Bgm. Harald Preuner: Hat zeitlebens gegen das Vergessen gekämpft

„Ein großer, äußerst wichtiger Aufklärer über die Gräuel der Nazizeit ist nicht mehr“, bedauert Bürgermeister Harald Preuner den am Freitag, 20. September 2019, bekannt gewordenen Tod von Hofrat Marko Feingold.

Der KZ-Überlebende und vielfach ausgezeichnete Ehrenbürger der Stadt Salzburg habe „zeitlebens gegen das Vergessen gekämpft“, so das Stadtoberhaupt, und in unzähligen Vorträgen gerade auch vor jungen Leuten einen wesentlichen Beitrag zur Aufarbeitung der wohl dunkelsten Phase der jüngeren Geschichte geliefert. Marko Feingold sei mit 106 Jahren auch der aktuell älteste Bürger der Stadt Salzburg gewesen. Die gesamte Stadtpolitik trauere mit der Familie.

Überblick Vita

Hofrat Marko Feingold wurde am 28. Mai 1913 in Neusohl in der heutigen Slowakei geboren, das damals im Gebiet der k & k Österreichisch-Ungarischen Monarchie lag. Er besuchte in Wien die Volks-, Bürger- und Handelsschule und war dort anschließend als Handelsangestellter tätig. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich flüchtete er 1938 in die Tschechoslowakei. Am 6. Mai 1939 wurde er von der Gestapo in Prag verhaftet. Es folgten Gefängnis und Konzentrationslager in Auschwitz, Neuengamme bei Hamburg, Dachau und Buchenwald, von wo er am 11. April 1945 durch die US Armee befreit wurde.

Seit Mai 1945 lebte Hofrat Marko Feingold in der Stadt Salzburg. Gleich nach seiner Ankunft stellte er sich in den Dienst der politisch Verfolgten. 1948 gründete er mit Eduard Goldmann, der gleichfalls aus dem KZ Buchenwald kam, ein Modengeschäft, das er bis 1977 als selbständiger Kaufmann führte. Gleichzeitig hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, weiterhin den aus den Konzentrationslagern befreiten Menschen und den zahlreichen Flüchtlingen aller Religionszugehörigkeiten zu helfen. Speziell jüdischen Überlebenden verhalf er – manches Mal unter abenteuerlich anmutenden Bedingungen - zur Auswanderung. Darüber wird in der im Jahr 2000 veröffentlichten Autobiographie „Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh: Eine Überlebensgeschichte“ (Verlag Spuren der Zeit) ausführlich berichtet.

In den Jahren 1946 und 1947 sowie seit 1978 war er Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg. Nach dem Wiederaufbau der Synagoge 1958 wurde das 100-jährige Jubiläum 2001 feierlich begangen. Es ist sein großes Verdienst, in Salzburg äußerst sensibel und sehr effizient für die christlich-jüdische Verständigung gearbeitet zu haben. Dank seiner energischen Persönlichkeit und seines großen Einsatzes hat er immer wieder in einem humanistisch zu verstehenden Sinn auf die ältere und neuere Geschichte der jüdischen Gemeinde in Salzburg hingewiesen und so einen wesentlichen Beitrag zur umfassenden Aufarbeitung der historischen und aktuellen Ereignisse geliefert. Er tat dies u.a. in unzähligen Vorträgen vor Schülern, Studenten und Journalisten. In Buchform erschienen ist 1993 „Ein Ewiges Dennoch“, hrsg. von Marko Feingold, Böhlau Verlag.

Kraft seines Engagements hatte er zahlreiche öffentliche Ämter inne:
Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg
Ehrenpräsident aller Kultusgemeinden Österreichs
Mitarbeit in der Europäischen Akademie für Wissenschaft und Künste
Präsident des Vereins Jüdisches Kulturzentrum Salzburg

Hofrat Feingold wurde für sein engagiertes Handeln mit zahlreichen öffentlichen Auszeichnungen geehrt u.a.:

1977 Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs
1985 Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik
1985 Bürgerbrief der Stadt Salzburg
1988 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Salzburg
1988 Wappenmedaille der Landeshauptstadt Salzburg in Gold
1991 Berufstitel Hofrat
1993 Ehrenbecher des Landes Salzburg
1998 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg
2003 Ring der Stadt Salzburg
2008 Ehrenbürger der Stadt Salzburg



Quelle: Stadt Salzburg



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien: