Früher Ostertermin 2016 – eine Herausforderung für die Eiererzeuger

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08 Mär 20:43 2016 von Oswald Schwarzl Print This Article

Ostern fällt immer auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling, dies ist heuer der 27. März und somit feiern wir heuer Ostern sehr früh

LINZ. Dieser frühe Ostertermin stellt Bauern, Färbereien und Packstellen vor eine große Herausforderung, denn die zusätzliche Nachfrage aufgrund der Osterzeit neben dem kontinuierlich laufenden Haushaltseinkauf und der Nachfrage aus dem Wintertourismus verlangt enorme Stückzahlen an Eiern.

Das Hauptgeschäft der Legehennenbetriebe beginnt im Herbst mit dem Ende der Schulferien, wenn die Urlauber zurückkehren, und erreicht seinen Höhepunkt mit der Backsaison vor Weihnachten. Nach einem häufig etwas schwächeren Jänner folgt heuer schon sehr fru?h der zweite Höhepunkt der Saison, das Osterfest.
„Die Marktexperten gehen davon aus, dass dennoch die benötigten Mengen aus heimischer Erzeugung gedeckt werden können, wenn auch hin und wieder mit erheblichen Anstrengungen“, erläutert ÖR Ing. Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Nach Ostern geht erfahrungsgemäß die Nachfrage zurück. Sollte dann von April bis Juli nicht die gesamte Ware am Frischmarkt absetzbar sein, wird diese Menge durch die Eiverarbeitungsindustrie aus dem Markt genommen, die daraus haltbare Produkte wie fertig abgefu?lltes Vollei, Dotter oder Eiklar fu?r die Backwarenhersteller erzeugt.

Fu?nf Prozent des Eiverzehrs sind Oster- und Jauseneier
Etwa 12 Millionen Eier werden in Oberösterreich rund um Ostern verzehrt. Von den durchschnittlich acht Ostereiern die pro Kopf und Österreicher verzehrt werden, werden bereits sechs Stück fertig gekocht und gefärbt gekauft. In Familien mit Kindern ist das Erlernen des Selberfärbens aber nach wie vor eine beliebte Tradition. Das gekochte, manchmal gefärbte oder nur transparent versiegelte Ei hat jedoch auch nach Ostern in Form von Salat- oder Jauseneiern ganzjährig Saison. Die Bemu?hungen der Branche tragen langsam Früchte. Zu aufwändig ist vielen Konsumenten das Kochen von ein bis zwei Eiern für den Salat oder eine Jause. Daher wird seit Jahren das gekochte Ei im Handel angeboten.

Nachhaltigkeit und Regionalität beflu?geln Kleingeflügelhaltung
Es ist ein immer stärkerer Wunsch der Konsumenten, das Lebensmittel Ei von Legehennenhaltern in der Region zu kaufen. Um diese Nachfrage abzudecken, steigen vermehrt Landwirte in die Eierproduktion mit Bestandsgrößen von etwa 30 bis rund 300 Hennen ein. „Produkte mit heimischer Herkunft liegen bei den Konsumenten im Trend. Deshalb macht es fu?r viele bäuerliche Legehennenbetriebe Sinn, mit der Direktvermarktung von Eiern zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften", so Reisecker.

Ob bei bäuerlichen Betrieben, in Siedlungen oder in kleinen fahrbaren Hu?hnerställen - die Kleinstlegehennenhaltung (3 bis 10 Hennen) wurde in den letzten Jahren beträchtlich ausgebaut. Die Motive sind unterschiedlich und reichen von der Selbstversorgung bis zum besseren Verständnis der Mensch-Tierbeziehung in Familien mit Kindern. Speziell fu?r Interessenten an Kleinstallungen wurde eine Beratungsbroschu?re zu diesem Thema erstellt, die bei der Landwirtschaftskammer erhältlich ist.
Landwirtschaftskammer fordert bessere Lebensmittelkennzeichnung bei Produkten mit Ei-Anteil

Überall dort, wo die heimischen Konsumenten selbst die Wahl haben und eine klare Kennzeichnung – wie beim Schalenei (Einzeleikennzeichnung am Produktionsbetrieb) – vorhanden ist, fällt die Kaufentscheidung eindeutig zugunsten heimischer Qualitätseier aus. „Bei Lebensmitteln wie Nudeln oder Backwaren und in der Gastronomie fehlt allerdings eine solche klare Kennzeichnung hinsichtlich Herkunft und Haltungsform und damit auch die Möglichkeit fu?r den Konsumenten, selbst zu entscheiden", stellt Reisecker fest.

Etwa 15 Prozent des heimischen Eierbedarfes werden durch nicht in Österreich erzeugte Eier, meist aus der Käfighaltung, abgedeckt. Nicht deshalb, weil Österreichs Bauern nicht in der Lage wären, diese Menge selbst zu produzieren, sondern weil Käufer die geringfügig billigeren ausländischen Käfigeier den heimischen Eiern aus tierfreundlichen Haltungsformen vorziehen.

Diese 15 Prozent entsprechen einer Menge von ca. 380 Millionen Eiern pro Jahr, welche von ca. 1,44 Millionen Legehennen gelegt werden. „Die fehlende verpflichtende Kennzeichnung hinsichtlich Haltungsform und Herkunft bei Verarbeitungsprodukten im Lebensmitteleinzelhandel und in der Gastronomie in Verbindung mit der nicht fristgerechten Einhaltung des EU-Käfigverbotes schwächt die Marktposition österreichischer Erzeuger. Eier aus der konventionellen Käfighaltung drängen auf den österreichischen Markt und setzen unsere Eierproduzenten einem ruinösen Preiskampf aus", zeigt Präsident Reisecker die schwierige wirtschaftliche Situation betroffener Betriebe auf.

Deshalb fordert die Landwirtschaftskammer OÖ die verpflichtende Kennzeichnung fu?r Verarbeitungsprodukte mit Eianteil im Lebensmittelhandel und in der Gastronomie hinsichtlich Herkunft und Haltungsform. „Nachdem nun auch Verarbeitungseier (Flu?ssigeiprodukte) mit dem AMA-Gu?tesiegel zur Verfu?gung stehen, besteht auch bei Fertigprodukten die Möglichkeit, Herkunftsland und Haltungsform zu deklarieren", so Reisecker. Mit dem Bau des EiVitag Werkes in der Steiermark wird nun seit mehr als einem Jahr auch Eitrockenpulver aus heimischer Ware erzeugt. Dieses wird in u?ber 800 Lebensmitteln verarbeitet. Auch in diesem Bereich hat der Konsument ein Recht zu erfahren, woher die Rohstoffe kommen und unter welchen Bedingungen (Haltungsform, Tierwohl, gentechnikfreie Fu?tterung …) diese erzeugt wurden.

TTIP eine Gefahr fu?r das Osterei?
Da der Lebensmitteleinzelhandel den Verkauf von Frischeiern aus Österreich unterstu?tzt, sollten sich aus TTIP in diesem Bereich kaum Probleme fu?r das Schalenei ergeben. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass nahezu jedes zweite Ei in Österreich in der Hotellerie und Gastronomie bzw. in der lebensmittelverarbeitenden Industrie verwendet wird. Sollte es im Zuge der Verhandlungen im Rahmen von TTIP zu einer Abschaffung bestehender Einfuhrzölle fu?r Eiprodukte kommen, dann wären europäische Eiprodukte im Preiswettbewerb mit Nicht-EU-Ländern wie den USA nicht mehr annähernd konkurrenzfähig. Die Österreichischen Eierproduzenten wären aufgrund ihrer Vorreiterrolle bei Tierschutz- und Futtermittelstandards innerhalb Europas aber doppelt stark betroffen, weil noch mehr Eiprodukte aus Eiern aus der in der EU nicht mehr erlaubten konventionellen Käfighaltung auf den österreichischen Markt drängen wu?rden.

Es ist nicht davon auszugehen, dass die USA im Rahmen von TTIP verlangen werden, die EU mu?sse ihre Tierschutzstandards verringern. Aber allein aus dem Umstand, dass in den USA „Billig-Eier“ in Käfighaltung erzeugt werden du?rfen, die dann zu Niedrigstpreisen in den EU-Markt gedru?ckt werden könnten, wu?rde sich eine massive Benachteiligung der EU-Legehennenhalter ergeben. Daher fordern die österreichischen Geflu?gelbauern, dass die inländische Eier- und Geflu?gelfleischproduktion nicht dem internationalen Freihandel geopfert werden darf.

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Oswald Schwarzl

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