Auch ein Tiroler nimmt an Mars-,,Mission" teil

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Tirol

21 Mai 17:43 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Montag, präsentierten das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) und der Tiroler Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg die acht neuen ÖWF-Analog-AstronautInnen. Für die zweite Frau des ÖWF-Analog-AstronautInnen-Corps und ihre sieben Kollegen beginnt nun eine weltweit einzigartige Ausbildung, die derzeit nur das ÖWF durchführt. Die neuen Analog-AstronautInnen stammen aus Österreich, Deutschland, Großbritannien, Griechenland, den Niederlanden, Israel und Italien. Einige von ihnen werden bereits bei der nächsten Mars-Missions-Simulation im Herbst 2020 in der Negev-Wüste in Israel zum Einsatz kommen. Sie wurden heute bei der Pressekonferenz im Landhaus in Innsbruck im Beisein des deutschen und niederländischen Honorarkonsuls vorgestellt.

In den letzten Monaten wurden die neuen Analog-AstronautInnen in einem mehrstufigen Auswahlverfahren ausgesucht und haben bereits ihre Grundausbildung begonnen. Bis September 2019 werden sie ihr Training abgeschlossen haben, dessen Kernstück die Steuerung der ÖWF-Raumanzugprototypen ist. Das Österreichische Weltraum Forum ist eine von weltweit fünf Organisationen, die derartige Anzüge entwickeln. Diese „Raumschiffe zum Anziehen“ simulieren die Arbeit in einem Raumanzug und werden eingesetzt, um Ausrüstung und Arbeitsabläufe auf ihre Marstauglichkeit zu prüfen. Dazu Wissenschaftslandesrat Tilg: „In Tirol wird wissenschaftliche und technische Innovation groß geschrieben. Umso stolzer bin ich, dass eine österreichische Institution, die in Tirol ansässig ist, in der Analogforschung eine Vorreiterrolle einnimmt und als weltweit einzige Organisation Fachleute ausbildet, die bei Mars-Missions-Simulationen die Aufgaben zukünftiger Mars-Astronautinnen und -Astronauten testen. Ich wünsche insbesondere unserem Tiroler Analog-Astronauten Robert Wild viel Erfolg bei dieser Mission für die Erforschung des Weltraumes!“

Was ist Analogforschung?

Gernot Grömer, Administrative Director des ÖWF, ergänzt: „Analogforschung testet, probiert und sucht nach Schwachpunkten, damit beim tatsächlichen Einsatz alles glatt geht. Die Ausrüstung soll dann passend zum Einsatzgebiet konzipiert, Prozeduren effizient geplant und die Menschen für ihre Aufgaben richtig trainiert sein. Das ÖWF hat sich auf die Vorbereitung zukünftiger astronautischer Expeditionen zu anderen Planeten spezialisiert. Wir suchen bei unseren Missionen nach Fehlern in Arbeitsabläufen und Geräten, damit diese nicht beispielsweise erst am Mars entdeckt werden und dort zu Problemen führen.“ Das Herzstück einer ÖWF-Mars-Missions-Simulation, also der Trockenübung für künftige Flüge von Menschen zum Roten Planeten, sind die Analog-AstronautInnen des Österreichischen Weltraum Forums. Sie bringen bereits eine große Bandbreite an Qualifikationen und Spezialisierungen mit. Ihre Grundausbildung deckt neben der Steuerung der ÖWF-Raumanzug-Prototypen auch Geologie, Planetologie, Astrobiologie, Medientraining, Stressmanagement, Notfallmedizin und ein ausgedehntes Fitnesstraining ab.

Internationales Team von Analog-AstronautInnen

Dazu sagt der Honorarkonsul des Königreiches der Niederlande, Harald Gohm: „Die Mars-Missions-Simulationen des ÖWF finden regelmäßig unter starker internationaler Beteiligung statt. Die Analog-AstronautInnen spiegeln das wieder und kommen inzwischen aus neun Ländern. Ich bin stolz, dass bei der aktuellen Selektion aus über 100 Bewerbungen auch wieder ein Niederländer den strengen Aufnahmekriterien genügen konnte und zur internationalen Zusammenarbeit beitragen wird.“ Die Analog-AstronautInnen des bestehenden Corps kommen aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Portugal und Spanien. Dietmar Czernich, Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland, ergänzt: „Ich freue mich sehr, dass auch bei der neuen Gruppe der Analog-AstronautInnen wieder eine Deutsche dabei ist. Damit sind nun zwei Frauen im ÖWF-Corps, die dazu beitragen werden, Mädchen und junge Frauen noch mehr für technische und wissenschaftliche Berufe zu begeistern und somit auch eine große Vorbildfunktion haben.“

Ein Teil der neu ausgewählten Analog-AstronautInnen wird gemeinsam mit einigen Kollegen aus dem bestehend Corps bereits 2020 bei der nächsten Mars-Missions-Simulation in der Negev Wüste in Israel zum Einsatz kommen. Die Gegend rund um den Ramon Krater wurde auf Grund ihrer geologischen Ähnlichkeiten zum Mars ausgewählt. Dazu die israelische Botschafterin in Österreich, Talya Lador-Fresher: „Ich freue mich, dass Israel für die nächste Mission ausgewählt wurde. Analogforschung ist ein spannendes, aufstrebendes Forschungsfeld, das nicht nur der Wissenschaft sondern auch der Industrie neue Möglichkeiten eröffnet. Ich bin sicher, dass die bevorstehende Kooperation mit dem ÖWF neue und wertvolle Beiträge zur Vorbereitung zukünftiger astronautischer Marsmissionen hervorbringen wird und ich bin stolz, dass Israel gemeinsam mit Österreich dazu beitragen kann.“

Ausbildung der ÖWF-Analog-AstronautInnen

ÖWF-Analog-AstronautInnen sind speziell ausgebildete RaumanzugtesterInnen: Sie werden nach einem umfassenden Auswahlverfahren selektiert und durchlaufen eine mehrmonatige Grundausbildung. Der Einsatz erfolgt bei technischen Tests und Mars-Missions-Simulationen. Dafür ist ein spezielles Training zu durchlaufen, um den ÖWF-Marsanzug-Prototypen tragen und steuern zu können. Die Analog-AstronautInnen werden in Analogie zu künftigen bemannten Mars-Expeditionen für vorbereitende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten eingesetzt. Der Marsanzug-Prototyp ist wie ein „Raumschiff zum Anziehen“ und kann alle wesentlichen Einschränkungen eines realen Mars-Raumanzugs wiedergeben, wie etwa Gewicht, Druck-Gegenkräfte oder eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit. Ein ausgeklügeltes Mensch-Maschine-Interface, ein System von Sensoren und selbst entwickelter Software lassen den Anzug zu einem virtuellen Assistenten der Astronautin, des Astronauten werden. Der 45kg schwere Prototyp wurde entwickelt, um auch die Zusammenarbeit mit anderen (robotischen) Komponenten, wie etwa einem Rover, zu optimieren und gleichzeitig das Risiko einer biologischen Kontamination des untersuchten Planeten zu minimieren.

Die acht neuen ÖWF-Analog-AstronautInnen:

Adam Crellin (Großbritannien) Geboren 1993 in Großbritannien, absolvierte er seinen BSc in Biomedizinische Wissenschaften an der Universität Newcastle, gefolgt von einem MSc in Weltraumphysiologie am King‘s College, London. Als ein starker Befürworter für astronautische britische Raumfahrtaktivitäten war er bis vor Kurzem mitbegründendes Mitglied der Human Spaceflight Capitalisation Office (HuSCO) und fungierte als nationale Kontaktstelle der Student European Low Gravity Research Association. Derzeit ist Adam Crellin Medizinstudent an der Universität Oxford sowie im British Army Reserve und arbeitet als Berater für Weltraumwissenschaften. In seiner Freizeit ist er erfahrener Taucher und Bergsteiger.

Adrianos Golemis (Griechenland) Geboren 1987, lebt in Deutschland, stammt aus Griechenland. Ausbildung zum Doktor der Medizin an der Aristoteles-Universität Thessaloniki, Griechenland, Master in Weltraumstudien an der Internationalen Weltraum Universität, Frankreich und EASA Kurse über Flugmedizin am King’s College, London. Er nahm in einem Forschungspraktikum über zukünftige AstronautInnen-Selektions-Kriterien für den Mars der ESA teil und an einem 14-monatigen Programm über medizinische Analogforschung in isoliertem Umfeld in der Antarktis (Concordia Station, IPEV/ESA). Derzeit angestellt als Flugmediziner, um die Gesundheit von AstronautInnen während ihrer Weltraumflüge zu überwachen. Dr. Golemis spricht fließend Englisch und Französisch, hat gute Deutschkenntnisse und Grundkenntnisse in Italienisch.

Anika Mehlis (Bundesrepublik Deutschland) Geboren 1981, absolvierte ein Diplom in Biologie mit Hauptfach Mikrobiologie an der Freien Universität Berlin sowie ein Diplom als Ingenieur für Umwelttechnik & Recycling an der Fachhochschule Zwickau. Parallel zum zweiten Studium war sie als chemisch-technische Assistentin in einem Umweltlabor und als Dozentin für Biologie an der Staatlichen Studienakademie Plauen tätig. Neben ihrem Promotionsstudium zum Doctor of Public Health an der Universität Bielefeld arbeitet Anika Mehlis als Teamleiterin im Bereich Infektionsschutz und Umweltmedizin im Gesundheitsamt Plauen, Deutschland. Sie hat drei Töchter. Anika Mehlis spricht fließend Englisch mit Grundkenntnissen in Französisch, Spanisch und Latein.

Simone Paternostro (Italien) Geboren 1986. Simone Paternostro absolvierte den Bachelor in Raumfahrttechnik, den Master in Weltraumtechnik, sowie den 2nd level Master in Weltraumtransportsysteme und den PhD in Vermessungswesen und Weltraumgeodäsie. Anfänglich arbeitete er als AOCS/GNC Praktikant bei EADS Astrium (heute Airbus Group), gefolgt von einer Forschungsposition im Institut für Luft- und Raumfahrttechnik, Universität Nottingham. Derzeit ist er als Multi-Inkrement Nutzlast Planer/Anforderungs-Manager im Weltraumforschungs- und Technologiezentrum (ESTEC) der ESA 8Europäische Weltraumagentur) tätig, wo er Nutzlasten an Bord der ISS koordiniert. Dr. Paternostro spricht fließend Englisch und lernt gerade Deutsch.

Alon Tenzer (Israel) BSc in Mathematik, Computer- und Luftfahrtwissenschaften an der Ben-Gurion-Universität der Negev und MSc in Neurowissenschaften am Weizmann-Institut, Israel. Vormals in der Israelischen Luftwaffe tätig, arbeitete er nun als Software Entwickler & Teamleiter im IAF Tech Branch sowie als Datenwissenschaftler am Weizmann-Institut. Derzeit wirkt Alon Tenzer als Senior Artificial IntelligenceI Engineer/Scientist, wobei er Künstliche Intelligenz-basierte Industrieprojekte in diversen Unternehmen in Singapur leitet.

Thomas Wijnen (Niederlande) 1986 geboren. Thomas Wijnen absolvierte seinen BSc in Mathematik und Physik & Astronomie an der Universität Utrecht, Niederlande, gefolgt von einem Forschungspraktikum an der Universidad de Valparaiso, Chile und einem Masterstudium, das er mit Auszeichnung absolvierte, und dem Doktoratsstudium in Astrophysik. Er ist Hauptmann der Königlichen Niederländischen Luftwaffe und engagierte sich für das Thema Weltraumbewusstsein am Niederländischen Weltraum-Sicherheitszentrum. Derzeit forscht er an der Technischen Universität Delft in einem Projekt zur Satellitenortung und Instrumentenentwicklung. Er ist Taucher und Fallschirmspringer, spricht fließend Englisch, dazu kommen gute Kenntnisse in Spanisch und Grundkenntnisse in Französisch und Deutsch.

Robert Wild (Österreich) 1982 geboren, aus Innsbruck. Er machte seinen BSc in Physik an der Universität von Arizona und seinen PhD in Physik an der Universität von Colorado. Dr. Wilds Forschungsschwerpunkte umfassten Materiewellenbeugung, die Quantenmechanik ultrakalter Atome und Laser-basierte Messungen von Spurengasen. Derzeit arbeitet er an experimentellen Untersuchungen interstellarer Ionen als Forscher an der Universität Innsbruck. Dr. Wild hat schon zahlreiche Arbeiten publiziert, ist trainierter Wildernis-Ersthelfer, Advanced Open Water Diver, spricht fließend Englisch und hat gute Spanischkenntnisse.

Liad Yosef (Israel) stammt aus Israel. Er machte seinen Bachelor der Mathematik an der Hebräischen Universität Jerusalem und seinen Bachelor in Wirtschaft an der Tel Aviv Universität. In der Israelischen Luftwaffe diente er im Rang eines Hauptmannes. 2018 nahm er am ISU Space Studies Program teil, welches es sich zum Ziel setzt, die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Weltraumforschung zu fördern. Derzeit ist er Architekt im Unternehmen Duda. Als Analogastronaut nahm er bereits im Rahmen der Organisation DMars an einer simulierten Mars-Mission in Israel teil und ist aktuell an einem Studienprogramm zur Künstlichen Intelligenz in Israel beteiligt. Neben Hebräisch spricht er fließend Englisch und hat gute Spanischkenntnisse.

Über das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF):

Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) gehört im Bereich der Analogforschung weltweit zu den führenden Organisationen, die an der Vorbereitung astronautischer Erforschung anderer Planeten mitarbeiten. ExpertInnen verschiedenster Disziplinen bilden innerhalb des ÖWFs die Basis für diese Arbeit. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Industrie und Unternehmen unterschiedlicher Branchen wird hier Forschung auf höchstem Niveau betrieben. Dabei nutzt das ÖWF seine ausgezeichneten Kontakte zu MeinungsbildnerInnen, Politik und Medien, um österreichische Spitzenforschung und Technologie international voranzutreiben und bekanntzumachen. Das Österreichische Weltraum Forum ist zudem einer der wichtigsten Bildungsträger in Österreich, wenn es um Raumfahrt und darum geht, junge Menschen für Wissenschaft und Technik zu begeistern sowie ihnen einen Zugang zu dieser Branche zu ermöglichen. Neben der Betreuung von universitären Arbeiten bietet das ÖWF auch immer wieder Studierenden und SchülerInnen die Möglichkeit, im Rahmen von Praktika ihr Wissen zu erweitern.

Diese Medieninformation ist in Kooperation mit dem Österreichischen Weltraum Forum (ÖWF) entstanden.

Weitere Informationen: ÖWF


Quelle: Land Tirol



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