Attraktivierung des Fußgänger- und Radverkehrs in Niederösterreich

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Landesrat Ludwig Schleritzko und Petra Schön, Regionalstellenleiterin des Klimabündnisses Niederösterreich, präsentierten in St. Pölten Maßnahmen zur Attraktivierung des Fußgänger- und Radverkehrs in Niederösterreich. Landesrat Ludwig Schleritzko und Petra Schön, Regionalstellenleiterin des Klimabündnisses Niederösterreich, präsentierten in St. Pölten Maßnahmen zur Attraktivierung des Fußgänger- und Radverkehrs in Niederösterreich.
Foto: © NLK Burchhart
07 Mär 20:00 2020 von Redaktion Salzburg Print This Article

LR Schleritzko: Wollen bis 2030 Verdoppelung der täglich aktiv zurückgelegten Wege

Nach dem gestrigen Expertenforum Mobilität in St. Pölten präsentierte Landesrat Ludwig Schleritzko gemeinsam mit Petra Schön, Regionalstellenleiterin des Klimabündnisses Niederösterreich, am heutigen Freitag im Niederösterreichischen Landhaus in St. Pölten die dabei auf Basis einer Mobilitätserhebung des Landes und einer vom Land Niederösterreich in Auftrag gegebenen Untersuchung von Karmasin Research & Identity erstellten Maßnahmenvorschläge zur Attraktivierung des Fußgänger- und Radverkehrs in Niederösterreich.

„In den letzten Monaten und Jahren hat Niederösterreich im Bereich des öffentlichen Verkehrs vieles geleistet: Das Budget für Bestellungen von Bus- und Bahnangeboten wurde von 2019 auf 2020 um etwa 40 Prozent gesteigert, mit der Öffi-Milliarde wurden die Angebote auf der Bahn für die kommenden zehn Jahre auf die Schiene gebracht, was das Bahnangebot bis 2029 um mehr als 25 Prozent steigert, das Busangebot wird in den nächsten zehn Jahren um bis zu 30 Prozent gesteigert, sodass mit der Umsetzung der derzeit laufenden Ausschreibungen in 99 Prozent aller Gemeinden des Landes ein stündlicher Taktverkehr angeboten werden kann. Es kommt also nicht überraschend, dass Niederösterreich hinter Wien und ex aequo mit Vorarlberg heute Vize-Staatsmeister im öffentlichen Verkehr ist“, betonte dabei der Landesrat.

Im Bereich des Fußgänger- und Radverkehrs gebe es aber noch viel Potenzial, mit dessen Attraktivierung erreiche man zwei Ziele auf einmal: „Das Umlenken weg von der Straße hin zu den Geh- und Radwegen ist die effizienteste Umweltmaßnahme im Verkehr – es ist kostengünstig und gleichzeitig unglaublich wirksam für die CO2-Bilanz. Und wer persönlich mehr auf die eigene Muskelkraft setzt, tut nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern auch sich selbst“, sagte Schleritzko und verwies auf den Status Quo laut Mobilitätserhebung:

Demnach werden rund 15 Prozent der täglichen Wege in Niederösterreich heute schon zu Fuß und etwa 7 Prozent mit dem Rad zurückgelegt, wobei das vor allem Einkäufe oder private Besuche, aber weniger den Arbeitsweg betrifft. 40 Prozent der Wege, die als Autofahrer zurückgelegt werden, sind kürzer als fünf Kilometer. Über alle Arten der Fortbewegung hinweg sind sogar 50 Prozent aller Wege nicht über fünf Kilometer lang. „Wir sprechen hier also von etwa 900.000 Wegen pro Tag, die man umweltfreundlicher zurücklegen könnte. Wenn wir weiters sehen, dass die durchschnittliche Distanz aller Radwege in den letzten zehn Jahren bereits auf 4,1 Kilometer angewachsen ist, können wir abschätzen, wie groß das Potenzial ist“, betonte der Landesrat.

An der aktiven Mobilität besonders geschätzt wird laut der Studie von Sophie Karmasin der Gesundheitsaspekt, Flexibilität und Schnelligkeit sowie soziale Aspekte. Als Barrieren wiederum gelten Aspekte der Verkehrs- und Diebstahlsicherheit, Komfortgründe, mangelnde Transportmöglichkeiten, die Witterung oder die längere Wegzeit. „Wesentliche Anreize für den Umstieg wären aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer daher der Bau von sicherer, getrennter und qualitativ hochwertiger Infrastruktur sowohl für das Zufußgehen als auch Radfahren“, hielt Schleritzko fest und verwies auf drei strategischen Leitgedanken: ein nach Personengruppen und Nutzungszwecken bedürfnisorientiertes Herangehen, zukunftsorientierte Maßnahmen und entsprechende Wertschätzung als wesentlicher Schlüssel zum Umstieg auf das Zufußgehen und Radfahren.

„Aus diesen Daten, den Ergebnissen der Beratungen im Expertenforum und den daraus resultierenden Leitgedanken haben wir ein ambitioniertes Ziel abgeleitet: Wir wollen bis 2030 eine Verdoppelung der täglich aktiv zurückgelegten Wege erreichen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass wir den Anteil von jetzt 22 Prozent auf insgesamt 44 Prozent im Modal Split steigern wollen“, kündigte der Landesrat an.

Unter den wichtigsten Maßnahmen nannte er zunächst Radschnellwege als höchstrangige, qualitativ hochwertige Radinfrastruktur: „Das Land Niederösterreich wird gemeinsam mit seinen Partnern bis 2030 rund 200 Kilometer an Radschnellwegen errichten und entwickelt dafür eine eigene Förderung für Gemeinden“. Zum zweiten setze das Land Niederrösterreich auf multimodale Knoten: „Ohne neue Verkehrskonzepte wird sich das Land nicht mehr an der Errichtung neuer bzw. der Sanierung bestehender Bahnhöfe und Haltestellen beteiligen. Gleichzeitig bauen wir auch das bestehende Bike&Ride-Angebot bis 2030 auf 30.000 Stellplätze aus“.

Zum dritten soll das Bike-Sharing Angebot in Niederösterreich, das sich großer Beliebtheit erfreut und zuletzt etwa 65.000 Mal in Anspruch genommen wurde, deutlich ausgebaut und etwa mit elektrischen Schlössern oder GPS-Positionsbestimmungen noch komfortabler gemacht werden. Ein vierter Punkt betrifft die bessere Information potenzieller Umsteiger, nachdem die Veränderungsbereitschaft der Menschen dann besonders hoch ist, wenn es etwa um Wohnort- bzw. Jobwechsel geht oder die Familiengründung ansteht. Informationsangebote in Zusammenarbeit mit den Wohnbauträgern sollen den Menschen zeigen, welche alternativen Wege es gibt, von ihrem neuen Zuhause von A nach B zu kommen.

„Wir wollen fünftens durch eigene Kampagnen das Bewusstsein dafür stärken, was Mobilität für die eigene Gesundheit bedeutet“, sagte Schleritzko abschließend und verwies auf das besonders bei Jugendlichen dramatisch gesunkene Maß der körperlichen Betätigung:„Nur 30 Prozent der 11-Jährigen erfüllen das von der WHO ausgegebene Gesundheitsziel von mindestens einer Stunde physischer Aktivität pro Tag, bei den 17-Jährigen sind es sogar nur noch 7 Prozent. Dabei könnten das Radfahren und Zufußgehen im Alltag einen großen Teil des notwendigen Aktivitätspensums abdecken, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“

Schöne meinte u. a., dass der Verkehr die härteste Nuss im Klimaschutz und mit 29 Prozent der zweitgrößte Verursacher von CO2-Emmissionen sei, Mobilität sei also ein ganz wichtiger Hebel im Klimaschutz. „Im Vergleich zu anderen Regionen ist Niederösterreich, seit 27 Jahren Mitglied im Klimabündnis, sehr gut aufgestellt. Angesichts von 1.600 Klimabündnis-Gemeinden in 26 europäischen Ländern ist Niederösterreich mit seinen aktuell 419 Klimabündnis-Gemeinden, 65 neue kamen allein im Vorjahr neu dazu, Europameister“, so die Klimabündnis-Regionalleiterin.

Nähere Informationen beim Büro LR Schleritzko unter 02742/9005-13546, Florian Krumböck, und e-mail [email protected]; die Broschüre „Aktive Mobilität in Niederösterreich“ gibt es bei der Abteilung Gesamtverkehrsangelegenheiten der Gruppe Raumordnung, Umwelt und Verkehr beim Amt der NÖ Landesregierung unter 02742/9005-14971 und e-mail [email protected].


Quelle: Land Niederösterreich



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