Die Zukunft des baukulturellen Erbes

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06 Nov 01:17 2015 von Oswald Schwarzl Print This Article

Bundesrat-Präsident Gottfried Kneifel lud zu einer Enquete ins Parlament

WIEN. „Unser kulturelles Erbe ist ein maßgeblicher und unverzichtbarer Bestandteil unserer gemeinsamen europäischen wie auch lokalen Identität“, betonte der Präsident des Bundesrates Gottfried Kneifel in seiner Eröffnungsrede zur Enquete „Die Zukunft des baukulturellen Erbes“ im Parlament in Wien.

„Die Erhaltung und Entwicklung dieses Erbes erfordert unser permanentes Engagement – auch hinsichtlich des bevorstehenden Europäischen Jahres des kulturellen Erbes 2018!“

Ziel des Europäischen Jahres des kulturellen Erbes ist es, unser gemeinsames kulturelles Erbe als identifikationsstiftendes Instrument im Lichte einer heterogenen europäischen Gesellschaftsstruktur zu stärken. Denn unser kulturelles Erbe ist immer beides: lokal und europäisch.


Dieses Thema hat eine globale, eine europäische und selbstverständlich eine nationale Dimension: Stichworte Palmyra, Herkulaneum-Pompej, Parlament in Österreich. Dabei es um Vergangenheit und Zukunft zugleich! Wenn man es richtig macht, können Nutzungen von Denkmalbauten entwickelt werden, die zwar nicht die maximalen Flächen verwerten, dafür aber ein Kosten-Nutzen-Optimum für die bestehende Substanz erzielen.


Präsident Kneifel: „Wir verstehen Kunst und Kultur als perspektivenerweiternd und identitätsstiftend. Wenn wir uns dazu bekennen, dass Österreich seine international bedeutende Stellung als Kulturnation und weltweit attraktives Tourismus-Ziel sichern und ausbauen soll, dann müssen wir mehr Anreize schaffen, dass dieses Ziel von den Eigentümern auch erreicht werden kann.“


 


Das gebaute Erbe Österreichs


Der Bestand an unter Schutz stehenden Denkmälern umfasst per Ende 2014 laut BDA 37.597 Objekte, über ganz Österreich verteilt. Zusätzlich gibt es noch nicht unter Schutz stehende, aber Ortsbild und/oder Kulturlandschaft prägende Gebäude in ebenfalls großer Zahl. All diese Objekte zusammen bilden das „gebaute Erbe Österreichs“. Dieses stellt einen unverzichtbaren Bestandteil unserer nationalen Identität und Geschichte dar. Beispielhaft sei erwähnt, dass drei Viertel aller Touristen wegen diesem baukulturellen Erbe Österreich besuchen und nicht etwa wegen Sonne oder Wasser!


Die Thematik ist auch deshalb aktuell, da durch eine Vielzahl von Gesetzen und Normen der Druck auf die Eigentümer, Planer und Verantwortlichen laufend wächst (Energiesparverordnungen, Baunormen, fehlende Bauerleichterungen, fehlende steuerliche Anreize für Eigentümer, etc.). Ziel der Enquete ist es, Problemlagen auch im internationalem Vergleich aufzuzeigen und konkrete Lösungs- und Verbesserungsvorschläge zu präsentieren.


Konkrete Forderungen zur Denkmalpflege


Solche konkreten Forderungen formulierte Georg Spiegelfeld-Schneeburg, Präsident der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege Oberösterreich wie folgt:


1) Wenn jemand in ein Denkmal investiert, muss die Liebhaberei-Vermutung abgeschafft werden – und es muss sogar festgelegt werden, dass es keine Liebhaberei sein kann, wenn das Bundesdenkmalamt bestätigt, dass die Inverstition im Sinne der Denkmalpflege war.


2) Geltendmachung von Sonderausgaben in unbegrenzter Höhe für den Eigentümer ermöglichen, wenn er in ein Denkmal investiert. Begründung: Beide Punkte sind nachweislich ein Investitionsförderprogramm für das österreichische Handwerk mit Arbeitsplatzsicherung.


3) Wenn der Eigentümer eines Denkmals zu wenig Kapital für die Erhaltung desselben hat und auf Fremdkapital angewiesen ist, braucht es ein Investitionssicherungsprogramm, das Kredite garantiert, wenn diese in die Denkmalpflege fließen und dadurch der Eigentümer zu Bestkonditionen kommen kann.


Die Abschaffung der Grundsteuer für denkmalgeschützte Objekte, weil beispielsweise Gemeinden oftmals Werbung mit Denkmälern betreiben und damit einen direkten Beitrag zur Denkmalpflege beitragen würden.

Bildtext:

Parlaments-Enquete für die Erhaltung heimischer Denkmäler, von links: Landeskonservator a.D. Univ.-Prof. Wilfried Lipp, Obmann Land&Forst-Betriebe Johannes Kyrle, Bundesrat a.D. Prof. Albrecht Konecny, Passau-Stadtrat Prof. Egon Greipl, Bundesratspräsident Prof. Gottfried Kneifel, Denkmalpflege-OÖ-Präsident Georg Spiegelfeld-Schneeburg und Burghauptmann Reinhold Sahl.



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