Lebensberatung mit alten Sprichwörtern ?
Sind die alten Weisheiten überholt und gibt es ein „bestes Sprichwort“?
Ein Sprichwort ist ein kurzer volkstümlicher Satz, der eine praktische Lebensweisheit enthält.
Es ist zu unterscheiden von der Redensart, welche einen Begriff mit einem anschaulichen Vergleich bildhaft verdeutlicht, z. B. „Geld wie Heu“ oder „wild wie ein Tiger“.
Bei der Jugend gelten die Sprichwörter heute als altmodisch und gar nicht „cool“. Tatsächlich haben sie ja auch eine lange Geschichte, denn sie waren schon zu Zeiten der alten Griechen und Römer populär. Sie wollen in einer komprimierten, leicht zu merkenden Form die Erfahrungen von Generationen zum Ausdruck bringen und verbreiteten sich rasch von Mund zu Mund. Manchmal ist die Formulierung im Befehlston, meist aber wird unmissverständlich und kategorisch einfach festgestellt, mit welcher Konsequenz ein Mensch in einer bestimmten Situation zu rechnen hat oder wie er sich verhalten sollte.
Denkweise, Wesen und Kultur eines Volkes kamen darin zum Ausdruck. Durch die weitgehende Allgemeingültigkeit der Aussagen ergaben sich - ausgehend von Griechen und Römern - Ähnlichkeiten bei fast allen europäischen Völkern und fanden auch Eingang in deren Märchen, Fabeln und Erzählungen. Aber auch die ägyptische, sumerische, indische, chinesische und hebräische Literatur kennt das Sprichwort. Schon früh entstanden Sammlungen von Sprichwörtern, z. B. bei Aristoteles, Aristophanes u. a.
Im Mittelalter wurden in den Klosterschulen insbesondere lateinische aber auch einheimische Sprichworte geübt. Später im Humanismus und Barock gab es schon umfangreiche Sammlungen.
( Z. B. von Erasmus und Bebel um 1500, Eyring und Lehmann um 1600). Im 19. Jh. umfasste die umfangreichste Sammlung von K.F.W.Wander schon 250 000 Sprüche! (Deutsches Sprachlexikon V, 1867 – 76)
Somit waren Sprichwörter als populäres Erziehungsmittel und Ratgeber wohl beliebt und geachtet.
Auch meine Mutter liebte Poesie jeder Art und somit auch Sprichwörter. Sie hat mir als Kind zahllose nahe gebracht. Ihre Vertrautheit mit ihnen stammte daher, dass die Erwachsenen, welche auf ihre Erziehung Einfluss hatten, noch ihre Bildung im 19. Jahrhundert erfahren hatten.
Aber sind die alten Sprichwörter durch die Zeit wirklich überholt?
Werfen Sie zunächst nur einen Blick auf die ausgewählten Beispiele der Anlage und Sie werden über die großteils stete Aktualität erstaunt sein. Nehmen Sie sich am Ende dann auch die Zeit, die Sprüche genauer zu studieren und eventuell den einen oder anderen in Ihr Langzeitgedächtnis zu verpflanzen. Sie werden Ihnen an großen und kleineren Wegkreuzungen Ihres Lebens als Ratgeber nützlich sein können, um die richtige Abzweigung zu wählen!
Nun zur Frage, ob es ein Sprichwort gibt, das in wenigen Zeilen soviel bewirken kann wie tausend gelehrte Worte.
Ich möchte dies dem folgenden zubilligen:
Was du nicht willst, dass man dir tu`
das füg´ auch keinem andern zu.
Da es neben dem direkten Aufruf zur Unterlassung von Handlungen implizit auch die Aufforderung beinhaltet, aktiv seinen Mitmenschen so zu behandeln, wie man es sich selbst an seiner Stelle wünschen würde, scheint mir damit alles erfasst, was zu einem harmonischen Sozialleben nötig ist.
In den zwei Zeilen wäre auch alles enthalten, worüber Moralphilosophen und Ethiklehrer dicke Bücher geschrieben haben, damit aber letztlich wenig Breitenwirkung erzielten.
So hatte sich der berühmte deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724 -1804) bemüht, über seinen „Kategorischen Imperativ“ mit langen und gelehrten Ausführungen den Menschen näher zu bringen, „so zu handeln, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte“ und beklagte sich häufig über das angetroffene Unverständnis.
Da lob ich mir unseren Zweizeiler, in dem Kant, die zehn Gebote der Kirche und das weltliche Strafgesetz Platz finden können!
Damals galt das heute wohl verpönte Sprichwort:
„Der Lehrer mit der Rute
macht aus schlimmen Kindern gute!“
Beispiele populärer Sprichwörter
Erkenne dich selbst
Obige Überschrift ist selbst ein Sprichwort und stammt vom Apollotempel der alten Griechen in Delphi. Die nachfolgenden, Sprichwörter sind willkürlich gereiht.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück
Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß
Was man erhält mit Zwang, hält selten lang
Was man sich wünscht, das glaubt man gern
Nur was von Herzen kommt, geht zu Herzen
Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied
Eigenlob stinkt!
Ohne Schweiß kein Preis
Als Meister ist noch keiner vom Himmel gefallen
Wenn der Reiter nichts taugt, hat dann das Pferd Schuld?
Wer etwas will gelten, der komme selten
Eile mit Weile
Wer die Wahl hat, hat die Qual
Lass Vergangenes vergangen sein, nur so kehrt Friede ein
Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz
Nütze den Tag, solange es hell ist
Wer gerne gibt, fragt nicht lange
Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füße unbedeckt
Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen
Ehre kann dir niemand borgen, dafür musst du selber sorgen
Ein Nein zur rechten Zeit, wahrt manchen vor viel Herzeleid
Wer sich selbst hilft, dem hilft Gott
Hunger ist der beste Koch
Morgenstund´ hat Gold im Mund
Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul
Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert
Hochmut – tut nimmer gut
Wer den Groschen nicht ehrt, ist den Taler nicht wert
Jugend und verlorne Zeit kommt nicht wieder in Ewigkeit
Luftschlösser sind rasch gebaut, aber schwer abgerissen
Schmiede das Eisen, solange es warm ist
Mit Zank und Streit kommt man nicht weit
Müßiggang ist aller Laster Anfang
Nichts macht so müde wie Nichtstun
Wer nicht wagt, gewinnt nicht
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Probieren geht über studieren
Ein voller Bauch studiert nicht gern
In der Not frisst der Teufel fliegen
Wie man sich bettet, so liegt man
Träume sind Schäume
Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein
Trau, schau, wem
Ungeduld und Zorn machen alles verworr`n.
Verbotene Früchte schmecken am süßesten
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
Spare in der Zeit, dann hast du in der Not
Ehrlich währt am längsten
Faule werden erst abends fleißig
Williger Sinn macht leichte Füße
Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg
Zuviel reden und zuviel schweigen ist allen Narren eigen
Zu wenig und zu viel ist des Teufels Spiel
Durch Schaden wird man klug
Blinder Eifer schadet nur
Ein guter Rat zur rechten Zeit wahrt manchem vor viel Herzeleid
Kein Baum fällt auf den ersten Streich
Schwierigkeiten sind da, um überwunden zu werden
Tue recht und scheue niemand
Erkenne deine Mitmenschen
Wer das Wenigste weiß, hat oft am meisten zu sagen
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wenn er auch die Wahrheit spricht
Wer nicht sehen will, dem hilft auch keine Brill`
Wer satt ist, lobt das Fasten
Hochmut kommt vor dem Fall
Ein Zwerg bleibt immer Zwerg und stünd` er auf dem höchsten Berg
Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil
Der Horcher an der Wand hört seine eigne Schand´
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich
Die Faulen und die Dreisten schreien am meisten
Willst du wissen, wer der Mann, sieh dir seine Gesellschaft an
Drei Dinge machen einen guten Meister: Wissen, Können und Wollen
Viele Köche versalzen die Suppe
Freunde in der Not gehen hundert auf ein Lot
Hüte dich vor einem Mann, der im Zorne lächeln kann
Je mehr der Geizige hat, desto weniger wird er satt
Kinder und Narren sagen die Wahrheit
Schuster bleib bei deinem Leisten
Reich sein und gerecht reimt sich wie krumm und schlecht
Schmeichler sind Katzen, die vorn lecken und hinten kratzen
Schwäger haben sich gerne, aber meist nur aus der Ferne
Unkraut verdirbt nicht
Unter Schwätzern ist der Schweiger der Klügste
Verliebte Köche – versalzenes Essen
Versprechen und halten sind zweierlei
Würden und Güter verändern Herz und Gemüter
Wo Rauch aufsteigt, muss Feuer sein
Grünes Holz brennt nicht
Der Fisch stinkt vom Kopf
Ein alter Fuchs ist schwer zu fangen
Wer Butter am Kopf hat, sollte nicht in die Sonne gehen
Wie der Herr, so `s Gscherr
Wie die Zucht, so die Frucht
Wie du mir, so ich dir
Gut gemeint ist nicht immer gut
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus
Wie der Koch, so der Brei
Wie die Alten sungen, zwitschern die Jungen
Undank ist der Welt Lohn
Zum Lernen ist niemand zu alt
Zwist unter Liebesleuten hat nicht viel zu bedeuten
Was sich liebt, das neckt sich
Bei tauben Ohren ist jede Predigt verloren
Schmeichler und Heuchler sind Meuchler
Geldgier ist das Grab der Freundschaft
Schönheit und Verstand sind selten verwandt
Des einem sein Uhl ist des andern Nachtigal
Die Dummen haben das meiste Glück
Bellende Hunde beißen nicht
Irren ist menschlich
Kleider machen Leute
Eine Hand wäscht die andere
Die Kutte macht nicht den Mönch
Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht
Also geht es in der Welt: Der eine steigt, der andere fällt
Allgemeine Regeln und Erkenntnisse
Der Mensch denkt – Gott lenkt
Was lange währt, wird endlich gut
Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen
Reden ist Silber, Schweigen ist gold
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmmermehr
Wer rastet, der rostet
Die Zunge schneidet schärfer als das Schwert
Ein falscher Verdacht hat Teufelsmacht
Es ist kein Weg zu weit, wenn die Liebe treibt
Liebe macht blind
Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen
Ein NEIN zur rechten Zeit erspart viel Widerwärtigkeit
Genug ist besser als zuviel
Ein Unglück kommt selten allein
Aller guten Dinge sind drei
Steter Tropfen höhlt den Stein
Gleich und gleich gesellt sich gern
Hochmut tut niemals gut
Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft
Mit Speck fängt man Mäuse
Aller Anfang ist schwer
Not macht erfinderisch
Not kennt kein Gebot
Not lehrt beten
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Ordnung ist das halbe Leben
Sich regen bringt Segen
Zu strenges Regiment nimmt bald ein End´
Unrecht Gut gedeiht nie gut
Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass
Wo gehobelt wird, fallen Späne
Wo kein Kläger, ist auch kein Richter
Wohltun trägt Zinsen
Wo kein Vertrauen, ist auch keine Treue
Wohl begonnen, halb gewonnen
Kommt Zeit, kommt Rat
Zeit heilt alle Wunden
Zeit ist Geld
Zufriedenheit geht über Reichtum
Zufriedenheit wohnt mehr in Hütten als in Palästen
Zum Begräbnis der Wahrheit gehören viele Schaufeln
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch an die Sonnen
Zu satt macht matt
Zwischen Freud und Leid ist die Brücke nicht breit
Der Alten Rat, der Jungen Tat - macht Krummes grad
Unverhofft kommt oft
In der Nacht sind alle Katzen schwarz
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Geld regiert die Welt
Die teuersten Pferde sind die Steckenpferde
Die beste Amme ersetzt keine Mutter
Die besten Gedanken kommen hinten nach
Die ersten Gedanken sind die besten
Die Dummen sterben nie aus
Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht
Eile mit Weile
Wo nichts ist, hat der Kaiser das Recht verloren
Womit man sündigt, damit wird man bestraft
Die Sünde verliert mit jeder Wiederholung scheinbar Gewicht
Nütze die Zeit
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben
Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu
Die Axt im Hause erspart den Zimmermann
In der Kürze liegt die Würze
Jeder ist sich selbst der Nächste
Soviel Köpfe, so viel Sinne
Wer schnell gibt, gibt doppelt
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Liebe und Singen lässt sich nicht zwingen
Liebe geht durch den Magen
Wer viel anfängt, beendet wenig
Gar zu höflich ist grob
Alle Wege führen nach Rom
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut
Unverhofft kommt oft
Reisende soll man nicht aufhalten
Glück und Glas, wie leicht bricht das
Auf Regen folgt Sonnenschein
Der Teufel schläft nicht
Übermut tut selten gut
Allen Leuten recht getan ist eine Kunst , die niemand kann
Ein übermütiger Esel geht auf´s Eis tanzen
Weise Sprüche, gute Lehren,
soll man tun und nicht nur hören!