Schatten über einer Karriere

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28 Okt 23:36 2009 von Oswald Schwarzl Print This Article

Andre Agassi, Tennis-Star a.D., gibt in seiner Autobiografie "Open" Drogenkonsum zu

 


NEW YORK. New York. Andre Agassi war vieles in und nach seiner turbulenten, erfolgreichen und 2006 zu Ende gegangenen Karriere: Zuerst Pardiesvogel, Tennis-Rebell und Showmann, dann Weltranglistenerster und bis heute einer von nur insgesamt sechs Spielern, die alle Grand-Slam-Turniere gewonnen haben, Olympia- und Daviscupsieger, heute ist er sesshaft gewordener Familienvater und für sein soziales Engagement bekannt. Dass Agassi auch die Schattenseiten eines Profilebens kennengelernt und sich trotz eines hartnäckigen Tiefs im Jahr 1997 wieder an die Spitze gekämpft hat, brachte ihm weitere Sympathien ein.


 


Doch nun offenbart der 39-Jährige selbst eine Facette seines Lebens und seiner Karriere, die man bisher nicht von ihm gekannt hat. Sie hat mit eben jenem Tief zu tun, mit Verzweiflung und mit einer Handlung, die allgemein gesehen nicht zum Sammeln von Bonuspunkten taugt. In seiner Autobiografie "Open", die offiziell am 9. November in den USA erscheint, gibt Agassi Drogenmissbrauch im Jahr 1997 zu. Damals war er sportlich aus den Top 100 gerutscht und von Zweifeln über seine bevorstehende Hochzeit mit der Schauspielerin Brooke Shields geplagt. Sein Assistent habe ihm dann die synthetische Droge Crystal Meth angeboten, die er gemeinsam mit ihm konsumiert habe.


 


Die Wirkung der Substanz beschreibt er folgendermaßen: "Es gibt einen Moment des Bedauerns, gefolgt von riesiger Traurigkeit. Dann kommt eine Welle der Euphorie und schwemmt alle negativen Gedanken weg."


 


Sanktionen abgewendet


Diese hätten ihn jedoch bald wieder eingeholt, in Form eines Anrufs von einem für die Profivereinigung ATP tätigen Arzt. Dieser habe ihn über einen positiven Doping-Test und die möglichen Sanktionen informiert, die Agassi durch einen Brief an die ATP noch habe abwenden können. "Ich habe gesagt, ich hätte aus Versehen einen Drink meines Freundes getrunken und dabei unabsichtlich seine Drogen zu mir genommen", gibt Agassi nun zu.


 


Die ATP erklärte dazu in einer Stellungnahme: "Das Anti-Doping-Programm besagt, dass ein unabhängiges Gremium entscheidet, ob die Anti-Doping-Bestimmungen verletzt worden sind. Die ATP hat diese Regel immer respektiert und nicht die Kraft und Mittel, selbst zu entscheiden." Weltverbands-Präsident Ricci Bitti zeigte sich "überrascht und enttäuscht" von den Aussagen: "Solche Kommentare spiegeln in keiner Weise die Tatsache wider, dass das Anti-Doping-Programm eines der strengsten und umfassendsten im Sport ist."


 


Agassi fürchtet nicht, dass die Beichte sich auf sein Image auswirken könnte, wie er zur "New York Times" sagt: "Ich fand es aufregend, die ganze Geschichte zu erzählen."



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Chefredakteur in Ruhe

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