Ausstellung im Stifter Haus: Landsturmbezirkskommando Linz

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26 Okt 09:21 2015 von Elfriede Leibetseder Print This Article

Robert Musil und der Erste Weltkrieg

LINZ.Robert Musil wurde 1880 in Klagenfurt geboren. Schon zwei Jahre später übersiedelte die Familie nach Steyr und ließ sich dort für neun Jahre nieder.

 


Die Ausstellung im StifterHaus macht u.a. diese Verbindungen in die Region sichtbar, wo er einen wesentlichen Teil seiner Kindheit und frühen Jugend verbrachte.   


 


Musil war durch die Herkunft seiner Familie in Oberösterreich verwurzelt: seine Mutter Hermine, wurde 1853 unter dem Mädchennamen Bergauer in Linz geboren; der Großvater Franz Xaver Bergauer nahm bei der k.k. Privilegierten Ersten Eisenbahngesellschaft  eine wichtige Funktion beim Bau der Pferdeeisenbahn Linz-Budweis ein.


 


Robert Musil beschäftigt sich mit der oberösterreichischen Verwandtschaft eingehend in seinem Essay >Die Entdeckung der Familie<. Teile davon, wie die Beschreibung seines Onkels Moritz Bergauer, flossen auch in sein Hauptwerk >Der Mann ohne Eigenschaften< ein.


 


Zwei Jahre nach Robert Musils Geburt zog die Familie nach Steyr, wo der Vater Alfred Musil ein Stellenangebot als Leiter der Versuchsanstalt für Stahl- und Eisenindustrie erhalten hatte. Robert Musil, der  als hervorragender Schüler galt, besuchte in Steyr ab 1886 die Volksschule und später das Bundesrealgymnasium.


 


Erst viele Jahre später, als Soldat an der italienischen Front, setzte sich Musil mit seiner Zeit in Steyr auseinander. Die Kindheitserinnerungen und Episoden notierte er in seinem Tagebuch. Erwähnt werden zum Beispiel erzieherische Maßnahmen seiner Eltern und erste Liebeleien, etwa mit den Nachbarstöchtern Barber.


 


Dass Robert Musil seine Zeit in Oberösterreich prägte, lässt sich auch an einer Rezension von Richard Billingers Theaterstück >Der Knecht< (von 1924) erahnen, in dem er eine Reminiszenz auf das „Land der Mostschädel“, in dem „irgendeine große Schönheit steckt“ verfasste.


 


 


Erster Weltkrieg: Einrücken in Linz


Wie viele Intellektuelle war Musil bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges zuerst von Begeisterung erfasst. In seinem patriotischen Aufsatz >Europäertum, Krieg, Deutschtum> schrieb er: „Wir haben nicht gewusst, wie schön und brüderlich der Krieg ist.“ Nur einen knappen Monat nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sich Robert Musil freiwillig und rückte am 20. August 1914 als Kriegsfreiwilliger beim Landsturmbezirkskommando Linz ein, nachdem er zuvor seine Familie in Oberösterreich besucht hatte.


 


Grenzsicherung in Südtirol – Die Kriegseuphorie beginnt zu weichen


Robert Musil wurde anfänglich zur Grenzsicherung gegen Italien nach Südtirol ins Fersental (Palai) abkommandiert, wo es im Vergleich zu den erbitterten Kämpfen in Galizien verhältnismäßig ruhig war. Seine alltäglichen Beobachtungen und Tagebuchnotizen aus dem Palai flossen später in die Novelle >Grigia< (1921) ein.


 


Im September 1915 beschreibt er im Tagebuch einen Angriff italienischer Flugzeuge am Caldonazzo-See, bei dem ihn ein Fliegerpfeil nur knapp verfehlte. Die anfängliche Euphorie beginnt zu weichen. Musil spricht im Tagebuch von dem „Gefühl einer bösartigen Sinnlosigkeit“ und „schwerer Traurigkeit“. Er kämpfte in der Folge zwei Mal am Grenzgebiet des Isonzo (1915 und 1917), das sich zum Hauptkampffeld entwickelt hatte. Zu den verheerenden Schlachten notiert er: „Der Horizont rollt – lange Trupps Verwundeter auf Wagen und zu Fuß. Weiße Verbände mit roten Flecken.“


 


1916, nach einem krankheitsbedingten Aufenthalt im Lazarett, arbeitete Musil als Redakteur für die >Tiroler Soldaten-Zeitung<. Ab März 1918 wechselte er in das Kriegspressequartier in Wien. Er war verantwortlicher Schriftleiter für alle Ausgaben der patriotischen Wochenschrift >Heimat<, die die „im Hinterland zutage tretenden destruktiven Strömungen“ bekämpfte.


 


Die Ausstellung im StifterHaus spannt den Bogen in Musils Leben, von der frühen Kindheit in Oberösterreich bis hin zum Ende des Ersten Weltkrieges.


 


Schließlich ist auch die ganze Romankonstruktion von Robert Musils Opus Magnum >Der Mann ohne Eigenschaften<, das ihn nach dem Krieg von den 1920ern bis an sein Lebensende in Anspruch nehmen sollte, auf die Ereignisse und Stimmungen des Jahres 1914 und den damit verbundenen „Zusammenbruch der Kultur“ angelegt.


 


Tod im Genfer Exil


Der Krieg als zivilisatorisches Ereignis sowie die Auflösung des Kaiserreichs beschäftigten Robert Musil bis zu seinem Tod im Genfer Exil am 15. April 1942, wohin er aufgrund der untragbaren Verhältnisse unter dem Regime der Nationalsozialisten geflüchtet war. Er starb damals weitgehend unbekannt.


 


Zur Ausstellung in Linz erscheint eine Begleitpublikation mit dem Titel:


>Geboren in Steyr. Eigentlich nicht ganz. Robert Musil 1880-1942< (Grafik: Gertrude Plöchl)


 


Ausstellungsdauer: 21. Oktober 2015 bis 26. März 2016


Öffnungszeiten: täglich, außer Montag, 10-15 Uhr


 


StifterHaus, Adalbert-Stifter-Platz 1, 4020 Linz


Tel.: 0043/732/7720/11295,      www.stifter-haus.at


Quelle: REGIONEWS Presse-Artikel



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Elfriede Leibetseder, Pressekonsulentin

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