Wagners Schwanenritter „Lohengrin“ an der Semperoper Dresden

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22 Jän 18:25 2013 von Redaktion Kultur Print This Article

Chefdirigent Christian Thielemann brilliert am Pult der Sächsischen Staatskapelle

DRESDEN. Das Wagner-Jahr 2013 wurde mit der Wiederaufnahme des „Lohengrin“ von 1983 gebührend entriert. In einer klassischen Inszenierung von Christine Mielitz sowie den historischen Kostümen und Bühnenbildern von Peter Heilein wurde die Gralserzählung in Szene gesetzt. Die Handlung kontrastiert zwei Paare: Elsa – Lohengrin und Ortrud – Telramund, die lebensvollen Akteure einer ergreifenden Tragödie.


 


Gralsritter „Lohengrin“ wird sein Geheimnis entlockt


Elsa von Brabant ist von Friedrich von Telramund und Ortrud des Brudermordes angeklagt worden. Telramund handelt, Ortruds Persönlichkeit hörig, bona fide als Werkzeug ihrer ehrgeizigen Pläne, die ihr zur Macht verhelfen sollen. Ein Ritter soll gefunden werden, der für Elsas Ehre mit dem Ankläger fechten möge. Als sich niemand findet, fleht Elsa in heißem Gebet um Rettung. Der strahlende Schwanenritter erscheint, nimmt Elsa das Versprechen ab, ihn nie nach „Nam und Art“ zu fragen, besteht erfolgreich den Kampf gegen Telramund, gewinnt Elsas Liebe und stürzt Telramund und Ortrud in äußerste Verzweiflung. Ortrud zürnt nach Rache. Sie erschleicht sich Elsas Vertrauen, schürt Misstrauen gegen den unbekannten Ritter und erweckt in Elsa den Wunsch ihr Gelübde zu brechen. Das böse Prinzip scheint zu triumphieren. In der Hochzeitsnacht kann sich Elsa der verhängnisvollen Frage nicht mehr enthalten. Lohngrin muss daraufhin sein Geheimnis preisgeben: “Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt: mein Vater Parsifal trägt seine Krone, sein Ritter ich, bin Lohengrin genannt.“


 


Richard Wagners „Lohengrin“ ist von großer lyrischer und mystischer Schönheit. Die strahlende Verkörperung aller romantischen Sehnsucht, in der Figur des von geheimnisvollem Glanz umgebenen Ritters „Lohengrin“,  scheint die Oper edelsten A-Dur-Klanges zu sein.


 


Christian Thielemann – gegenwärtig der beste Wagner-Dirigent


Thielemanns Dirigat lässt bereits beim Vorspiel der Oper erahnen, welch lyrisch-seelenvolle, überwältigende und hochdramatische Facetten er der Sächsischen Staatskapelle in den über vier Stunden entlocken wird. Das Vorspiel ist in lichtestes A-Dur getaucht, von mystisch-übersinnlichen Flageolettönen der ersten vier Soloviolinen überglänzt, gibt eine Vision des von zauberhaften Strahlen umleuchteten Gralsritters. Sein Motiv, anfangs nur von achtfach geteilten Geigen gespielt und durchgeführt, wird nach und nach vom ganzen Orchester aufgenommen, bis zur mächtigsten Kraft gesteigert und wie mit zärtlichster Hand wieder in die himmlischen Regionen höchster Tonhöhe zurückgeführt. Ein Orchesterstück von unbeschreiblichem Zauber des Klanges und erstaunlicher Meisterschaft. Bewundernswert ist Thielemanns Sicherheit und seine sagenhafte Leichtigkeit, mit der er das Orchester zu Höchstleistungen führt. Er ist im ständigen Kontakt mit den Protagonisten auf der Bühne, mit den Musikern und lächelt wohlwollend den Solisten im Orchestergraben zu. Thielemann gelingt es, das imposante und doch ätherisch-transparente Orchester soweit zurückzunehmen, dass Sänger und Chor problemlos zu hören sind. Kraftvoll und präzise auch die Passagen des Chores. Wagners Tonbild voller Farbigkeit und Thielemann am Dirigentenpult ziehen das Publikum völlig in den Bann. Enthusiastischer Applaus für den Maestro und sein Orchester.


Mit großer Vorfreude wird Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle Dresden erstmals zu den Osterfestspielen Salzburg 2013 erwartet. Das Bühnenweihfest „Parsifal“ sowie Orchester- und Chorkonzerte stehen vom 23. März bis 1. April am Programm.


Hervorragende Besetzung


Robert Dean Smith bemühte sich die schwierige Titelrolle mit seiner warmen, schmiegsamen Stimme gut zu meistern und entfaltete einen klangschönen Tenor. Die Strahlkraft eines betörenden Helden Lohengrins ließ er jedoch streckenweise vermissen. Im weißen „Büßer“-Kleid sang Soile Isokoski die Rolle der Elsa von Brabant mit heller silbriger Stimme, mit expressivem Duktus, zeitweise beinahe rufend wehklagend mit Inbrunst im Herzen.


Evelyn Herlitzius gab die Rolle der „Ortrud“ zur Saisoneröffnung im Dezember 2012 an der Mailänder Scala. In Dresden übernahm sie kurzfristig diesen Part für die erkrankte Jane Henschel. Herlitzius wurde für ihre grandiose, ausdrucksstarke und wohlklingende Stimmgewalt sowie ihrer schauspielerischen Leistung als listige, böse Ortrud mit frenetischem Applaus vom Publikum belohnt.


 


Als Friedrich von Telramund konnte Wolfgang Koch mit einem kräftigen und geschmeidigen Bariton aufwarten. Ebenfalls ein Genuss war Bariton Detlef Roth, der als Heerrufer des Königs den erkrankten Christoph Pohl würdig vertrat. Kwangchul Youn sang König Heinrich mit fülligem Bass.



Großer Opernabend, großer Applaus beeindruckende Emotionen und bleibende Erinnerungen an eines der wichtigsten Opernhäuser der Welt!


 


Infos: http://www.semperoper.de


Infos: http://www.osterfestspiele-salzburg.at



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