Das Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm nutzt auch den Insekten

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Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm nutzt auch den Insekten
Foto: Manfred Pendl/MA 22
07 Jul 20:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Sieben Punkte für Insekten der Stadt Wien

Insekten in der Stadt sind wesentlich für die Biodiversität. Deshalb hat die Wiener Umweltschutzabteilung-MA 22 sieben Punkte formuliert, die aktiv zur Förderung von Vielfalt und Anzahl an Insekten in der Stadt beitragen. Diese sind ebenso Grundlage für Aktivitäten der Stadt, wie auch Anregungen für alle Bürgerinnen und Bürger, wie im privaten Bereich Bienen, Faltern, Käfern und Co das Leben erleichtert werden kann.

Die „Sieben Punkte für Insekten“ lauten wie folgt:

Bewusstseinsbildung Schutzprogramme der Stadt Schutzgebiete als Lebensraum nachhaltige Ernährung naturnahe Grünräume pestizidfreie Kommunen Gebäudebegrünungen

Details zu den 7 Punkten für Insekten sowie Tipps gibt es unter www.umweltschutz.wien.at.

Heute möchten wir den zweiten Punkt genauer betrachten.

Ein Schutzprogramm ist mehr als die Summe der Einzelmaßnahmen

Das Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm Netzwerk Natur ist im Naturschutzgesetz verankert und verbessert die Lebensbedingungen von unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräume in unserer Stadt. Für alle Wiener Gemeindebezirke wurden Leitlinien definiert, anhand derer Schutzmaßnahmen angeregt werden. Berücksichtigt werden alle Frei- und Grünräume, darunter Wiesen und Kulturlandschaften, Weinberge, Gewässer, Park- und Wohnanlagen sowie auch Gebäude mit „tierischen Untermietern“. Die Maßnahmen sind stark vernetzt und dienen auch zahlreichen anderen Arten: So bieten die zur Förderung von Insekten angelegten artenreichen und artgerechten gepflegten Wiesen ebenso Lebensraum für Vögel. Reptilien und Kleinsäuger. Auch Ackerrandbegrünungen oder Zwischengrün am Weinberg tragen zur Insektenvielfalt bei.

Im aktuellen Projekt CITY NATURE, das im Rahmen des INTERREG V-A SK-AT-Kooperationsprogramms durchgeführt und vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert wird, geht es ebenso um die Biodiversität. In zwei Modulen des von der Stadt Wien gemeinsam mit den Kooperationspartnern aus Bratislava umgesetzten Projekts geht es um die schonende Wiesenpflege und um Informationen rund um Blühflächen in der Stadt. Das nutzt zahlreichen Insekten- und anderen Tierarten. In zwei weiteren Modulen geht es um die Insektenjäger: Fledermäuse und Mehlschwalbe.

Was bedeutet schonende Wiesenpflege, die den Insekten nutzt?

Wiesentypen, wie Trockenwiesen oder Feuchtwiesen, unterscheiden sich nicht nur von ihrem Standort her, sondern beherbergen jeweils besondere Insekten-, Tier- und Pflanzenarten. Besonders schonend für Wiesen und ihre Artenvielfalt ist die Mahd mit Sense oder Balkenmähwerken. Diese schneiden das Gras in einer Linie gerade ab und ermöglichen den Insekten und anderen in der Wiese lebenden Kleintieren das Ausweichen in schon gemähte Areale. Auch die Schnitthöhe sollte nicht zu kurz angesetzt sein, da sonst Blüten und Versteckmöglichkeiten verloren gehen. Eine höhere Flächenleistung erzielen Rotationsmähwerke, die jedoch eine gewisse Häckselwirkung erzielen, die auch Insekten nicht verschont.

Auch im eigenen Garten empfiehlt es sich, mit dem Rasenmäher so zu kurven, dass den Insekten Fluchtmöglichkeiten in bereits gemähte Bereiche offen stehen. Es ist also besser z.B. in Bahnen zu mähen als die Wiese von außen nach innen in Kreisen zu kürzen.

Wie oft eine Wiese gemäht werden soll – meist ein- oder zweimal pro Jahr - hängt von der Wiesenzusammensetzung und Nutzung ab. Das Mähgut sollte im Sinne der Artenvielfalt entfernt werden, kann aber lose oder als Ballen abtransportiert und z. B. als Einstreu oder Viehfutter genutzt werden. Dabei ist allerdings Reinlichkeit gefragt: Abfälle gehören in den Mülleimer, Hundekot macht das Heu für die Viehfütterung unbrauchbar.

Naturnahe, blütenreiche Wiesen werden zunehmend nicht nur von den Insekten geschätzt sondern bieten auch für uns Menschen eine Augenweide. Sie gedeihen nicht nur im Grüngürtel der Stadt, sondern auch in Parks, am Donaukanal, am Margaretengürtel oder in den Grünanlagen von Spitälern. Immer mehr werden wilde Ecken und Naturwiesen und auch in Wohnanlagen oder auf Friedhöfen geschätzt, teils auch verbunden mit der Gewinnung von Honig. Neben rund 5000 Bienenstöcken mit rund 200 Millionen Individuen der Nutztierart Honigbiene, gibt es in Wien auch 456 unterschiedliche Wildbienenarten – das macht Wien zu Bienenhauptstadt Europas!

Auch die kleinsten Krabbeltiere haben ihr Gutes

Die Schutzprogramme der Stadt sorgen für Artenvielfalt bei den Insekten uns sollen den Einsatz von Insektenvertilgungsmitteln möglichst einschränken. Schmetterlinge, Hummeln und Bienen sind Insekten, die wir gerne beobachten. Spinnen, Asseln, Gelsen oder Blattläuse sind bei vielen Menschen weniger beliebt. Sie sind aber wichtig für ein „gesundes“ Ökosystem und z.B. für kleine Säugetiere oder Vögel willkommene Leckerbissen. So verspeist eine Fledermaus in einem Sommer bis zu ein Kilogramm der fliegenden Quälgeister. Das sogenannte Luftplankton, bestehend aus kleinen im Luftstrom schwebenden Käfern, Spinnen, Fliegen oder Läusen ernährt Schwalben oder Mauersegler.

Gelsenlarven entwickeln sich vor allem in stehenden Wasserflächen, wie nicht abgedeckten Regentonnen oder Pflanztopf-Untersetzern. Wer einer Gelsenplage vorbeugen möchte, sollte darauf achten, solche Gegebenheiten auf Balkon, Terrasse oder im Garten zu vermeiden. So geht es auch ohne Insektizideinsatz!



Quelle: Stadt Wien



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