Lebensberatung mit alten Sprichwörtern ?

17 Mär 02:03 2014 von Oswald Schwarzl Print This Article

Sind die alten Weisheiten  überholt und gibt es ein „bestes Sprichwort“?

Ein Sprichwort ist ein kurzer volkstümlicher Satz, der eine praktische Lebensweisheit enthält.

Es ist zu unterscheiden von der Redensart, welche einen Begriff mit einem anschaulichen Vergleich bildhaft verdeutlicht, z. B. „Geld wie Heu“ oder „wild wie ein Tiger“.

 

Bei der Jugend gelten die Sprichwörter heute als altmodisch und gar nicht „cool“. Tatsächlich haben sie ja auch eine lange Geschichte, denn sie waren schon zu Zeiten der alten Griechen und Römer populär. Sie wollen in einer komprimierten, leicht zu merkenden  Form die Erfahrungen von Generationen zum Ausdruck bringen  und verbreiteten sich rasch von Mund zu Mund. Manchmal ist die Formulierung im Befehlston, meist aber wird unmissverständlich und kategorisch einfach festgestellt, mit welcher Konsequenz ein Mensch in einer bestimmten Situation zu rechnen hat oder wie er sich verhalten sollte.

Denkweise, Wesen und Kultur eines Volkes kamen darin zum Ausdruck. Durch die weitgehende Allgemeingültigkeit der Aussagen ergaben sich  - ausgehend von Griechen und Römern -  Ähnlichkeiten bei fast allen europäischen Völkern und fanden auch Eingang in deren Märchen, Fabeln und Erzählungen. Aber auch die ägyptische, sumerische, indische, chinesische und hebräische Literatur kennt das Sprichwort.  Schon früh entstanden Sammlungen von Sprichwörtern, z. B. bei Aristoteles, Aristophanes u. a.

 

Im Mittelalter  wurden in den Klosterschulen insbesondere lateinische aber auch einheimische Sprichworte geübt. Später im Humanismus und Barock gab es schon umfangreiche Sammlungen.

( Z. B. von Erasmus und Bebel um 1500, Eyring und Lehmann um 1600). Im 19. Jh. umfasste die umfangreichste Sammlung von K.F.W.Wander schon 250 000 Sprüche! (Deutsches Sprachlexikon V, 1867 – 76)

Somit  waren Sprichwörter als   populäres Erziehungsmittel und Ratgeber wohl beliebt und geachtet.

 

Auch meine Mutter liebte Poesie jeder Art und somit auch Sprichwörter. Sie  hat mir als Kind zahllose nahe gebracht. Ihre Vertrautheit mit ihnen stammte daher, dass die Erwachsenen, welche auf ihre Erziehung Einfluss hatten, noch  ihre Bildung im 19. Jahrhundert erfahren hatten.

 

Aber sind die alten Sprichwörter  durch die Zeit wirklich überholt?

Werfen Sie zunächst nur einen Blick auf die ausgewählten Beispiele der Anlage und Sie  werden über die großteils stete Aktualität erstaunt sein. Nehmen Sie sich am Ende dann auch die Zeit, die Sprüche genauer zu studieren und eventuell den einen oder anderen in Ihr Langzeitgedächtnis zu verpflanzen. Sie werden Ihnen an großen und kleineren Wegkreuzungen Ihres Lebens als Ratgeber nützlich sein können, um die richtige Abzweigung zu wählen!

 

Nun zur Frage, ob es ein Sprichwort gibt, das in wenigen Zeilen soviel bewirken kann wie tausend gelehrte Worte.

Ich möchte dies dem folgenden zubilligen:

 

            Was du nicht willst, dass man dir tu`

            das füg´ auch keinem andern zu.

 

Da es neben dem direkten Aufruf zur Unterlassung von Handlungen implizit auch die Aufforderung beinhaltet, aktiv seinen Mitmenschen so zu behandeln, wie man es sich selbst an seiner Stelle wünschen würde, scheint mir damit alles erfasst, was zu einem harmonischen Sozialleben nötig ist.
In den zwei Zeilen wäre auch alles enthalten, worüber Moralphilosophen und Ethiklehrer dicke Bücher geschrieben haben,  damit aber letztlich wenig Breitenwirkung erzielten.

So hatte sich der berühmte deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724 -1804) bemüht, über seinen „Kategorischen Imperativ“ mit langen und gelehrten Ausführungen den Menschen näher zu bringen, „so zu handeln, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte“ und beklagte sich häufig über das angetroffene Unverständnis.

Da lob ich mir unseren Zweizeiler, in dem Kant, die zehn Gebote der Kirche und das weltliche Strafgesetz Platz finden können!


„Die Dorfschule“, Gemälde von Albert Anker 1848

Damals galt das heute wohl verpönte Sprichwort:

„Der Lehrer mit der Rute

macht aus schlimmen Kindern gute!“


Beispiele populärer Sprichwörter

 

 

Erkenne dich selbst                                                   

Obige Überschrift ist selbst ein Sprichwort und stammt vom Apollotempel der alten Griechen in Delphi. Die nachfolgenden, Sprichwörter sind willkürlich gereiht.

 

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück

Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß

Was man erhält mit Zwang, hält selten lang

Was man sich wünscht, das glaubt man gern

Nur was von Herzen kommt, geht zu Herzen

Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Eigenlob stinkt!

Ohne Schweiß kein Preis

Als Meister ist noch keiner vom Himmel gefallen

Wenn der Reiter nichts taugt, hat dann das Pferd Schuld?

Wer etwas will gelten, der komme selten

Eile mit Weile

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Lass Vergangenes vergangen sein, nur so kehrt Friede ein

Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz

Nütze den Tag, solange es hell ist

Wer gerne gibt, fragt nicht lange

Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füße unbedeckt

Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen

Ehre kann dir niemand borgen, dafür musst du selber sorgen

Ein Nein zur rechten Zeit,  wahrt manchen vor viel Herzeleid

Wer sich selbst hilft, dem hilft Gott

Hunger ist der beste Koch

Morgenstund´  hat Gold im Mund

Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert

Hochmut – tut nimmer gut

Wer den Groschen nicht ehrt, ist den Taler nicht wert

Jugend und verlorne Zeit kommt nicht wieder in Ewigkeit

Luftschlösser sind rasch gebaut, aber schwer  abgerissen

Schmiede das Eisen, solange es warm ist

Mit Zank und Streit kommt man nicht weit

Müßiggang ist aller Laster Anfang

Nichts macht so müde wie Nichtstun

Wer nicht wagt, gewinnt nicht

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Probieren geht über studieren

Ein voller Bauch studiert nicht gern

In der Not frisst der Teufel fliegen

Wie man sich bettet, so liegt man

Träume sind Schäume

Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein

Trau, schau, wem

Ungeduld und Zorn machen alles verworr`n.

Verbotene Früchte schmecken am süßesten

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr

Spare in der Zeit, dann hast du in der Not

Ehrlich währt am längsten

Faule werden erst abends fleißig

Williger Sinn macht leichte Füße

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg

Zuviel reden und zuviel schweigen ist allen Narren eigen

Zu  wenig und zu viel ist des Teufels Spiel

Durch Schaden wird man klug

Blinder Eifer schadet nur

Ein guter Rat zur rechten Zeit wahrt manchem vor viel Herzeleid

Kein Baum fällt auf den ersten Streich

Schwierigkeiten sind da, um überwunden zu werden

Tue recht und scheue niemand

 

Erkenne deine Mitmenschen

Wer das Wenigste weiß, hat oft am meisten zu sagen

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wenn er auch die Wahrheit spricht

Wer nicht sehen will, dem hilft auch keine Brill`

Wer satt ist, lobt das Fasten

Hochmut kommt vor dem Fall

Ein Zwerg bleibt immer Zwerg und stünd` er auf dem höchsten Berg

Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil

Der Horcher an der Wand hört seine eigne Schand´

Des Menschen Wille ist sein Himmelreich

Die Faulen und die Dreisten schreien am meisten

Willst du wissen, wer der Mann, sieh dir seine Gesellschaft an

Drei Dinge machen einen guten Meister: Wissen, Können und Wollen

Viele Köche versalzen die Suppe

Freunde in der Not gehen hundert auf ein Lot

Hüte dich vor einem Mann, der im Zorne lächeln kann

Je mehr der Geizige hat, desto weniger wird er satt

Kinder und Narren sagen die Wahrheit

Schuster bleib bei deinem Leisten

Reich sein und gerecht reimt sich wie krumm und schlecht

Schmeichler sind Katzen, die vorn lecken und hinten kratzen

Schwäger haben sich gerne, aber meist nur aus der Ferne

Unkraut verdirbt nicht

Unter Schwätzern ist der Schweiger der Klügste

Verliebte Köche – versalzenes Essen

Versprechen und halten sind zweierlei

Würden und Güter verändern Herz und Gemüter

Wo Rauch aufsteigt, muss Feuer sein

Grünes Holz brennt nicht

Der Fisch stinkt vom Kopf

Ein alter Fuchs ist schwer zu fangen

Wer Butter am Kopf hat, sollte nicht in die Sonne gehen

Wie der Herr, so `s Gscherr

Wie die Zucht, so die Frucht

Wie du mir, so ich dir

Gut gemeint ist nicht immer gut

Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus

Wie der Koch, so der Brei

Wie die Alten sungen, zwitschern die Jungen

Undank ist der Welt Lohn

Zum Lernen ist niemand zu alt

Zwist unter Liebesleuten hat nicht viel zu bedeuten

Was sich liebt, das neckt sich

Bei tauben Ohren ist jede Predigt verloren

Schmeichler und Heuchler sind Meuchler

Geldgier ist das Grab der Freundschaft

Schönheit und Verstand sind selten verwandt

Des einem sein Uhl ist des andern Nachtigal

Die Dummen haben das meiste Glück

Bellende Hunde beißen nicht

Irren ist menschlich

Kleider machen Leute

Eine Hand wäscht die andere

Die Kutte macht nicht den Mönch

Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht

Also geht es in der Welt: Der eine steigt, der andere fällt

 

Allgemeine Regeln und Erkenntnisse

Der Mensch denkt – Gott lenkt

Was lange währt, wird endlich gut

Was du heute kannst besorgen,  verschiebe nicht auf morgen

Reden ist Silber, Schweigen ist gold

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmmermehr

Wer rastet, der rostet

Die Zunge schneidet schärfer als das Schwert

Ein falscher Verdacht hat Teufelsmacht

Es ist kein Weg zu weit, wenn die Liebe treibt

Liebe macht blind

Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen

Ein NEIN zur rechten Zeit erspart viel Widerwärtigkeit

Genug ist besser als zuviel

Ein Unglück kommt selten allein

Aller guten Dinge sind drei

Steter Tropfen höhlt den Stein

Gleich und gleich gesellt sich gern

Hochmut tut niemals gut

Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft

Mit Speck fängt man Mäuse

Aller Anfang ist schwer

Not macht erfinderisch

Not kennt kein Gebot

Not lehrt beten

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Ordnung ist das halbe Leben

Sich regen bringt Segen

Zu strenges Regiment nimmt bald ein End´

Unrecht Gut gedeiht nie gut

Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass

Wo gehobelt wird, fallen Späne

Wo kein Kläger, ist auch kein Richter

Wohltun trägt Zinsen

Wo kein Vertrauen, ist auch keine Treue

Wohl begonnen, halb gewonnen

Kommt Zeit, kommt Rat

Zeit heilt alle Wunden

Zeit ist Geld

Zufriedenheit geht über Reichtum

Zufriedenheit wohnt mehr in Hütten als in Palästen

Zum Begräbnis der Wahrheit gehören viele Schaufeln

Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch an die Sonnen

Zu satt macht matt

Zwischen Freud und Leid ist die Brücke nicht breit

Der Alten Rat, der Jungen Tat -  macht Krummes grad

Unverhofft kommt oft

In der Nacht sind alle Katzen schwarz

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Geld regiert die Welt

Die teuersten Pferde sind die Steckenpferde

Die beste Amme ersetzt keine Mutter

Die besten Gedanken kommen hinten nach

Die ersten Gedanken sind die besten

Die Dummen sterben nie aus

Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht

Eile mit Weile

Wo nichts ist, hat  der Kaiser das Recht verloren

Womit man sündigt, damit wird man bestraft

Die Sünde verliert mit jeder Wiederholung scheinbar  Gewicht

Nütze die Zeit

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben

Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu

Die Axt im Hause erspart den Zimmermann

In der Kürze liegt die Würze

Jeder ist sich selbst der Nächste

Soviel Köpfe, so viel Sinne

Wer schnell gibt, gibt doppelt

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Liebe und Singen lässt sich nicht zwingen

Liebe geht durch den Magen

Wer viel anfängt, beendet wenig

Gar zu höflich ist grob

Alle Wege führen nach Rom

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut

Unverhofft kommt oft

Reisende soll man nicht aufhalten

Glück und Glas, wie leicht bricht das

Auf Regen folgt Sonnenschein

Der Teufel schläft nicht

Übermut tut selten gut

Allen Leuten recht getan ist eine Kunst , die niemand kann

Ein übermütiger Esel geht auf´s Eis tanzen

 

 

Weise Sprüche, gute Lehren,

soll man tun und nicht nur hören!



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