Amtseinführung von Bischof Manfred Scheuer: „Ich komme alt und neu in die Diözese Linz“

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19 Jän 15:19 2016 von Oswald Schwarzl Print This Article

Da Bischof Scheuer bereits im Dezember 2003 im Innsbrucker Dom zum Bischof geweiht worden war, fand keine Bischofsweihe statt

LINZ. Am 18. November 2015 war er von Papst Franziskus zum neuen Bischof von Linz ernannt worden, bereits knapp zwei Monate später, am 17. Jänner 2016, übernahm der gebürtige Oberösterreicher Manfred Scheuer (60) in einem feierlichen Gottesdienst im Linzer Mariendom das Bischofsamt von seinem Vorgänger Ludwig Schwarz SDB. Ein im doppelten Sinn historisches Datum: Auf den Tag genau vor 34 Jahren, am 17. Jänner 1982, war Bischof Ludwigs Vorgänger Maximilian Aichern zum Bischof von Linz geweiht worden.

Bischof Manfred Scheuer übernahm das Amt des Diözesanbischofs im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes am 17. Jänner 2016 im Linzer Mariendom von seinem Vorgänger Bischof Ludwig Schwarz. Er ist damit der 14. Bischof der Diözese Linz.
 
Feierlich ins neue Amt begleitet
Punkt 15 Uhr begann der feierliche Gottesdienst zur Amtseinführung des neuen Linzer Diözesanbischofs mit einer „Fanfare für Bläser und zwei Orgeln“, die Domorganist Wolfgang Kreuzhuber eigens für diesen Anlass komponiert hatte. Beim Hauptportal des Mariendoms wurde Bischof Manfred Scheuer von Kardinal Christoph Schönborn mit folgenden Worten vorgestellt:
„Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, liebe Mitbrüder im Domkapitel und im geistlichen Amt! Papst Franziskus hat den bisherigen Bischof von Innsbruck Dr. Manfred Scheuer zum neuen Bischof von Linz ernannt. Als Metropolit dieser Kirchenprovinz stelle ich ihn als euren Bischof vor. Gemeinsam wollen wir ihn in sein neues Amt begleiten.“

Dompropst Wilhelm Vieböck begrüßte den neuen Bischof im Namen des Domkapitels und aller Gläubigen. Vieböck reichte Bischof Manfred Scheuer ein Kreuz zum Kuss und Weihwasser zur Erinnerung an die Taufe, mit dem der Bischof sich selbst und die Gläubigen besprengte. Es folgte der feierliche Einzug mit etwa 50 MinistrantInnen, hochrangigen VertreterInnen der Ökumene, VertreterInnen der Pastoralen Berufe, Lektorinnen, liturgischen Diensten, FürbittensprecherInnen, Mitgliedern des Erweiterten Konsistoriums und des Domkapitels, Diakonen, Konzelebranten, Äbten und Provinziälen, den Vorsitzenden der Regionalkonferenzen der oö. Frauen- bzw. Männerorden, Bischof em. Dr. Maximilian Aichern – er hatte ebenfalls am 17. Jänner vor 34 Jahren das Bischofsamt angetreten – sowie Bischöfen, Erzbischöfen, Weihbischöfen und emeritierten Bischöfen. Am Schluss des Zuges: Bischof Manfred Scheuer in Begleitung von Vorgänger Ludwig Schwarz, Dompropst Wilhelm Vieböck und Kardinal Christoph Schönborn.

Sichtbare Übernahme des Bischofsamtes

Nach der Eröffnung der Feier mit der liturgischen Begrüßung bat Kardinal Christoph Schönborn Ordinariatskanzler Johann Hainzl, das Apostolische Schreiben vorzuzeigen und es zu verlesen:
„Wir haben uns versammelt, um die Amtsübernahme gemeinsam feierlich zu begehen und Bischof Manfred in Linz willkommen zu heißen. Bischof Manfred wird heute die Hirtenaufgabe für die Diözese Linz übernehmen. Vertreterinnen und Vertreter der Diözese werden im Namen aller bekunden, dass sie ihm in Treue verbunden sein wollen. Als glaubende Gemeinschaft werden wir alle für ihn beten und Gottes guten Geist erbitten. Ich bitte nun den Apostolischen Nuntius um das päpstliche Schreiben zur Ernennung von Bischof Manfred zum neuen Bischof von Linz.“

Das Apostolische Schreiben ist ein in lateinischer Sprache abgefasstes, handschriftliches Pergament, mit dem Bischof Manfred Scheuer den Auftrag erhält, von der Diözese Innsbruck in die Diözese Linz zu wechseln. Der Ordinariatskanzler verlas die deutsche Übersetzung, während Diakon Fridolin Engl das Apostolische Schreiben für die Gläubigen gut sichtbar in die Höhe hielt. Papst Franziskus begründet darin auch die Wahl von Bischof Scheuer als Bischof von Linz: „Wir haben Dich für geeignet befunden, die Leitung der Diözese Linz zu übernehmen, da Du Dich mit Deinen Fähigkeiten ausgezeichnet bewährt hast und sowohl in geistlichen Belangen als auch in dogmatischer wie ökumenischer Theologie gelehrt und erfahren bist.“ Und der Papst trägt dem neuen Bischof auf: „Ausgestattet mit den vielfältigen Gaben des Heiligen Geistes trage nun Sorge für die Dir anvertrauten Gläubigen in Wort und Tat, besonders aber durch das Zeugnis Deines Lebens (...)“

Danach lud Kardinal Christoph Schönborn Bischof Manfred Scheuer ein, auf der Kathedra Platz zu nehmen und damit das Bischofsamt für alle Gläubigen sichtbar zu übernehmen: „Die Kathedra, der Bischofssitz, ist das zentrale Symbol für den bischöflichen Dienst in der Domkirche. Lieber Bischof Manfred, ich lade dich nun ein, diesen dir anvertrauten Platz in deiner Diözese einzunehmen und dich von Christus, der selbst Kraft seines Geistes die Kirche leitet, für die Menschen der Diözese Linz in Dienst nehmen zu lassen.“

Nun überreichte Dompropst Wilhelm Vieböck dem neuen Linzer Diözesanbischof den eigens für ihn angefertigten Bischofsstab: „Lieber Bischof Manfred, wir haben gehört, dass dein bisheriger Hirtenstab in Innsbruck bleiben muss, weil er an deinen Nachfolger weitergereicht werden soll. Wir Domkapitulare haben den dir gut vertrauten Künstler und Freund Herbert Friedl gebeten, einen neuen Bischofsstab für dich zu entwerfen und auszuführen. Auf Gott kannst Du dich immer stützen. ‚Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht‘, so bringt es Psalm 23 zum Ausdruck.“

Danach legte der Dompropst das Treueversprechen ab: „Auch wir wollen dir Stütze sein nach unseren besten Kräften, zum Wohl der Diözese. Und so versprechen wir dir jetzt unsere loyale Mitarbeit.“ Ebenso versprachen VertreterInnen diözesaner Gremien und Einrichtungen sowie die beiden Vorsitzenden der Regionalkonferenzen der oö. Frauen- bzw. Männerorden, Sr. M. Michaela Pfeiffer-Vogl und Abt Martin Felhofer, dem neuen Bischof die Treue.

Scheuers Antrittspredigt: „Kirche der Zukunft wird ärmer sein, aber vielleicht näher am Evangelium“

Wie schon sein Statement bei der Antritts-Pressekonferenz im November 2015 zeugte auch die erste Predigt des neuen Bischofs von seiner Offenheit und seinem (kirchen)kritischen Blick. Gleich zu Beginn stellte Scheuer das aus seiner Sicht Wesentliche eines kirchlichen Dienstes und auch des Bischofsamtes klar: „'Wie alt bist du?' So wurde ich oft von Kindern im Kindergarten und in der Volksschule gefragt. Als ich darauf einmal geantwortet habe, kam die Zusatzfrage: 'Hast du schon gelebt, als Jesus von den Toten auferstanden ist?' Ich habe das so gedeutet: Lebst du als Zeuge der Auferstehung Jesu? Lebst du aus einer Beziehung zu Jesus Christus heraus? Jeder kirchliche Dienst und auch das Bischofsamt braucht eine lebendigen Beziehung zum gekreuzigten und auferstandenen Christus in der Gegenwart.“

Zu seiner Rückkehr nach Oberösterreich, die im Vorfeld vielfach als „Heimkehr“ bezeichnet worden war, meinte der gebürtige Haibacher Scheuer ehrlich: „Ich komme alt und neu in die Diözese Linz und nach Oberösterreich. Hier ist meine Herkunft und hier war auch meine Heimat und Zugehörigkeit. Freilich bin ich auch entwöhnt und habe anderswo meine Wurzeln geschlagen. Und so brauche ich Zeit, um hier wieder anzukommen.“

In Dankbarkeit blickte Scheuer auf seine familiären, spirituellen und seelsorglichen Wurzeln in Oberösterreich zurück. Er dankte auch seinen Vorgängern im Bischofsamt, den Priestern und Diakonen, den OrdenschristInnen, den Pfarr- und PastoralassistentInnen, JugendleiterInnen, ReligionslehrerInnen, der Katholischen Aktion und den laienapostolischen Bewegungen, den PfarrgemeinderätInnen und den Seelsorgeteams sowie den MitarbeiterInnen in diözesanen Ämtern und Einrichtungen bzw. der Caritas für ihren Dienst und ihr Glaubenszeugnis.

Dankbar zeigte sich der neue Diözesanbischof auch für die Freude vieler über seine Ernennung, wenngleich er wisse, dass dies nicht die ganze Wirklichkeit sei: „Das Spektrum von Wohlwollen, Sympathie, Interesse, Abwarten und Distanz, Gleichgültigkeit und Ablehnung ist recht groß. Und dieser bunte Haufen ist die Wir-Gestalt der Kirche in Oberösterreich – sicher keine Idealgestalt von Gemeinschaft und Kommunikation, sondern eine höchst gemischte und durchwachsene Gesellschaft. In der Ortskirche von Linz werden die von Gott geschenkten Charismen in einer echt bunten Vielfalt gelebt.“ Scheuers pragmatisch-kritische Feststellung zur Zukunft der Kirche: „Selbst in einem Verständnis von Kirche als Communio dürfte der Umgang mit Unterschieden aber auch große Reibungsverluste, das heißt, viele Enttäuschungen, Kränkungen und Ängste mit sich bringen. Es ist eine Frage der Zukunftsfähigkeit der Kirche, ob es gelingt, eine Sozialform des Glaubens zu finden, in der es ein entkrampfteres Verhältnis zwischen Priestern und Laien gibt, gelöste Beziehungen zwischen Frauen und Männern, innerlich freier in der Offenheit und Gastfreundschaft für suchende Menschen, nicht zu sehr mit sich selbst und den eigenen Problemen beschäftigt.“

In seiner Predigt bekannte sich „Ökumene-Bischof“ Scheuer zum ökumenischen Miteinander der christlichen Kirchen. Innerster Auftrag der Ökumene sei „die schöpfungstheologisch begründete Ethik, der Schrei nach Gerechtigkeit, die Sorge um den Erhalt der Lebensmöglichkeiten und der Widerstand gegen Gewalt“. Dazu zähle auch ein menschlicher Umgang mit Flüchtlingen. Scheuers klare Positionierung in dieser Frage: „Asyl ist ein Menschenrecht. Unsere Gedanken dürfen sich daher nicht auf Abschottung und Dichtmachen richten, sondern auf die Problemlösung. Ich glaube, dass es unsere humane Aufgabe und christliche Pflicht ist, diese Menschen innerhalb des internationalen Rechts und der rechtsstaatlichen Rahmenbedingungen aufzunehmen. Zum anderen sind zugleich die Fragen nach den Ursachen anzugehen, nach den wirtschaftlichen und ideologischen Hintergründen, die dazu führen, dass Menschen flüchten. Das lässt sich gewiss nicht von einer Seite alleine angehen. Entscheidend ist aber, dass wir nicht resignieren und uns in Ohnmacht vergraben, sondern – ermutigt von zahlreichen helfenden Händen – versuchen, mit Solidarität ans Werk zu gehen.“

Als großes persönliches Anliegen bezeichnete Scheuer am traditionell am 17. Jänner begangenen „Tag des Judentums“ auch den interreligiösen Dialog, etwa mit der Israelitischen Kultusgemeinde und der Islamischen Religionsgemeinde, denn, so Scheuer: „Nur durch tragfähige Kontakte im interreligiösen Dialog und durch gelebte Toleranz kann gemeinsames Leben gelingen und ein friedliches Miteinander möglich werden.“

Der neue Linzer Diözesanbischof dankte auch allen Verantwortlichen des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, wissenschaftlichen und sozialen Lebens sowie den Medien. Kritisch und zugleich prophetisch äußerte sich Scheuer zur Position von Kirche in der Gesellschaft. In den letzten Jahrzehnten habe sich sehr viel im Verhältnis von Kirche und Öffentlichkeit verändert. Dies betreffe die Beziehung zu Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur. „Der Versuch einer bloß strukturellen und institutionellen Absicherung des bisherigen (Besitz-)Standes führt nicht in die Zukunft, weil die inhaltlichen, spirituellen und personellen Herausforderungen damit noch nicht einmal berührt sind. Die Kirche wird in Zukunft ärmer sein: materiell, personell, ärmer auch an Bedeutung, Macht und Einfluss, vielleicht aber näher am Evangelium.“

Scheuer sprach sich weiters für eine „Option für die Jugend“ aus, die zu einem erfüllten Leben „eine Lebensrichtung, eine Lebenstiefe, Lebenskraft und ein 'Warum' und einen Lebensplatz“ brauche. Für das Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus am 8. Dezember 2015 eröffnet hat, wünschte sich „Caritas-Bischof“ Scheuer „eine Zeit der Umkehr und Versöhnung, der Heilung von Wunden und der Erfahrung von neuen Lebensmöglichkeiten“. Barmherzigkeit werde, so Scheuer in Anlehnung an Bischof Joachim Wanke, in Worten und Haltungen realisiert, „die Brücken bauen, Freiräume eröffnen, aufatmen lassen, Menschen zueinander führen, Abgründe der Angst und der Fremdheit überwinden“.

Für sich selbst erbat der neue Diözesanbischof am Tag seiner Amtseinführung ein „hörendes Herz“ und nahm damit Bezug auf eine Bibelstelle aus dem alttestamentlichen Ersten Buch der Könige (1 Kön 3,9). Dort wird erzählt, dass König Salomo Gott um ein hörendes Herz bat, um die rechten Entscheidungen treffen zu können. Scheuer wörtlich: „Mit der Bitte um ein hörendes Herz ist auch der Respekt im Umgang miteinander, vor allem bei verschiedenen inhaltlichen Akzenten und Glaubensgestalten, verbunden.“
 
Feier trug die Handschrift des neuen Bischofs
Die Anliegen des neuen Diözesanbischofs wurden in vielen Details bei der Gestaltung des Festgottesdienstes spürbar. So war es Bischof Manfred Scheuer ein Anliegen, die Laien und das Kirchenvolk intensiv einzubinden, was darin zum Ausdruck kam, dass der Schwerpunkt bei der musikalischen Gestaltung auf dem Volksgesang (Lieder aus dem Neuen Gotteslob“ lag. Es musizierten der Linzer Domchor und Bläser des Domorchesters unter der Leitung von Dmkapellmeister Josef Habringer. Die Rudigierorgel spielte Domorganist Wolfgang Kreuzhuber, der eigens für die Amtseinführung eine Fanfare und drei Vorspiele komponiert hatte. An der Chororgel musizierte Heinrich Reknagel.

Dass die zweite Lesung von der evangelischen Pfarrerin Veronika Obermeir (Pfarrgemeinde Linz-Innere Stadt) gelesen wurde, verdeutlichte das ökumenische Miteinander als besonderes Anliegen von „Ökumene-Bischof“ Scheuer – ebenso wie die Tatsache, dass hochrangige VertreterInnen der Ökumene am Gottesdienst teilnahmen. So begrüßten den neuen Bischof u. a. der Metropolit von Austria Arsenios Kardamakis (Griechisch-orthodoxe Kirche), Bischof Dr. Michael Bünker und Superintendent Dr. Gerold Lehner (Evangelische Kirche A. B.), Bischof Dr. Johannes Ekemezie Okoro und Pfarrer Mag. Hannes Dämon (Altkatholische Kirche), Pastor Martin Siegrist (Evangelisch-methodistische Kirche), Pfarrer Dr. Sorin Bugner (Rumänisch-orthodoxe Kirche), Erzpriester P. Johannes Abousif (Koptisch-orthodoxe Kirche), Chorepiskopus Prof. Dr. Emanuel Aydin (Syrisch-orthodoxe Kirche) und Christoph Gidl (Baptistengemeinde Linz). Von der Islamischen Religionsgemeinde in Oberösterreich war Vorsitzender Murat Baser gekommen. Am „Tag des Judentums“, der von den Kirchen in Österreich traditionell am 17. Jänner begangen wird, feierte mit Bischof Manfred Scheuer auch Dr.in Charlotte Herman, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz.

Das Evangelium wurde von Diakon Dr. Josef Walder vorgetragen, der ab 2004 theologischer Referent und wichtiger Vertrauter von Manfred Scheuer in Innsbruck war. Die knapp 50 MinistrantInnen kamen aus dem Heimatort Haibach und aus ehemaligen Wirkungsstätten des Seelsorgers Manfred Scheuer: aus Steyr-Tabor, St. Georgen an der Gusen und aus der Linzer Dompfarre.

Die Fürbitten thematisierten Bitten für Bischof Manfred und andere Leitende in der Kirche genauso wie für die Einheit der christlichen Kirchen, den Dialog der Religionen, für Menschen auf der Flucht und in Notsituationen, für Menschen in schwierigen Arbeitssituationen und für Sterbende. Die SprecherInnen bildeten die Buntheit von Kirche ab – von der Ministrantin und dem Seminaristen über die Ordensschwester und die Pfarrassistentin bis hin zu VertreterInnen von Jugend, Jungschar und Laienapostolat. Auch die Heimatpfarre von Bischof Scheuer war vertreten: Eine Fürbitte wurde von Gerlinde Kaltseis, der Vorsitzenden des Arbeitskreises Caritas und Begegnung aus Haibach ob der Donau, gesprochen.

Die Kollekte (Kirchensammlung) kam zur Hälfte der Flüchtlingshilfe der Caritas und zur Hälfte der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung zugute.
 
Herzliche Willkommensworte und Vorschusslorbeeren
Am Ende des Gottesdienstes erteilt der neue Diözesanbischof den feierlichen Schlusssegen. Es folgten Ansprachen von Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, Edeltraud Artner-Papelitzky (Vorsitzende des Pastoralrates), Superintendent Gerold Lehner (Evangelische Kirche A. B. in Oberösterreich) und Landeshauptmann Josef Pühringer.

Die Vorsitzende des Pastoralrats der Diözese Linz, Mag.a Edeltraud Artner-Papelitzky, hieß den neuen Bischof mit herzlichen Worten willkommen und thematisierte auch die Herausforderung des Neubeginns: „Zu gehen, neu anzufangen braucht Mut und Tapferkeit – vielleicht ganz besonders, wenn es zugleich auch ein Zurückkommen ist.“ Bischof der Diözese Linz zu sein, sei eine Herausforderung, so Artner-Papelitzky. Es gebe die hohe Beteiligung von Menschen am Leben der Kirche, viel Kompetenz und innovatives Ausprobieren, Fülle von gelebter Menschlichkeit und großes sozialpolitisches Engagement, Vernetzung und Zusammenarbeit von vielen Kräften, gelebte Ökumene und interreligiösen Dialog, Säkularisierung und Urbanisierung, Arbeitslosigkeit und Armut, Flucht und Migration. Aus alldem erwachse für den neuen Bischof die große Verantwortung, „gut zu hören, klare Worte zu sprechen, Getrenntes miteinander ins Gespräch zu bringen, zu inspirieren, zu ermutigen, zu stärken“. Artner-Papelitzky würdigte „die Erfahrungen, die Kompetenz und das feine Gespür“ von Manfred Scheuer und brachte ihre Freude über das zukünftige Miteinander zum Ausdruck: „Ich freue mich darauf, wenn wir in Oberösterreich Leben und Glauben teilen werden und du hier wieder – so hoffe ich – daheim sein kannst.“

Superintendent Dr. Gerold Lehner von der Evangelischen Kirche A. B. In Oberösterreich nahm in seiner Ansprache die Ökumene und ihre Verantwortung in den Blick. Die ökumenische Verbundenheit der Kirchen, wie sie auch in der Gestaltung der Feier der Amtseinführung deutlich wurde, sei ein Grund zur Freude, so Lehner. Und doch: „Gerade weil so vieles sich zum Besseren gewendet hat, wird es auf uns ankommen, ob wir willens sind, die letzten Gräben zu beseitigen und uns gemeinsam um den Tisch des Herrn zu versammeln. Keine Generation vor uns hat die Möglichkeit gehabt, diesen Schritt zu tun. Wir können ihn tun. Wir können ihn theologisch verantwortet tun. Aber wir müssen ihn auch wollen. Diese Hoffnung lebt in mir und mit dieser Hoffnung grüße ich Sie, verehrter Herr Bischof.“ Die aktuelle Zeit sei auch eine gefährdete, denn: „Unsere Art zu leben bringt diese eine Welt an ihre Grenzen.“ Anstatt verzweifelt zu versuchen, diese Grenzen immer weiter hinauszuschieben, sollten die Menschen lernen, mit Grenzen zu leben. „Unsere Tage sind eine Zeit, in welcher der Ruf zur Umkehr lauter wird und drängender. Und der Ruf zur Umkehr beginnt im Haus Gottes“, mahnte Lehner die gemeinsame Verantwortung der Kirchen ein. Er freue sich darauf, „auf dem Weg der Nachfolge gemeinsam zu gehen, gemeinsam zu lernen, voneinander zu lernen, einander beizustehen, sich aneinander zu freuen und gemeinsam Gott und den Menschen zu dienen“.

Auch Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer brachte seine Freude über den neuen Bischof von Linz zum Ausdruck, den er als großartigen Theologen und guten Seelsorger würdigte. In launigen Worten dankte Pühringer den TirolerInnen, vor allem seinem Amtskollegen Günther Platter, für die „Rückgabe“ von Scheuer, der „eben nur eine Leihgabe“ gewesen sei. Scheuer sei der 6. Linzer Diözesanbischof, der ein gebürtiger Oberösterreicher sei. Das mache es völlig überflüssig, ihn trotz längerer Abwesenheit aus Oberösterreich nun neu einzubürgern, denn: „Du bist mit uns immer, egal wo du warst, in Verbindung geblieben und hast auch für unsere Diözese wichtige Aufgaben erledigt. Ich erinnere hier besonders an dein Amt als Diözesanpostulator für die Seligsprechung von Franz Jägerstätter.“ Von der vielzitierten „schwierigen Diözese Linz“ zeichnete Pühringer ein positives, buntes Bild: „Du kommst in ein Land, in eine Diözese der positiven Vielfalt. Das heißt nicht Oberflächlichkeit und hat schon gar nichts zu tun mit Grundsatzlosigkeit. Es hat etwas zu tun mit dem Geist des Zulassens und mit dem Geist des Ermöglichens. Es ist ein Land, wo dem Heiligen Geist keine Richtung vorgegeben wird, wie und wo er wirken darf. Ein Land mit viel positivem Engagement der ChristInnen und Christen und mit lebendigen Pfarrgemeinden.“ Pühringer gab Bischof Scheuer viele gute Wünsche mit in das neue Amt, vor allem einen, der Scheuers aktuellem Buch „Wider den kirchlichen Narzissmus entnommen ist: „Auskunft im Glauben zu geben heißt, die Menschen mit Gott in Berührung zu bringen. Das möge dir immer wieder gelingen!“
 
Große Gästeschar zur Amtseinführung
Tausende Menschen feierten trotz eisiger Kälte im Linzer Mariendom mit dem neuen Bischof. Über zwei Großleinwände in den Seitenschiffen und drei Monitore in der Votivkapelle sowie im hinteren Dombereich konnte das Geschehen im Altarraum von allen Plätzen aus gut mitverfolgt werden. Für gehörlose Mitfeiernde wurde der gesamte Festgottesdienst von zwei DolmetscherInnen in die Österreichische Gebärdensprache gedolmetscht.

Rund 20 Bischöfe aus österreichischen Diözesen und Partnerdiözesen feierten mit ihrem Amtskollegen: neben den emeritierten Bischöfen von Linz Dr. Ludwig Schwarz und Dr. Maximilian Aichern die österreichischen Bischöfe Erzbischof Dr. Christoph Kardinal Schönborn und Weihbischof Dr. Franz Scharl, Militärbischof Dr. Werner Freistetter, der Feldkircher Bischof Dr. Benno Elbs, aus Eisenstadt Bischof em. Paul Iby, der Kärntner Bischof Dr. Alois Schwarz, der Salzburger Erzbischof DDr. Franz Lackner und sein Vorgänger Bischof em. Dr. Alois Kothgasser, der St. Pöltner Bischof DDr. Klaus Küng und Weihbischof Dr. Anton Leichtfried und der Grazer Bischof Dr. Wilhelm Krautwaschl. Ebenfalls anwesend waren der Innsbrucker Generalvikar Mag. Jakob Bürgler und DDr. Peter Schipka, Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz. Aus den Partnerdiözesen waren Bischof Oleg Budkiewicz aus der Diözese Witebsk (Weißrussland), Metropolit Kasimir Kondrusiewicz aus der Diözese Minsk (Weißrussland), Erzbischof Dr. György Jakubinyi aus der Diözese Alba Iulia (Rumänien), Bischof Dr. Vlastimil Kro?il aus der Diözese Budweis mit Generalvikar David Henzl und Bischof Dr. Stefan Oster aus der Diözese Passau gekommen.

Zu Gast waren auch die oö. Äbte und Provinziäle: Abt Maximilian Neulinger (Stift Lambach), P. Hans Eidenberger (Regionaloberer der Marianisten), P. Josef Riegler (Admininstrator Stift Schlierbach), H. Gerhard Eichinger (Administrator Stift Reichersberg), Abt Marianus Hauseder (Stift Engelszell), Abt Reinhold Dessl (Stift Wilhering), Abt Ambros Ebhart (Stift Kremsmünster), Propst Johannes Holzinger (Stift St. Florian) und Abt Martin Felhofer (Stift Schlägl). Auch der Abt von Stift Wilten Raimund Schreier sowie General-Abt Christian Haidinger (Erster Vorsitzende der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs) nahmen an der Feier teil. Als Regionaloberin der oö. Frauenorden feierte Schwester M. Michaela Pfeiffer-Vogl, Generaloberin der Marienschwestern vom Karmel, mit Bischof Scheuer.

Gekommen waren auch Caritas-DirektorInnen aus mehreren österreichischen Diözesen, Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), wo Scheuer Vorstandsmitglied ist, und VertreterInnen von „Pax Christi Östereich“, wo Scheuer Präsident ist.

Neben zahlreichen VertreterInnen der Ökumene waren auch viele Ehrengäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft geladen: Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner, der oö. Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und sein Vorgänger Dr. Josef Ratzenböck, von der Oö. Landesregierung Landesrat Ing. Reinhold Entholzer, Landesrat Max Hiegelsberger, LH-Stv. Mag. Thomas Stelzer, Landesrat Dr. Michael Strugl MBA, Landesrat Rudolf Anschober und Landesrat Mag. Günther Steinkellner sowie Landtags-Präsident KommR Viktor Sigl. Auch der Linzer Vizebürgermeister Dr. Bernhard Baier und der Haibacher Bürgermeister Franz Straßl nahmen an der Amtseinführung teil. Ebenso gekommen waren der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich Dr. Christoph Leitl und WKOÖ-Präsident Dr. Rudolf Trauner.

Aus Scheuers langjähriger Heimat Tirol reisten viele WegbegleiterInnen an: aus der Politik etwa Landeshauptmann Günther Platter, der Tiroler Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa und die Innsbrucker Bürgermeisterin Mag.a Christine Oppitz-Plörer, aus der Diözese VertreterInnen des Innsbrucker Konsistoriums sowie Scheuers langjährige Haushälterin Helga Ott und sein theologischer Referent Dr. Josef Walder, der als Diakon in die Liturgie eingebunden war.

Eingeladen war auch der oö. Künstler Herbert Friedl, der Scheuers Bischofsstab entworfen hat und mit dem Scheuer seit 15 Jahren freundschaftlich verbunden ist. Mit Manfred Scheuer feierten nicht zuletzt etliche Familienmitglieder (u. a. Mutter Marianne Scheuer und Bruder Franz Scheuer), Freunde und WeggefährtInnen.

Agape und Begegnung mit dem neuen Linzer Diözesanbischof
Im Anschluss an den Festgottesdienst zur Amtseinführung waren alle Mitfeiernden zur Begegnung mit dem neuen Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer auf dem Linzer Domplatz eingeladen. Zum Aufwärmen wurden Tee und Glühwein ausgeschenkt; der Wein wurde vom Stift Kremsmünster zur Verfügung gestellt. Dazu wurde Brot aus der Bäckerei Scheuer in Haibach ob der Donau gereicht, die von Bischof Scheuers Bruder geführt wird. Auch die musikalische Untermalung kam aus dem Heimatort des neuen Bischofs: Trotz der widrigen Wetterverhältnisse ließ es sich der Musikverein Haibach nicht nehmen, dem neuen Bischof ein Ständchen zu bringen.

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Oswald Schwarzl

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