300 Besucher*innen sahen ,,Wir sind Juden aus Breslau“

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Ein Abend im Zeichen der Erinnerung
Foto: Stadt Salzburg/ A. Killer
30 Okt 06:00 2019 von Redaktion Salzburg Print This Article

Erfolg für Filmpremiere und Dialog im Stadtarchiv und Das Kino

200 Schüler*innen der Landesberufsschulen und der HTL Itzling und 100 Erwachsene haben vergangene Woche die hochaktuelle Filmpremiere „Wir sind Juden aus Breslau“ gesehen. Ermöglicht hat dies die Kooperation vieler Partner*innen – Integrationsbüro, Jugendbüro und Stadtarchiv der Stadt Salzburg, Akzente Salzburg, Das Kino Salzburg, Karin Kaper Film, Landratsamt Berchtesgadener Land, Caritas Berchtesgadener Land und die Mitfinanzierung von EuRegio Salzburg - Berchtesgadener Land.

Der Film

Im Das Kino und im Stadtarchiv präsentierte die deutsche Regisseurin Karin Kaper ihre mehrfach ausgezeichnete Dokumentation über die Zeitreise von 14 Holocaust-Überlebende, die ihre Jugend in Breslau verbracht hatten. In den 1930-er Jahren hatte Breslau die drittgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands. Der Film ist eine beeindruckende Dokumentation über die Mechanismen und die Dynamik der Ausgrenzung. Er zeigt, wie Vorurteile gegenüber Bevölkerungsgruppen zu Menschenverachtung und Vernichtung führten. Zunächst wurden Menschen geächtet, dann ihre Bücher verbrannt, Geschäfte und Synagogen zerstört und schließlich sie selbst vernichtet. Der Film zeigt Parallelen der damaligen Situation mit jener in Europa heute auf. Er ruft eine grausame Vergangenheit in Erinnerung und plädiert für Respekt, Offenheit und die verantwortungsvolle Gestaltung der Zukunft.

Filmentstehung

Die Zeitzeug*innen konnten durch eine intensive wissenschaftliche Begleitung und persönlichen Kontakt gewonnen werden. Manche Überlebende wollten jahrzehntelang nicht über den Verlust ihrer Angehörigen und die schrecklichen Erlebnisse sprechen. Manche waren noch nie vor der Kamera gestanden und hatten nach der Flucht keinerlei Kontakte zu Deutschen gehabt. Die Protagonist*innen öffneten sich langsam, weil sie bereits am Lebensende waren, Distanz zum Erlebten hatten und ihre Traumata verarbeiten hatten können. Die letzten furchterregenden Szenen über eine Demonstration von Nationalisten in Wroclaw am polnischen Nationalfeiertag und paar Tage später, bei der eine Puppe verbrannt wurde, die eine jüdische Person darstellt, waren nicht geplant und trugen zur Aktualität des Films bei. „Ich beobachte, dass heutzutage homosexuelle, anders aussehende oder sprechende Menschen verstärkt Diskriminierungen und sogar tätlichen Angriffen ausgesetzt sind. Wir alle müssen wachsam sein und Widerstand gegen menschenverachtende Tendenzen und alltägliche Ausgrenzungen leisten. Ein lautstarkes Einschreiten für Gleichbehandlung und ein respektvoller Umgang sind wichtig, damit sich die Geschichte nicht wiederholt!“ appellierte Kaper an das Publikum.

Jüd*innen in Salzburg

Die Geschichte der „Jüd*innen aus Salzburg“ reicht ins Mittelalter zurück. Nach Verfolgung und Pogromen verfügte Erzbischof Leonhard von Keutschach 1498 ihre Ausweisung. Erst nach dem Staatsgrundgesetz von 1867, das Religionsfreiheit vorsah, bildete sich im 19. Jahrhundert wieder eine kleine jüdische Gemeinde.
Im Anschluss an den Film zeigte Historikerin Sabine Veits-Falk vom Stadtarchiv die Parallelen der Ereignisse in den 1930-er Jahren in Salzburg auf.
Mit dem „Anschluss“ an NS-Deutschland im März 1938 begann die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Die Pogrome am 9. November 1938 – der sogenannten „Reichskristallnacht“ - stellten auch in Salzburg einen Höhepunkt der Exzesse gegen die 90 jüdischen Bürgerinnen und Bürger dar, die damals hier lebten. SA und SS zerstörten die Synagoge und jüdische Geschäfte. Die Gestapo verhaftete 41 jüdische Männer, sie wurden in das KZ Dachau deportiert.

Beitrag zur Erinnerungskultur in Salzburg

Der Film ist ein Beitrag zur Erinnerungskultur in Salzburg und „sensibilisiert junge Menschen, Rassismus und Gewalt im Alltag zu erkennen und fordert zum Widerstand dagegen auf. Das kann in kleinen Schritten geschehen - es muss keine Heldentat sein. Wichtig ist, hinzuschauen und darüber zu reden – damit rechtzeitig dagegen eingeschritten werden kann“, so Veits-Falk.
Das große Interesse der Salzburger Schüler*innen und der intensive Austausch bestärkt die Stadt Salzburg, den Film mit Diskussionsmöglichkeit Schulklassen auch 2020 anzubieten.
Kontakt: [email protected] , Tel. 0662 8072 2046.



Quelle: Stadt Salzburg



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