Zu Besuch bei Tischler Norbert Wolfram

Slide background
Kein Bild vorhanden
31 Mär 08:05 2015 von Natalie Kutschera Print This Article

Fast jeder Wiener Autofahrer ist schon einmal an der Maria-Theresien-Straße Nummer 9 vorbei gefahren. Dort feiert eine Tischlerei heuer ihren sechzigsten Geburtstag. 1955 gegründet, 1979 von Rupert Wolfram übernommen und seit 11 Jahren von Sohn Norbert Wolfram geführt.

Was besonders auffällt, dass sie auffällig unauffällig ist. Auch so wirkt Norbert Wolfram, wenn er mit Ruhe und Sachlichkeit seine Arbeit erledigt, im Umgang mit seinen Lehrlingen oder im Gespräch mit seinen Kunden.
Deshalb haben wir uns sehr gefreut, Einblicke in seinen Betrieb zu erhalten. Auch hat uns Norbert Wolfram verraten, was er für die nächsten 20 Jahre und darüber hinaus plant. 

Was muss ein guter Tischler alles können und vor allem, was muss er mitbringen?
Er oder sie sollte ein Gefühl haben fürs Holz und für die Materialien. Auch ein Zahlengefühl sollte da sein, also auch mathematisch was „drauf haben“. Besonders wichtig ist ein gutes Vorstellungsvermögen; ohne das geht es nicht. Man muss sich durchdenken können, wie kann und wird das fertig aussehen? Aber Allem voran steht die Liebe zum Holz! (lacht) 

Was war Ihre größte tischlerische Herausforderung?
Eine Spezialanfertigung. Das war ein sehr kleines und vor allem dünnes Musikinstrument, das man dann auch biegen, aber nicht verbiegen kann. Dafür musste ein eigenes und weitgehend unbekanntes Verfahren angewendet werden, das Holz so zu biegen, dass es dann auch in dieser Form so bleibt. Sonst gibt es als „Standard-Herausforderung“ Furnierarten und Techniken, die ein sehr hohes Können erfordern. Da braucht es vor allem Erfahrung,

Was sind die Zukunftspläne für Ihren Standort hier im neunten Bezirk? 
Für uns ist wichtig, dass wir Lehrlinge ausbilden. Die Tischlerei an sich ist ein sehr komplexes, vor allem aber ein sehr spannendes Feld. Wir lernen ständig dazu, aber auch die alten Techniken zu beherrschen und diese zu erhalten ist uns sehr wichtig. 

Die alten Techniken weiterzugeben ist also auch ein Zukunftsplan?
Ja . Leider gehen durch standardisierte Industrieprozesse alte Techniken verloren, aber wir wollen das nicht so hinnehmen und schauen, dass wir diese erhalten und weitergeben können. Da ist ein Umdenken auch von unsrer Seite erforderlich, um die Nische zu finden, in der man diese Techniken kombinieren kann. Thema Zukunftspläne: Ich habe vor, noch mindestens 20 Jahre hier im Neunten zu arbeiten und den Standort zu erhalten… und dann schauen wir weiter. (lacht)

  Markiert "tagged" als:
  Kategorien: