Mercedes-Benz Classic beim Großglockner Grand Prix 2012

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05 Sep 22:50 2012 von Peter Podznik Print This Article

Das Großglockner-Bergrennen gehört zu den ruhmreichsten Motorsport-Veranstaltungen der 1930er-Jahre

STUTTGART. Der Großglockner Grand Prix 2012 belebt es in diesem Jahr vom 20. bis 22. September 2012 neu – und Mercedes-Benz ist mit berühmten Fahrzeugen dabei. 1938 war die Marke dort das erste Mal am Start.


 


Der Großglockner Grand Prix 2012 über die einzigartige Hochalpenstraße


erinnert als Klassik-Veranstaltung an die legendären dort ausgetragenen


„Großen Bergpreise“ der 1930er-Jahre. 92 Kurven, 14 Kehren, fast 15


Kilometer und ein Höhenunterschied von nahezu 1.300 Metern


charakterisieren damals wie heute die Herausforderung für Mensch und


Maschine. Die Strecke verläuft wie im Originalabschnitt von Ferleiten bis zum


Fuscher Törl.


 


Mercedes-Benz stellt sich der Neuauflage des Rennens mit einem Mercedes-


Benz SSK, der von 1928 bis 1935 auch im Bergrennsport äußerst erfolgreich


war, sowie mit einem W125-„Silberpfeil“ aus den 1930er-Jahren. Schon bei der


Originalveranstaltung in den Jahren 1938 und 1939 waren W 125 am Start,


und Hermann Lang wurde 1939 damit Bergmeister.


 


Beim Großglockner Grand Prix 2012 wird das Fahrerlager nach historischem


Vorbild an der Mautstation Ferleiten eingerichtet. Maximal 75 Fahrzeuge


gehen auf die Strecke. Das Starterfeld ist auf 50 Vorkriegswagen, fünf Veritas-


Fahrzeuge und 20 Rennfahrzeuge der 1950er-Jahre begrenzt. Die Nachkriegs-


Baujahre starten als Reminiszenz an andere großen Bergrennen.


 


Nach einem Trainingslauf legen sich die Fahrer die eigene Zeit im „Setzlauf“


vor, die sie dann noch zweimal bestätigen müssen. Somit fahren sie die Strecke


viermal. Die Straße ist während der Veranstaltung für den öffentlichen


Verkehr gesperrt. Für Fans und Zuschauer gibt es ausgewiesene Bereiche in


unmittelbarer Nähe zur Rennstrecke.


 


Nach dem Bergpreis, der am Donnerstag und Freitag (20. und 21. September


2012) gefahren wird, kann für Samstag, 22. September 2012 ein Rallye-


Verlängerungstag optional gebucht werden. Die Rallye führt als „Alpen


Challenge“ über 160 Kilometer durch Täler und Berge am Nationalpark Hohe


Tauern und auch über die Großglockner-Hochalpenstraße. Hier steht nicht


Renntempo im Vordergrund, sondern der Landschafts- und Streckengenuss.


 


Die früheren Großglockner-Rennen


Das erste Bergrennen am Großglockner findet im Jahr 1935 statt. Damals wird


die Strecke einmal und gleich in Wertung befahren, Bergmeister wird Mario


Tadini auf Alfa Romeo. In den Jahren 1938 und 1939 finden die nächsten


beiden Veranstaltungen dort statt, die Sportler absolvieren beim „Großen


Bergpreis“ die Passstraße zweimal. Die Veranstaltung gilt als längstes und


schwierigstes Bergrennen in Europa. Geplant ist es zunächst über fast 38


Kilometer über die komplette Hochalpenstraße von Fusch bis zur Franz-Josefs-


Höhe inklusive zweier Tunneldurchfahrten. Doch die Strecke wird dann auf


rund 15 Kilometer begrenzt.


 


Mercedes-Benz nimmt im Jahr 1938 erstmals teil. Für die Marke an den Start


gehen Hermann Lang und Manfred von Brauchitsch auf W 125. Bei widrigen


Wetterbedingungen mit Nebel und Regen belegen sie die Plätze zwei und drei


– hinter Hans Stuck auf Auto Union. Im Folgejahr siegt Hermann Lang am


Großglockner vor Hans Stuck und Hermann Paul Müller auf Auto Union. Damit


erringt er den „Bergmeister“-Titel, nachdem er sechs Wochen zuvor bereits das


Mercedes-Benz Österreich Vertriebsgesellschaft m.b.H., Presseabteilung, Salzburg


Mercedes-Benz – eine Marke der Daimler AG.


 


Wiener Höhenstraßenrennen gewonnen hat. Manfred von Brauchitsch hat Seite 3


aufgrund des wechselhaften Wetters Pech: Schon im ersten Lauf gerät er mit


seinem Silberpfeil in eine Nebelschwade und wird Vierter. Der W 125 des


Mercedes-Benz Rennteams kommt am Großglockner zum ersten Mal in der


Ausführung als Bergrennwagen zum Einsatz: mit modifiziertem Kühlsystem


und kürzerer Übersetzung.


 


Die Fahrzeuge von Mercedes-Benz Classic beim Großglockner Grand Prix 2012


Mercedes-Benz SSK 27/170/225 PS (Baureihe W 06), 1928


Von den Sechszylinder-Kompressor-Sportwagen der Mercedes-Benz S-Reihe ist


der Typ SSK (Baureihe W 06) die exklusivste und faszinierendste Ausführung.


Die Modellbezeichnung steht für Super-Sport-Kurz und bringt neben der


besonderen Sportlichkeit auch den verkürzten Radstand zum Ausdruck. Im


Sommer 1928 gewinnt Werksrennfahrer Rudolf Caracciola mit dem


brandneuen SSK auf Anhieb das Gabelbachrennen und die Rennen auf den


Schauinsland und den Mont Ventoux. 1930 und 1931 verhilft ihm der SSK


zum Gewinn der Europa-Bergmeisterschaft. Die gewichtsreduzierte und


nochmals leistungsgesteigerte Version von 1931, auch als SSKL (Super-Sport-


Kurz-Leicht) bekannt, erzielt ebenfalls spektakuläre Erfolge.


 


Zu den bedeutendsten zählt der Sieg beim legendären 1000-Meilen-Rennen „Mille


Miglia“: Das strapaziöse Straßenrennen von Brescia nach Rom und zurück


gewinnt Rudolf Caracciola auf SSKL im April 1931 als erster Nichtitaliener.


 


Technische Daten Mercedes-Benz Typ SSK 27/170/225 PS Straßenversion


Produktionszeitraum: 1928-1930


Zylinder: R6


Hubraum: 7.065 Kubikzentimeter


Leistung: 170 PS (125 kW), mit Kompressor 225 PS (165 kW) bei


3.300/min


Höchstgeschwindigkeit: 192 km/h


Mercedes-Benz W 125, 1937


 


Im Jahr 1937 geht Daimler-Benz mit einem völlig neuen Rennwagen an den Start.


Der W 125 basiert auf den Erkenntnissen des Konstrukteurs Rudolf Uhlenhaut,


seit Mitte des Jahres 1936 technischer Leiter der neu gebildeten Rennabteilung.


Das Rückgrat des Wagens gestaltet ein stabiler Rahmen aus Nickel-Chrom-


Molybdän-Stahl mit vier Querträgern. Die Torsionssteifigkeit des Fahrzeugs ohne


Motor steigt auf den dreifachen Wert des Vorgängers W 25.


 


Je nach Rennstrecke wird der „Silberpfeil“ unterschiedlich ausgerüstet: Getriebe,


Tankkapazität, Vergaser, Lader, Reifen- und Radgröße, Reifenprofil und die


äußeren Abmessungen variieren von Rennen zu Rennen.


 


Der gegenüber dem Vorgänger W 25 deutlich leistungsgesteigerte Achtzylinder-


Reihenmotor leistet bei Saisonbeginn bereits 550 PS (404 kW). Bis zum Ende der


Rennsaison kann dieser Wert auf 592 PS (435 kW) gesteigert werden. Dazu trägt


auch die Umstellung auf Saugvergaser und „nasse Aufladung“ bei – ein


Verfahren, bei dem der Kompressor das bereits fertige Kraftstoff-Luft-Gemisch


verdichtet.


 


Seine Premiere beendet der neue Bolide am 9. Mai 1937 beim Grand Prix von


Tripolis mit einem Sieg von Hermann Lang. Die gesamte Saison verläuft äußerst


erfolgreich: Rudolf Caracciola, Hermann Lang und Manfred von Brauchitsch


fahren prestigeträchtige Siege ein.


 


Technische Daten Mercedes-Benz W 125, 1937


Baujahr: 1937


Zylinder: R8


Hubraum: 5663 cm³


Leistung: 592 PS (435 kW)


Höchstgeschwindigkeit: über 320 km/h


Der Fahrer für Mercedes-Benz Classic beim Großglockner Grand Prix 2012


Jochen Mass


Geboren am 30. September 1946 in Dorfen bei Wolfratshausen (Bay.).


Jochen Mass, seines Zeichens ursprünglich Seemann, beginnt seine


abwechslungsreiche Karriere im Motorsport 1968 mit Tourenwagen-Rennen für


Alfa-Romeo und als Werksfahrer bei Ford in den Jahren 1970 bis 1975. In dieser


Zeit (1972) gewinnt er die 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Parallel dazu


engagiert er sich in der Formel 2 (1973) und in 105 Grands Prix der Formel 1


(1973/74 mit Surtees; 1975-1977 mit McLaren; 1978 mit ATS; 1979/80 mit


Arrows; 1982 mit March).


 


Mit dem Titel des Deutschen Sportwagen-Meisters 1985 und seiner Tätigkeit als


Werksfahrer bei Porsche bis 1987 im Gepäck wird er Werksfahrer im Team


Sauber-Mercedes. Bis 1991 fährt er für dieses Team in der Gruppe C. Im neuen


Silberpfeil, dem Sauber-Mercedes C 9, siegt Jochen Mass mit Manuel Reuter und


Stanley Dickens beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und schafft die


Vizeweltmeisterschaft 1989. Drei Jahre später wechselt Mass in das Team-


Management der DTM.


 


Sir Stirling Moss beschreibt ihn als „einen Fahrer mit einem enormen Gefühl für


Rennwagen und mit hohem Sachverstand, der mit der Renngeschichte aller


Epochen vertraut ist“. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass Jochen Mass bis


auf den heutigen Tag für Mercedes-Benz bei historischen Veranstaltungen am


Start ist, so wie beim ADAC-Eifelrennen auf dem Nürburgring. Ob im Silberpfeil


W 125 oder im Mercedes-Benz Typ SSK – Jochen Mass kennt und fährt sie alle.


CPP.




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Claus-Peter Pozdnik

Claus Peter Pozdnik, Redakteur/Motormagazin

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