Mendelssohns gigantisches Oratorium „Elias“ im Haus für Mozart

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29 Jän 02:22 2016 von Redaktion Kultur Print This Article

Dramatisch packende Momente

SALZBURG. Eine eindrucksvolle Darbietung von Mendelssohns Oratorium „Elias“ war der Camerata Salzburg unter der Leitung des spanischen Dirigenten Pablo Heras-Casado gemeinsam mit dem Salzburger Bachchor und einem erlesenen Solistenquartett am Dienstagabend gelungen.  
 
„Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy gehört zu den großartigsten Werken der romantischen Musik und betont den dramatischen Gestus der alttestamentarischen Erzählung. Wie schon bei der Uraufführung 1846 in Birmingham verzauberte Mendelssohns Oratorium die Menschen und hinterließ auch in Salzburg großen Eindruck. Maßgeblich dazu beigetragen hat Pablo Heras-Casado am Pult der Camerata Salzburg. Er lenkte das oratorische Geschehen mit Bedacht und immer im tadellosen Einklang mit den Sängerinnen und Sängern. Heras-Casado belebte das Werk mit feinsten Temponuancierungen, aber ohne sich im Detail aufzuhalten.
 
Packende Aufführung des Elias
„So wahr der Herr, der Gott Israels, lebet, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.“ Noch vor der Ouvertüre schmetterte der Prophet den vernichtenden Fluch der jahrelangen Wassernot dem Volk entgegen. Von der ersten Sekunde an verkörperte Christopher Maltman nicht nur einen stimmgewaltigen und textverständlichen Elias, sondern einen ausdrucksstarken, wütenden, anklagenden, zornigen, verzweifelten, kraftlosen und hoffenden Propheten, der mit all‘ seiner Kraft Jahwes Auftrag erfüllen will. Im finalen Ringen um Feuer und Wasser ist ein Knabe (eine Sopranistin aus dem Bachchor) Elias‘ Kontrahent. Der Kampf zwischen Gottesgläubigen und Baalsgläubigen, der Kampf um Toleranz, endete mit dem Befehl zur Tötung der Baal-Priester. Ein unmögliches Konfliktlösungsmodel im 21. Jahrhundert. Doch, in welcher Form gewinnt Prophet Elias und damit auch Mendessohns Oratorium für uns heute wieder an Aktualität?
 
Glanzlichter
Werner Güras kultivierter Oratorientenor, Christiane Kargs und Katharina Magieras Stimmen voll zarter und anrührender Intensität erfüllten das Haus für Mozart mit wunderbarem Klang. Der exzellent singende Salzburger Bachchor (Einstudierung Alois Glassner) glänzte mit perfekter Intonation und Punktierung (davon gibt es bei Mendelssohn jede Menge).  Die Dialogpassagen wurden in höchster stimmlicher Qualität und in vollendeter Wortdeutlichkeit aufgeführt. Auch die klein oder solistisch besetzen Partien gelangen sehr schön. Die Spannung hielt bis zum gewaltigen Schlusschor „Als dann wird euer Licht hervorbrechen“. Großer Jubel im Haus für Mozart!

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