Der Sprung ins Abenteuer: Was versteckt sich hinter der Faszination Fallschirmspringen?

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31 Jul 09:20 2014 von Oswald Schwarzl Print This Article

Ein wenig zittern die Knie noch und auch das Adrenalin pumpt sich nach wie vor durch jeden noch so entlegenen Winkel des Körpers

Wien. Dabei ist alles so wie es eh und je war: Der Himmel erstreckt sich in unerreichbaren Weiten über dem Kopf, der Boden unter den Füßen gibt  den nahen und so vertrauten Halt.

Und dennoch - dennoch ist alles ein Stück weit anders. Denn was diesem Moment nur wenige Sekunden zuvor voranging, stellt die Welt auf den Kopf. Zumindest die Perspektive darauf. Weil man etwas tat, was dem natürlichen Überlebenswillen eines Menschen nicht mehr widersprechen könnte: Man sprang aus einem Flugzeug – bereit für einen Fall aus etwa 4000 Metern.

Zwischen Adrenalin und Entspannung,  zwischen Angst und grenzenloser Begeisterung
Natürlich ist jedem bewusst, dass er bei diesem Sprung einen lebensrettenden Rucksack bei sich hat: Mit nur einem Griff entfaltet sich der Fallschirm, der den freien Fall in einen sicheren Gleitflug zum Boden auflöst. Dort steht man dann, auf dem festen Boden der Realität, und ist doch noch lange nicht gelandet. Zu intensiv sind die vorangegangen Impressionen: Die Überwindung zum Sprung, das Gefühl absoluter Freiheit beim Fall, der Blick auf eine rotierende, sich rasend schnell nähernde Erde – und nicht zuletzt die Erleichterung, wenn der Fallschirm seine weite Plane entfaltet und der etwa 20-minütige Gleitflug beginnt. Wenn die Füße dann wieder den Boden berühren, rauscht das Blut noch in den Ohren, begleitet von Endorphinen, die durch den Körper jagen.
Fallschirmspringen ist ein durchdringendes Erlebnis, eines, das man nie mehr vergisst. Und eines, das offenbar süchtig macht. Von Fallschirmschulen wird immer wieder berichtet, dass Sprung-Debütanten meist auch wiederkommen...

Tatsächlich erfreut sich das Fallschirmspringen ungebrochener Beliebtheit: Allein in Deutschland und Österreich gibt es mehr als 100 Vereine und unzählige Anlaufstellen für alle Fallschirmsprung-Fans. Online werden vermehrt auch Geschenkgutschein-Pakete angeboten. Ob geschenktes Erlebnis oder eigene Initiative – das Fazit fällt nach dem Sprung meist eindeutig aus: Worte wie „einmalig“ oder „grandios“ fallen in Dauerschleife.

Ist Fallschirmspringen für jeden geeignet?
Wer sich von solchen Lobeshymnen inspiriert fühlt, sich auch selbst kopfüber ins ultimative Fall-Abenteuer zu stürzen, der darf dies in aller Regel auch umsetzen. Die von den Fallschirmschulen vorgegebenen Voraussetzungen verlangen in aller Regel eine Körpergröße von 1,40 m bis 2,00 m bei maximal 100 Kilo Körpergewicht. Das Mindestalter beträgt sieben Jahre, allerdings dürfen nur Volljährige ohne Einverständniserklärung der Eltern mit an Bord. Die körperliche Verfassung sollte beim sprung-ambitionierten Teilnehmer stabil sein. Unter Umständen, so zum Beispiel bei Rücken- oder Herzleiden wie auch bei Kreislaufbeschwerden oder Sehbehinderungen, ist die Vorlage eines ärztlichen Attests vonnöten. Entscheidet man sich für einen Sprung mit einem professionellen Partner, für einen sogenannten Tandem-Sprung, sind die Voraussetzungen besonders leicht zu erfüllen.

Was muss man an Kosten erwarten?
Bei einem solchen Tandem-Sprung belaufen sich die Kosten bei etwa 180 bis 205 Euro. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit zu einer umfassenden Ausbildung, die mehrere Sprünge beinhaltet. Hierfür sind dann allerdings schon mehr als 1500 Euro einzuplanen. Extras wie Video- oder Fotoaufnahmen sind in die Preise meist noch nicht inkludiert.

Wie läuft ein Fallschirmsprung ab?
Ist die Voraussetzungsliste schließlich abgehakt und der lästige Gang zur Kasse erledigt, kann es auch schon losgehen – allerdings nicht ohne Einweisung. Neben allem Spaß am Abenteuer und dem kribbeligen Gefühl, endlich in den Flieger steigen zu wollen: Beim Fallschirmspringen geht die Sicherheit vor! So wird im Vorfeld von erfahrenen Profis die Funktionsweise und der Aufbau des Fallschirms ausführlich erklärt sowie Methoden für eine sanfte Landung. Auch die Risiken eines solchen Sprungs sowie Haftungsfragen kommen bei dieser Gelegenheit zur Sprache. Am Ende bleibt dann noch Zeit, in aller Ruhe individuelle Fragen der Teilnehmer zu klären. Auch wenn danach eigentlich  jedem Teilnehmer bewusst sein sollte, dass Fallschirmspringen trotz all seiner Abenteuerlichkeit als sicherer Sport gilt – so sind doch jedes Mal, wenn der Flieger schließlich zum Start ansetzt, weiche Knie und schweißnasse Hände mit an Bord.

Nach einer guten Viertelstunde Flug ist dann der entscheidende Moment des Sprungs gekommen: Wer selbst noch keine Fallschirmausbildung vorweisen  kann, begibt sich mit seinem Tandem-Partner zur offenen Flugzeugtür und springt nach einer letzten Kontrolle der Ausrüstung der etwa 4000 Meter unter ihm liegenden Erde entgegen. Der Moment des freien Falls, wenn alles um einen herum sich dreht, wird von vielen als sehr kurz empfunden. Tatsächlich dauert diese Phase etwa eine Minute bevor auf einer Höhe von circa 1500 Metern der Fallschirm geöffnet wird.

Aus der Welt gefallen
Weitere 20 Minuten und einen Gleitflug mit imposanter Aussicht später ist dann die alte Ordnung wieder hergestellt – der Himmel weit weg, der Boden spürbar unter den Füßen. Doch das glückselige Lächeln und die roten Wangen des eben Gelandeten verrät: Hier hat einer wieder die Welt auf den Kopf gestellt – und wird es auch sicherlich noch einmal tun...

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Oswald Schwarzl

CR

Chefredakteur in Ruhe

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