Aktuelle IWS Studie: Die Bundesländer im Vergleich

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20 Nov 23:17 2015 von Oswald Schwarzl Print This Article

Oberösterreich steht gut da – mit Luft nach oben

LINZ. BR Prof. Gottfried Kneifel, Geschäftsfu?hrer Institut Wirtschaftsstandort OÖ.

Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich hat eine gute Ausgangslage und
die aktuellen Kennzahlen lesen sich im Vergleich erfreulich. Trotzdem
mu?ssen alle Beteiligten an einer Optimierung arbeiten, um in die Liga der
Top-Ten Europas vorzudringen. Daher ist es wichtig, ständig die Entwicklungen zu beobachten, in welchen Bereichen Oberösterreich besser ist als andere – und dann an den richtigen Stellschrauben drehen, um auch vorne zu bleiben. Das war das Ziel dieser Studie.

Wettbewerb der Regionen
Der Wettbewerb der Regionen hat nicht nur Österreich, sondern auch
Europa stärker geprägt als der Wettbewerb der Nationalstaaten. Dieser
Wettbewerb der Regionen gewinnt auch innerhalb Österreichs an Bedeutung und die Bundesländer können sich unterschiedlich entwickeln. Das bundesstaatliche Organisationsprinzip gestattet den Ländern, ihre
Schwächen auszumerzen und die Stärken weiter zu entwickeln. Etwa in
der Wirtschaftspolitik, bei Kultur und Bildung – Medizinische Fakultät an
der JKU, Fachhochschule – oder im Katastrophenschutz und bei der OÖ-
Identität. Der Ländervergleich zeigt, dass Oberösterreich im Vergleich zu den anderen Bundesländern bei der Verschuldungsquote mit 1257 Euro pro Kopf an dritter Stelle hinter Tirol und Vorarlberg liegt. So hat die Steiermark mit 3126 Euro mehr als doppelt so viel Pro-Kopf-Verschuldung als Oberösterreich, oder Niederösterreich mit 4749 Euro mehr als dreimal so viel. Absolutes Schlusslicht ist Kärnten mit 5538 Euro Pro-Kopf-Verschuldung.

Investitionen in Forschung und Technik
Um die Zukunft zu meistern und Arbeitsplätze zu sichern, muss investiert
werden: Positiv ist, dass die Investitionen in Forschung und Hochschulen
bereits gesteigert werden. Hier gilt es aber, die angeku?ndigte Verdreifachung des Forschungsbudgets bis 2020 auch in die Tat umzusetzen. Gerade Oberösterreich in vielen Forschungsbereichen fu?hrend, das muss allerdings entsprechend unterstu?tzt und kommuniziert werden. Auch schnelle Internetverbindungen sind ein wichtiges Instrument, um hierzulande weiterhin vernu?nftig arbeiten zu können. Der Raum Linz hat langfristig gesehen enormes Potenzial, es ist aber nötig, verstärkt Technikstudenten anzuziehen und die derzeitige Abwanderung von Wissen und Know-how in eine Zuwanderung der besten Köpfe – so genannten „High Potentials“ – umzudrehen.

Infrastruktur
Im internen Wettbewerb haben heimische Niederlassungen internationaler Konzerne wegen der sinkenden Standortattraktivität Österreichs oft schlechte Karten. Den Unternehmen fehlt es an Bewegungsfreiheit. Dazu braucht es grundlegende Strukturreformen, die Senkung der Lohnnebenkosten und eine Verminderung der bestehenden Überregulierung. Nur so kann man die Standortattraktivität steigen und zusätzliche Jobs schaffen. Als industrielles Herz ist gerade fu?r den Zentralraum Linz die internationale Anbindung durch Straße, Schiene, Schifffahrtswege und Fluganbindungen besonders wichtig. Auch die Digitalisierung gehört in diesen Bereich und gerade hier sind die Möglichkeiten geradezu unbegrenzt, man muss diese nur erkennen und entsprechend vorantreiben. Mit der FH in Hagenberg hat Oberösterreich den ersten Schritt getan, jetzt muss man diesen Weg rasch und konsequent weiter gehen.

Kultur
Obwohl Wien durch die Situierung aller Bundeskultureinrichtungen wie
Bundestheater, Bundesmuseen, etc. klar bevorteilt ist, landet auch der
Löwenanteil der Kunst- und Kulturförderung des Bundes in der Bundeshauptstadt. Der prozentuelle Anteil der Bundeskulturförderung, der in den Ländern ankommt, sinkt kontinuierlich. Dabei steige die Qualität der Kulturprojekte in allen Regionen Österreichs und deren Anzahl nehme beachtlich zu. Schließlich kommt jeder investierte Euro in der Wertschöpfung fu?r die Region sechs Mal zuru?ck.

Finanzausgleich
Ziel muss eine gleichwertige Entwicklung der Regionen Österreichs sein.
Dazu gehört auch der IWS-Vorschlage eines neuen Finanzausgleichs, bei
dem Ausgaben- und Einnahmen-Verantwortung zusammen gelegt werden
und so eine Finanzautonomie fu?r Länder ermöglicht wird!

Ziel: Gleichwertige Lebenschancen
Ein wesentlicher Punkt zur Attraktivierung des ländlichen Raumes läge in
der Dezentralisierung von Bundesdienststellen – eine Verlagerung von
Dienstposten des Bundes von Wien in die Bundesländer wu?rde die
Kaufkraft in den Regionen enorm steigern. Diese aktuelle Forderung des
Institutes Wirtschaftsstandortes Oberösterreich ließe sich sogar noch
weiterdenken, indem einzelne Dienstposten von einer Landeshauptstadt
in die Bezirke an der Peripherie des Landes verlagert werden könnten.

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