Kath. Kirche in OÖ: Allerheiligen / Allerseelen: Hintergründe, Brauchtum, Wissenswertes

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25 Okt 22:59 2015 von Oswald Schwarzl Print This Article

An dem Fest, an dem der Besuch auf dem Friedhof zum festen Tagesritus geworden ist, denkt die katholische Kirche an alle christlichen Heiligen

LINZ. Für die PatInnen und „Godnkinder“ ist der 1. November als „Godntag“ bedeutend. Zu Allerheiligen und Allerseelen werden die Friedhöfe besucht; das Gedenken an die Verstorbenen gehört zum ältesten religiösen Verhalten der Menschen.
TrauerbegleiterInnen helfen, dass Trauer- und Abschiedserfahrungen nicht alleine ausgehalten werden müssen.
 
Geschichte von Allerheiligen
Das Fest wurde ursprünglich gleich nach Pfingsten gefeiert, da die Heiligen die Kirche weiterführen, die zu Pfingsten gegründet wurde. Erst durch iroschottische Mönche des 8. Jahrhunderts wurde Allerheiligen am 1. November gefeiert. Heilige sind jene, die ihre Fähigkeiten für die Menschen einsetzen und die sich Gott so geöffnet haben, dass er schon im Leben ihr Heil geworden ist.

Die Heiligenverehrung begann mit der Verehrung der Märtyrer (bedeutet „Blutzeugen“) der ersten christlichen Jahrhunderte. Sie wurden aufgrund ihres Glaubens ermordet. Die Christen trafen sich an den Gräbern der Märtyrer oder verehrten später deren Reliquien. Um die zunehmende überschwängliche Personenverehrung in den folgenden Jahrhunderten einzudämmen, wurden die Heiligsprechungsverfahren eingeführt. In Linz wurde 2007 der Innviertler Bauer und Familienvater Franz Jägerstätter seliggesprochen, da er aus seinem Glauben heraus den Kriegsdienst im Hitlerregime verweigerte. (http://www.jaegerstaetter.at)

Allerseelen – Erinnerung an die Verstorbenen
Zu Allerheiligen und Allerseelen werden die Friedhöfe besucht wie an keinem anderen Tag im Jahr. Das Gedenken an die Verstorbenen gehört zum ältesten religiösen Verhalten der Menschen. Das Schmücken der Gräber, das Entzünden einer Kerze, das Gebet beim Grab hat es bereits seit Beginn des Christentums gegeben. Am Allerheiligen- und Allerseelentag werden die Gräber bei der Gräbersegnung mit Weihwasser besprengt.

Arme Seelen, Fegefeuer, Gericht, Himmel und Hölle
Der christliche Glaube enthält aufgrund der Zusage der Auferstehung die Überzeugung, dass die Toten in ihrem Sterben in die liebenden und vollendenden Hände Gottes fallen. Die theologischen Theorien gründen auf die biblischen Erzählungen und auf die menschliche Erfahrung im Leben. Das so genannte Gericht Gottes kann nach menschlicher Vorstellung und nach den Erzählungen in der Bibel so vorgestellt werden: Ich stehe als ganzer Mensch mit meinen Fähigkeiten und Fehlern vor Gott und kann mich selber erstmals vollständig erkennen.
 
Im Mittelalter entwickelte sich eine Sorge um die Verstorbenen und wie es ihnen wohl bei diesem Gericht und auf dem Weg dorthin gehen werde. Es entstand das Bild vom „Fegefeuer“ als Reinigungsort der sündigen Seelen, bevor sie noch zu Gott kommen. Daher betete man auch für die „armen Seelen“. Die mittelalterlichen Ängste rund um die Jenseitsvorstellungen sind heute laut Studien aus der Sterbebegleitung kaum mehr vorhanden.
 
Christen glauben daran, dass Gott uns so annimmt, wie wir sind. Die Erkenntnis nach unserem Tod, wie wir wirklich sind kann grausam – höllisch – sein und kann befreiend – himmlisch – sein. In der Theologie wird nicht vom kalten Richtergott gesprochen. Es steht immer die Beziehung Gott-Mensch im Vordergrund. Alle Bilder, die im Laufe der Jahrhunderte von Himmel und Hölle gemalt wurden, sind die Vorstellungen von lebenden Menschen in ihrer jeweiligen Kultur.

Gebet für die Verstorbenen
Wenn ein vertrauter Mensch gestorben ist, kommen die Angehörigen zum Gebet zusammen. Dieses Gebet drückt die Verbindung der Lebenden zu den Toten aus und ermöglicht es, dem verstorbenen Menschen noch einmal Wünsche und Gefühle mitzuteilen.
Eine Frau, die im Leben sehr verbittert und unzufrieden war, ist verstorben. Als Angehörige schicke ich das Gebet: „Lass sie ruhen in Frieden!“ zu Gott und wünsche ihr diesen Frieden auf dem neuen Weg mit Gott.

Wussten Sie …?
Interessantes rund um die Friedhöfe Oberösterreichs
Rund 40 bis 50 % der oberösterreichischen Friedhöfe liegen in kirchlicher Trägerschaft. Von den über 500 oberösterreichischen Friedhöfen werden rund 250 von Pfarren verwaltet, einige von Ordensgemeinschaften und der St.-Barbara-Friedhof in Linz von der St. Barbara Gottesackerstiftung.
 
Der kleinste Friedhof soll in Traunkirchen liegen. Dieser wurde von einer Touristin auch als der Friedhof „mit der schönsten Aussicht“ bezeichnet.
 
Der Hallstätter Friedhof ist ebenso ein interessanter Friedhof. Die schmiedeeisenen Grabkreuze sind besonders sehenswert. Eine Besonderheit in Hallstatt ist die Kapelle am Friedhof. Aufgrund des Platzmangels werden nach 10 Jahren die sterblichen Überreste „enterdigt“ und der Schädel in einer eigenen Kapelle aufbewahrt.
 
Die ältesten Gräber in kirchlicher Verwaltung sind nicht genau zu benennen. Es werden Einzelgräber bei Ordensgemeinschaften oder in sehr alten Pfarrkirchen, wie z. B. der Stadtpfarre Linz sein.
 
Denkmalgeschützte wertvolle Arkadengräber gibt es im Friedhof Steyr, der zur Pfarre St. Michael und zur Stadtpfarre Steyr gehört. Um diese besonderen Grabmäler zu erhalten, wurde eine eigene Stiftung ins Leben gerufen.
 
Heute werden Friedhöfe zumeist gemeinsam mit der politischen Gemeinde erweitert. Beispiele neuer Aufbahrungshallen: Großraming, Freistadt, Hagenberg, Kirchschlag, Stadtpfarre Urfahr.
 
Der größte Friedhof in Oberösterreich mit Kirchenanbindung ist der St.-Barbara-Friedhof in Linz. Seit 1785 sind hier rund 230.000 Personen begraben worden. Der Friedhof ist 12 Hektar groß.
 
http://www.barbarafriedhof.at

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