Edle Parfums und ihre Herstellung: Wie kommt der Duft in die Flasche?

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14 Jul 18:48 2020 von Redaktion International Print This Article

Mit unseren Sinnen stellen wir Assoziationen in die Vergangenheit her. Besonders deutlich wird dies bei Gerüchen. Wir öffnen eine Tube Sonnenmilch und sehen den Strand und das Meer förmlich vor uns. Der Duft von gebratenem Fleisch erinnert an die legendäre Grillfeier. Weil Gerüche unsere Sinne besonders betören, produziert und nutzt der Mensch seit jeher Duftstoffe, zum Beispiel in Form von Parfüm, Rasierwasser und Eau de Toilette. Manche nutzen ein Leben lang dieselbe Marke, andere wechseln zwischen winterlich-süß und sommerlich-fruchtig. Die Auswahl ist gigantisch, beinahe täglich werden neue Kreationen geschaffen. Von Künstlern, Modeschöpfern und Industriebetrieben. Aber wie werden Parfüms überhaupt hergestellt? Wagen wir einen Einblick.

Der menschliche Geruchssinn kann etwa 10.000 Duftstoffe unterscheiden(1). Andere Studien weisen sogar auf bis zu eine Billion hin(2). Man darf also getrost davon ausgehen, dass die Auswahl an Parfüm und Eau de Toilette so schnell nicht ausgeschöpft ist. Im Gegenteil: Unternehmen investieren Millionen in die Erforschung und Entwicklung neuer Duftkreationen. Wer zum ersten Mal eine neue Nuance ausprobiert, ist im Idealfall derart von dem aromatischen Geruch betört, dass er sich über die Herstellung keine Gedanken macht. Dabei ist das Thema durchaus interessant.

Parfumeure sind ständig auf der Suche nach neuen Mixturen

Schon im alten Ägypten, vor über 5.000 Jahren, arbeiteten Parfumeure an der Entwicklung von Duftnoten, mit der sich die privilegierten Einwohner des Nilstaates umgeben konnten. Zur Anwendung kamen Salben und Öle mit duftenden Pflanzenextrakten. Heute steht den Herstellern ein umfangreiches Repertoire an technischen Hilfsmitteln zur Verfügung. Mittels Massenspektrometer und Gaschromatographen werden die möglichen Destillate auf ihren Geruch, aber auch auf mögliche gesundheitliche Auswirkungen hin geprüft. Die besondere Herausforderung ist es, aus Tausenden natürlicher, teilweise auch synthetischer Stoffe immer neue Kreationen zusammenzustellen. Die Komponenten müssen durch immer neue Tests und Varianten zu einer Art Gesamtkunstwerk zusammengeführt werden, das die Anwender später gut und gepflegt riechen lässt.

Mischung muss zeitliche Abfolge verschiedener Duftnoten garantieren

Einem Chemielabor gleich, werden zahlreiche Kombinationen getestet. Typische Inhaltsstoffe von Parfüm und Co. sind beispielsweise:

  • Lavendelöl
  • Zitrusfrüchte
  • Sandelholz
  • Zimt
  • Vanille
  • Moschus
  • Nelke
  • Patchouli

Soweit als möglich werden natürliche Komponenten genutzt, im Einzelfall kommen synthetische Ersatzstoffe zum Einsatz. Letztendlich bestimmt dies auch über den späteren Preis. Um als angesagter Duftstoff den Markt zu erobern, genügt es nicht, „nur“ gut zu riechen. Nach dem Auftragen muss eine Abfolge verschiedener Duftnoten in Gang kommen. Am Beginn – und somit auch meistens beim Kauf – entscheidet die Kopfnote. Das ist der Duft, der sofort nach dem Auftragen wahrgenommen wird. Eine harmonische Mischung aller Komponenten entfaltet die anschließende Herznote, ehe die Basisnote – am längsten wahrnehmbar – denn Abschluss darstellt. Hier sind die lange anhaltenden und schweren Düfte enthalten, die noch tagelang auf den Klamotten – sofern diese nicht gewaschen werden – wahrnehmbar bleiben.

In den Handel kommt nie die reine Duftstoff-Mischung

Nachdem die richtige Mischung gefunden wurde, wird diese mit Industriealkohol vermischt, denn nur verdünnt entfaltet sich ein angenehmer Geruch. Pur wäre dies viel zu intensiv. Dabei bestimmt das Verdünnungsverhältnis über die spätere Duftintensität und die Bezeichnung. Die Prozentzahl in den Angaben benennt den Anteil an reinen Duftölen und stellt sich wie folgt dar:

  • Eau de Cologne: 3 – 5 % und damit ein leichtes Duftwasser
  • Eau de Toilette: bis zu 12 % - damit ist diese Variante duftstoffintensiver als das „Kölnisch Wasser“
  • Eau de Parfum: hierbei ist der Anteil variabel, liegt aber zumeist zwischen Eau de Cologne und Parfum
  • Parfüm: 15 – 30 % und damit die stärkste Variante(3)

Nicht nur die Auswahl der Duftkreationen ist also groß, man kann auch in der Stärke problemlos variieren.

Referenzen
  • Strutz J, Mann W. Praxis der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie. 3., unveränderte Auflage, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2017, Seite 79
  • Wolfsberger F. Mensch nimmt eine Billion Düfte wahr. Spektrum, Veröffentlichungsdatum: 20.03.2014, Abrufdatum: 09.07.2020
  • Umbach W. Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß. 3., vollständig überarbeite und erweiterte Auflage. WILEY-VCH Verlag, Weinheim, 2004,


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