Wohnen ist mehr: Stadt füllt aktive Rolle immer stärker aus

Slide background
Foto: Stadt Salzburg / K. Schupfer
25 Jän 16:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Hagenauer: Zahl der Wohnungsvergaben gestiegen – Auf Bedürfnisse schauen

Eine markante Verbesserung im Bereich Wohnen sieht die ressortzuständige Vize-Bürgermeisterin Anja Hagenauer: „Unsere Wohnungsvergaben sind 2016 auf insgesamt 709 Wohnungen gestiegen. Bisher lagen wir bei rund 460 pro Jahr. Gründe dafür sind die rege Bautätigkeit, das von mir erkämpfte 50-Prozent-Zuweisungsrecht bei Neubauten sowie das große Engagement unseres Wohnungsamtes.“

Schon im Vorfeld würden mit den Bauträgern benötigte Wohnungsgrößen und die soziale Durchmischung beraten. Es gäbe stärkere Verbindlichkeiten und mehr Verständnis für weiche Rahmenfaktoren wie die Einbegleitung von Besiedelung, institutionalisierte Stiegenhausgespräche, Gemeinschaftsgärten, begrünte Fassaden sowie die Angebote in den Stadtteilen, etwa Bewohnerservices, Repair-Cafés, Hilfe bei Nachbarschaftskonflikten und mehr.

Verdichten und Freiräume aufwerten

Freilich sei für die Zukunft noch viel drinnen: „Es gibt nicht die eine Lösung fürs Wohnproblem. Wir müssen flexibel bleiben und auf die Bedürfnisse der Menschen schauen. Da wir in einer Stadt leben, spreche ich mich klar für Verdichtungen mit gleichzeitiger Aufwertung von Freiräumen aus. Ein Umstand, der auch in der Wohnbauförderung Berücksichtigung finden muss: Statt permanent hohe energetische Standards mit Extraförderung zu versehen, sind dafür soziale Faktoren heranzuziehen. Dabei ist eine adäquate, ansprechende Freiraumgestaltung inklusive grüner Fassaden zur fördern. Die Wohnbauförderung muss einfach sozialer werden, Eigentum darf nicht im Vordergrund stehen!“

Hier gebe es Nachholbedarf genauso wie bei der Barrierefreiheit und der vernünftigen Nutzung von Sockelzonen etwa für Arztpraxen oder Nahversorger. Wohnungsamt und Raumplanung würden mit dem SIR nun jährlich eine Befragung in großen Siedlungen durchführen, „um ganz genau zu wissen, was die Menschen wollen und brauchen“, so Hagenauer in einem Mediengespräch am Dienstag, 24. Jänner 2017.

Nicht am Bedarf vorbei planen

Franz Eder, Leiter des Wohnungsamtes, hat bereits eine Wohnungsbedarfsliste erstellt. Er sagt: „Gemeinsam mit der städtischen Planungsabteilung und der Grundstücksverwaltung (Stichworte: ROG-Verträge und Umwidmungen) greifen wir damit in die Zukunft ein. Wohnbauträger haben bis vor wenigen Jahren rund zur Hälfte Zweiraum-Wohnungen errichtet. Die andere Hälfte waren Drei- und Vierraum-Wohnungen. Was wir brauchen sind rund ein Drittel Garconnieren, die jetzt gebaut werden, sowie etwa 10 Prozent Fünfraum-Wohnungen für Großfamilien. Letztere verträgt eine Siedlung durchaus. Gemeinnützige und auch private Bauträger zeigen sich hier offen und gesprächsbereit bei der Umsetzung.“ Auch das mit der gswb verfolgte Sonderprojekt „Miet:Garantie“ zur Mobilisierung leerstehender Wohnungen laufe zufriedenstellend an, so Eder. Für fünf angebotene Wohnungen wurden bereits Besichtigungstermine fixiert, vier weitere seien in der Pipeline.

Bereits bei den Vertragsverhandlungen eingebunden war das Wohnungsamt in den letzten Jahren unter anderem bei folgenden Bauvorhaben: Ginzkeyplatz Leiner (Salzburg Wohnbau), Guggenmoosstraße (Myslik), Saalachstraße (Heimat Österreich), Bärgünde (Salzburg Wohnbau), Schmiedkreuzstraße (Die Salzburg), Haselbergerweg (Die Salzburg), Sebastian-Kneipp-Straße/Eichenweg (Die Salzburg), Riedenburg Kaserne (gswb), Rauchmühle (Salzburg Wohnbau) und Gailenbachweg (gswb).

Wohnungen für besondere Zielgruppen

Auch vergünstigte Startwohnungen für junge Leute unter 30 Jahren gibt es nun neu. Demnächst werde zum Beispiel ein Objekt an der Saalachstraße besiedelt. „Hier sind zwölf Wohnungen zwischen 40 und 50 qm entstanden“, erklärt Eder. Dem Bedarf von AlleinerzieherInnen und Mehrkindfamilien wurde insbesondere bei den Wohnbauvorhaben Robinigstraße und Tetris sowie Baldehofstraße entsprochen. Auf die Bedürfnisse älterer Menschen sowie Menschen mit Behinderung wurde bei den Bauvorhaben Bärgründe und Olivierstraße besondere Rücksicht genommen.

Zum Stichtag: 3.125 Anträge auf Wohnung

Bei der Wohnungsvergabe geht das Amt nach feststehenden Richtlinien (siehe Beilage) vor: Zum Stichtag 1. Mai 2016 gab es 3.125 Anträge um Zuerkennung einer Wohnung. Insgesamt handelt es sich dabei um 7.307 Personen. Ein Antrag umfasst somit durchschnittlich 2,4 Personen. Die größte Anzahl der Anträge wurden von einer Person gestellt (1.227 Anträge oder 40%), gefolgt von Anträgen mit zwei Personen (1.156 Anträge oder 19%). In der Gruppe acht Personen und mehr liegen dem Wohnungsamt 13 Anträge vor.

Beim Bedarf liegt die Einzimmer-Wohnung mit 1.296 Anträgen oder 46 % an der Spitze. Den zweitgrößten Wohnungsbedarf gibt es bei Dreizimmer-Wohnungen mit 622 Anträgen oder 22 %. Knapp 82 % der AntragstellerInnen verfügen über ein Familien-Einkommen bis 2.499 Euro, rund 37% davon über eines bis 999 Euro. Insgesamt wurden 275 Anträge von alleinstehenden Personen mit Kind gestellt. 118 antragstellende Frauen erwarteten ein Kind. Die Anzahl der Anträge von Konventionsflüchtlingen betrug 242 (oder 7,7 %).

Mietüberprüfung bei stadteigenen Wohnungen

Die rund 1.800 stadteigenen Wohnungen werden von der KgL verwaltet. Die Kommunale gswb Liegenschaftsverwaltung GmbH ist eine Tochterfirma von Stadt (80 %) und gswb (20 %). 2016, so KgL-Geschäftsführer Johann Steckenbauer, betrug der durchschnittliche Mietzins 3,94 € (2015: 3,88 €), die Betriebskosten 2,09 € und die Heizkosten 0,97 € je Quadratmeter (gleich wie 2015; alle Beträge zuzüglich Umsatzsteuer). 2015 wurden zwei, im Jahr darauf vier Wohnungen an eintrittsberechtigte Personen (Familienangehörige) weitergegeben. 2015 haben 114 Mieter gekündigt, 2016 waren es 110.

Bei der Überprüfung der sogenannten „Wohnwertmiete“ von Mietern städtischer Wohnungen des Jahres 2006, die einen 30-prozentigen Abschlag auf den Richtwertmietzins erhielten, wurden von insgesamt 25 Mietern zwei Mietverträge zwischenzeitlich gelöst. Die verbliebenen 23 MieterInnen wurden aufgefordert ihre Einkommensunterlagen vorzulegen. 20 machten das auch. Bei keinem der überprüften Fälle überstieg das Einkommen die Grenzen der Wohnbauförderung. Bei den drei nicht eingelangten wurde die Miete zum jeweiligen Stichtag erhöht. 2017 werden weitere 50 Mietverhältnisse überprüft werden. Basis dafür ist die 2006 mit dem „Wohnleitbild“ beschlossene Überprüfung der Einkommenssituation nach zehn Jahren.

Evaluierung Wohnleitbild

Stichwort „Wohnleitbild“: Dieses soll auf Basis einer laufenden SIR-Studie nun evaluiert werden. „Wir müssen da, nach fast zwölf Jahren, wieder zeitgemäßer werden“, sagt Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer. Sie will auch eine Online-Wohnungstauschbörse nach Linzer Vorbild einrichten. „Denkbar ist, dass der Gemeinderat im Wohnleitbild eigene Einkommensgrenzen festlegt. Das müssen wir uns aber noch genau anschauen und durchrechnen.“ Ziel sei jedenfalls, „den sozialen Auftrag der Stadt weiterhin bestmöglich zu erfüllen.“

Hohe Wohnzufriedenheit

Die Ergebnisse einer SIR-„Wohnzufriedenheitsstudie“ – für die in vier Wohnanlagen der gemeinnützigen Bauvereinigungen Heimat Österreich (Itzling Pflanzmann), Salzburg Wohnbau (Humboldstraße), GSWB (Paradiesgarten) und „Die Salzburg“ (Stieglgründe) die Bewohnerinnen und Bewohner befragt wurden – stimme zuversichtlich, so Hagenauer:

• Generell habe der geförderte Wohnbau in Salzburg sehr hohe Qualität
• Es gebe bei den MieterInnen eine ausgeprägte Objekttreue
• Die hohen Standards in der energieeffizienten Bauweise und der Beheizung würden positiv wahrgenommen (Behaglichkeit, Komfort Heizung, Akzeptanz Heizkosten)
• Lage und architektonisches Erscheinungsbild spielten bei der Zielgruppe weniger Rolle als funktionale Faktoren wie Raumaufteilung, Grundrisse, Zimmergröße, Abstellfläche.
• Dem Konfliktpotential „Spielende Kinder“ könne durch Situierung und Ausstattung von Spielflächen und objektübergreifenden Bewegungsräumen sowie genügend Abstellflächen begegnet werden.

Soziale Aktivitäten der Stadt zielführend

Die Stadt Salzburg hilft kräftig mit, die Wohnzufriedenheit hoch zu halten: Ab Mai 2014 wurden die Wiederbesiedelung der Strubergasse (Bauteile A und F) professionell begleitet. Heuer ist der Bauteil G dran. Einbegleitung heißt u.a., dass sich die MieterInnen früher kennen lernen und der Einzug koordiniert abläuft.

Die „Stiegenhausgespräche“ in bestehenden Objekten werden von den Bewohnerservice-Stellen im Auftrag der Vizebürgermeisterin durchgeführt. Langjährige Nachbarn lernen sich dadurch oft erst kennen. Die Rückmeldungen sind äußerst positiv. „Wir haben damit quasi ein Ohr in der Siedlung und können rasch auf Bedürfnisse reagieren“, sagt Anja Hagenauer.

Besonders wichtig sind ihr auch Gemeinschaftsgärten als „wichtiger Treffpunkt außerhalb der eigenen vier Wände“. Der Ausbau werde forciert. Neue Gärten gebe es in Lehen, neben dem ÖJAB-Haus, und in Taxham nächst dem Seniorenwohnhaus. Auch das neue Bewohnerservice Lehen werde sich dem Thema verstärkt widmen.

Stichwort Bewohnerservice: Jenes von Maxglan übersiedelt nach Lehen, ein neues ist im Süden der Stadt im Entstehen. „Der Ausbau ist wichtig und richtig. Unsere Bewohnerservices sind in den Stadtteilen eng vernetzt, sind soziale Sensoren, erste Unterstützer und setzen konkrete Aktivitäten wie Repair-Cafés, Bewohnertreffs, Ausstellungen, Stadtteilfrühstücke und vieles mehr“, so Hagenauer abschließend.


Quelle: Stadt Salzburg



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Vorarlberg

Redaktion Vorarlberg

Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

Weitere Artikel von Redaktion Vorarlberg