DataPolitics – Rückblick auf den Medientag 2021 der Universität Innsbruck

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Foto: IMS
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24 Nov 07:00 2021 von OTS Print This Article

Innsbruck/Wien (OTS) - Der Medientag der Universität Innsbruck konnte am 18.11.2021 als letzte Präsenz-Veranstaltung vor dem vierten Lockdown abgehalten werden. Dabei standen der Umgang mit Daten im digitalen Zeitalter, sowie entsprechende Chancen, Risiken und Fragen der Regulierung im Vordergrund. In seiner Eröffnungsrede verwies Rektor Tilmann Märk darauf, dass bei den digitalen Transformationen nicht nur die technischen, sondern auch die sozialen, ethischen und rechtlichen Aspekte beleuchtet werden müssen. Theo Hug, Sprecher des interfakultären Forums Innsbruck Media Studies , bedankte sich bei den Veranstaltungspartnern Tiroler Tageszeitung und Austria Presse Agentur für die langjährige Kooperation und unterstrich die Bedeutung von Ambivalenzen und Paradoxien der Thematik, sowie von guten Regulierungen auf nationaler und EU-Ebene.

Ausgehend von digitalen Daten, die „inzwischen untrennbar mit unserem Leben verbunden sind“, sprach Hermann Petz, CEO der Moser Holding, vom „Gold des 21. Jahrhunderts“, aber auch von Möglichkeiten des Datenmissbrauchs und der totalen Überwachung in autokratischen Systemen. Clemens Pig (CEO APA) hob die neuen Preismodelle im digitalen Raum („Daten, Tracking, Targetting“) hervor und betonte in Analogie zur sauberen Umwelt mit Blick auf das „neue Öl“ das Erfordernis „sauberer Daten“, die entlang der Bruchlinien von liberal-marktorientierten und totalitär-marktorientierten Gesellschaften generiert werden sollen.

Der erste Impulsvortrag „Public Area der Zukunft: neue Kommunikation für das digitale Zeitalter“ von Stefan Wacker veranschaulichte, wie rückständig, aber dennoch notwendig heutige Rahmenbedingungen im Digitalen gedacht sind. Wacker, Managing Director von Wack.IT, verglich die Parteien mit „Tankern“, die „der digitalen Entwicklung nur träge nachkommen“ würden. Insofern die digitale Welt „eine große Party“ sei, müsse „Politik ... dort stattfinden, wo die Menschen sind“. Dabei appellierte er nicht nur an die Politik, sondern auch an die Social-Media Plattformen, die Sphäre von Werten und Transparenz ernst zu nehmen.

Die Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig veranschaulichte die Tendenz der Parteien, sich auf Social-Media Plattformen auszubreiten. Dabei kritisierte sie am Beispiel von Facebook scharf, wie die Logik der Algorithmen emotionale und populistische Beiträge befördert. Sie identifiziert diese Logik als Missbrauchspotenzial und plädiert angesichts der Wirkmächtigkeit von Onlinekampagnen und Möglichkeiten der Wahlmanipulation für Aufklärung und bessere Regelungen.

Im Anschluss an die Pause, in der eine Ausstellung des Tiroler Illustrators Christoph Pirker mit Werken zur Thematik besichtigt werden konnte, referierte der Medienwissenschaftler Oliver Leistert. In seinem Impulsvortrag verdeutlichte er die unangemessene Rechtslage angesichts der Machtmonopole der Tech-Giganten. Überdies seien Staaten bemüht, ihre Verantwortung die Bürger*innen zu schützen, an die Großkonzerne und den Konsument*innen abzutreten. Mit der Aussage „wo kein Kläger, kein Richter“, beschrieb er treffend den unsichtbaren Datenhandel, der geregelt und transparent gemacht werden müsse. Er beendete seinen Beitrag mit der Kritik, dass strafbare Inhalte in Social Media Netzwerken nicht nur gelöscht, sondern auch verfolgt werden müssen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit den Impulsvortragenden, die von Martina Bachor moderiert wurde, wurden Fragen im Spannungsfeld von Zwang, Sicherheit und Freiheit im Umgang mit Daten debattiert. Dabei kamen auch Lösungsvorschläge zur Sprache: Oliver Leistert verwies auf die Möglichkeit von Datensparsamkeit, Ingrid Brodnig betonte den Regulierungs- und Transparenzbedarf und Stefan Wacker postulierte die Notwendigkeit einer digitalen Bildung. Am Ende der Diskussion waren sich alle Vortragenden einig, dass die großen Hightech-Unternehmen nicht grundlegend böse seien, ihre Interessen am Markt jedoch skrupellos sind und demnach eine politische Reaktion auf das Geschehen unabdingbar ist.

Die Veranstaltung wurde von Tirol TV aufgezeichnet (s. https://www.tt.com/medientag ), das GoEssential-Video ist hier abrufbar.

(Bericht von Lenz Luther)

Buchtipp: „DataPolitics “, erscheinen 2021 bei iup (DOI: 10.15203/99106-046-8).


Quelle: OTS



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