Ex-Weltbank-Chefökonom bei der 17. Rothschild-Vorlesung an JKU

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07 Nov 00:35 2014 von Elfriede Leibetseder Print This Article

Groß war der Andrang zur bereits 17. Rothschild-Vorlesung an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz am 5. November 2014

Linz. Vor vollem Saal sprach der ehemalige Chefökonom der Weltbank, Prof. Francois Bourguignon, in seinem Vortrag „Globalisation of Inequality“ über die Ungleichheit der Vermögensverteilung durch die Globalisierung.


 


Bereits im Vorfeld lobte Prof. Johann Brunner, Vorstand des JKU-Instituts für Volkswirtschaft, die Bedeutung des französischen Globalisierungs-Experten. „Die JKU ist froh und stolz, diesen Mann für die 17. Rothschild-Vorlesung gewonnen zu haben“, so Brunner. Bourguignon, derzeit Direktor der Paris School of Economics, würdigte die Bedeutung Rothschilds und sprach die Hoffnung aus, es möge „noch viele Ökonomen seines Rangs geben.“


 


In seiner Vorlesung stellte der Ökonom fest, dass die wachsende Ungleichheit ein Problem auf globaler Ebene darstelle. Interessanterweise habe sich aber die Ungleichheit zwischen den Ländern in den letzten 20-30 Jahren deutlich verringert, nachdem sie zuvor seit der industriellen Revolution ständig angewachsen war.


Die Ungleichheit in den einzelnen Ländern aber sei – nach einigen Jahrzehnten der Stabilität – in der jüngeren Vergangenheit signifikant gestiegen. Von dieser wachsenden inneren Ungleichheit seien auch Österreich oder die skandinavischen „Vorzeigeländer“ nicht ausgenommen.


 


Anhand von sich rasch entwickelnden und dabei der Globalisierung öffnenden Ländern wie China und Indien zeigte Prof. Bourguignon den Zusammenhang von Globalisierung, Handel und wachsender innerer Ungleichheit in den Ländern auf. „In Südafrika ist das Vermögen mittlerweile noch ungleicher verteilt als zu Zeiten der Apartheid“, so Bourguignon.


 


Gründe dafür seien unter anderem die Auslagerung von Industrie und Dienstleistungen, die vor allem, aber nicht nur ungelernte Arbeitskräfte treffe. „Globalisierung ist nichts anderes als eine Restrukturierung der Wertschöpfungskette, und das begünstigt Kapitalgeber und Manager. Im Endeffekt bedeutet die Globalisierung ‚The winner takes it all‘“, so der Ökonom.


 


Auch Lösungsansätze zeigte der französische Gastredner auf. „Wir müssen die Deregulierung überdenken und z.B. den Finanzmarkt stärker kontrollieren“, forderte er. Eine Absage erteilte er hingegen einer Wiederauflage des Protektionismus, da dieser die Entwicklungsländer schwer treffen würde.


Am wichtigsten sei „aus meiner Sicht ein progressives Steuersystem, das international koordiniert wird, um ein Unterlaufen, also ein ,race to the bottom‘ zu verhindern.“ Auf diese Weise könne die wachsende innere Ungleichheit in den Griff bekommen werden, ohne den Abbau der internationalen Ungleichheit zu gefährden.


www.jku.at



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Elfriede Leibetseder, Pressekonsulentin

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