Wien: U-Bahn-Kunst gedenkt Deportation von 800 Jüdinnen und Juden

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Foto: KÖR/Iris Ranzinger
19 Okt 17:56 2017 von Redaktion Salzburg Print This Article

Projekt in U2-Station Schottenring zeichnet Schicksal von Deportierten aus der Herminengasse nach

Beim Ausgang Herminengasse in der U2-Station Schottenring ist in den letzten Tagen ein neues Kunstwerk entstanden, das am Donnerstag eröffnet wurde. „Michaela Melián: Herminengasse" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Wiener Linien und KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien. Begleitend dazu entstand eine wissenschaftliche Publikation.

Kunstwerk zeichnet Einzelschicksale nach

Die deutsche Künstlerin Michaela Melián, die sich in ihrem künstlerischen Schaffen mit dem Holocaust auseinandersetzt, zeichnet in „Herminengasse" die Schicksale von 800 jüdischen Menschen nach, die zwischen 1938 und 1945 aus der Herminengasse deportiert wurden. Für jede Person steht eine Linie, die von einem Wohnhaus in der Herminengasse zum jeweiligen Konzentrationslager führt. Für die Gestaltung orientierte sich Melián an soziologischen Informationsgrafiken. Das Kunstprojekt wurde im Verbindungsgang von den Bahnsteigen zu den Liften jenes Stationsausganges realisiert, der direkt zur Herminengasse führt.

Historisches Forschungsprojekt als Grundlage – als Publikation aufbereitet

Grundlage für diese Arbeit ist das wissenschaftliche Forschungsprojekt der Historikerin Tina Walzer. Sie kam zu dem Schluss, dass von 1938 bis 1945 nachweislich 800 jüdische Menschen aus der Herminengasse in unterschiedliche Konzentrationslager deportiert wurden. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind als Publikation aufbereitet, die kostenlos an Wiener Schulen, Museen und Institutionen verteilt wird.

Wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit

Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien, unterstreicht die Bedeutung dieses Projekts: „Die Wiener Linien sind sich als städtisches Unternehmen mit langer Tradition ihrer Verantwortung gegenüber der Geschichte dieser Stadt bewusst. Daher war es uns besonders wichtig, an diesem historisch so belasteten Ort nicht nur eine schlichte Gedenktafel anzubringen, um auf das Leid so vieler Menschen aufmerksam zu machen. Der Künstlerin Michaela Melián ist es mit ihrer Arbeit gelungen, die tragischen Ereignisse auf sensible Art greifbar zu machen und in die heutige Zeit zu übersetzen. Das Kunstwerk leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Geschichte unserer Stadt, der wir uns bewusst stellen."

Der 19. Oktober wurde als Eröffnungstermin gewählt, weil vor genau 76 Jahren – am 19. Oktober 1941 – 1.000 Personen vom Wiener Aspangbahnhof ins Ghetto Locz/Litzmannstadt deportiert wurden.


Quelle: Rathauskorrespondenz Wien



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