Wien: Neue Centralisten bringen ehrwürdiges Café Central zum Brodeln

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31 Mai 21:26 2016 von J. S. Print This Article

Am 31. Mai 2016 versammelten sich im Arkadenhof des Café Central junge Erzähler, aufstrebende Poeten und begeisterte Literatur-Liebhaber zum ersten „Open Mic“

Wien. Zwölf Autoren, die aus den Voreinsendungen per Los gewählt wurden, trugen dem Publikum ihre ganz persönlichen Textinterpretationen vor. Und da kamen wahrlich Talente zum Vorschein, wie etwa die blutjunge Studentin Semira Ali mit ihrem Gedicht „Farben an der Wand“. Mit dem neuen Veranstaltungsformat für die nächste Generation von Centralisten zeigt sich das Café Central im Jubiläumsjahr von seiner modernen Seite.

Ob Touristen, Wiener oder nach Inspiration suchende Texter auf der Durchreise – unter dem Hashtag #IamCentralist waren Literatur-Liebhaber dazu aufgefordert, selbst verfasste Texte beim Cafè Central einzureichen. Das Los entschied über die heiß begehrten Plätze am Mikrofon des gestrigen „Open Mic“. Die zwölf auserwählten Autoren trugen ihre Werke im imposanten Ambiente des berühmten Kaffeehauses vor - bekannt als „the place to be“ für Dichter und Denker.  

Bunt gemischt wie das Publikum im Café Central, waren die heimischen sowie internationalen Autoren, die Moderatorin Cornelia Ertl  – selbst Poetry Slammerin – auf die Bühne bat:

„Da Wöd DJ“ David Scheid (aka DwD) nahm mit deftigen Samples die Zunft der grantigen Weana Oberkellners auf die Schaufel und brachte frischen Wind in das Traditionskaffee. Der Kleinkunstvogel-Gewinner 2016 begleitete alle Bühnenauftritte mit „charmant-gscheaden“  Sagern wie „Setzn S‘Ihna nieda“, „Habe die Ehre“, „Was darfs denn sein“.  

Motto des Abends: Schnitzler, Zweig, Weigel und Du!
Die 18-jährige Semira Ali überwand ihre Bühnenscheuheit und wurde mit ihrem erstmaligen Auftritt „Farben an der Wand“ über eine „zuagroaste“ Steirerin beim Erwachsenwerden in einer großen Stadt, zum Star des Abends. “Und ohne die Augen zu öffnen stehst du nun da, mit dem Herzen in der Hand, blickend auf eine weiße Wand, die eines Tages die Farben deiner Geschichte trägt, all das, was dich leiden lässt und dich prägt.“

Philosophiestudent Elias Hirschl, trug einen genialen Text ohne die Buchstaben e, i, o und u vor, inspiriert vom mittelalterlichen Dichter „Abraham a Sancta Clara“, weil er es lustig fand, dass sein Name nur mit „a“ geschrieben wurde. Das Vokalgedicht „Als Anna Klara traf“ sorgte für bewundernde Lachstürme.  Der nur 22-Jährige ist auch Musiker ("hirschl"), zwei Mal stand er beim FM4-Protestsongcontest im Finale.  

Für abwechselnd Lachen und Staunen sorgte Stimmwunder Alice Reichmann, 28. Sie imitierte in „Wiener Kaffeehauskultur“ Rollen  und Dialekte so kunstvoll, dass sich die Zuhörer innerhalb weniger Minuten in verschiedenen Kaffeehaus-Szenen wiederfanden. Die facettenreichen Episoden reichten von deprimierend traurig bis unfassbar lustig. Sie trägt den Meistertitel der Poetry-Slam-Landesmeisterschaft Wien-NÖ-Meisterschaften 2015.  

Als „Anwalt im Werden, Autor im Sein und Journalist im Ruhestand“ bezeichnet sich der Niederösterreicher Markus Grundtner (geb. 1985),  der sich am liebsten mit Prosatexten und Schriftsätzen beschäftigt. Karin Ledermann lässt sich derzeit –  nach ihrer ersten Buchveröffentlichung  – von ihrer Lieblingsstadt Wien inspirieren und las im waschechten „Schwitzerdütsch“. Mae Cayer, gebürtige Philippinerin, verzauberte mit ihrem politischen Essay auf Englisch und einem ganz eigenen Flow und Rhythmus. Die burgenländische Jazzsängerin, Autorin und Sprecherin Verena Göttl lies Mundartgedichte. Mit dabei waren noch Gerhard Schönbeck, das Poeten-Paar Ariane Lang und Gynther Riebl, Elmar Mayer-Baldasseroni und Gabriele Hofer-Kisch.   

Ob Slam-Poeten, Musiker oder Jazz-Sängerinnen – mit ihren Texten brachten sie das Publikum zum Lachen, Gänsehautfeeling aber auch zum Nachdenken. Bei einem “Glaserl Sekt und Sachertortn“ sinnierten und diskutierten die rund 100 Zuschauer und Autoren im Anschluss über die Weana Kaffeehauskultur, Kunst und den Sinn des Lebens.  

Café Central – wo Literatur nach wie vor eine „centrale“ Rolle spielt Namhafte Persönlichkeiten wie Stefan Zweig, Sigmund Freud, Arthur Schnitzler oder Robert Musil gingen im Café Central als Stammgäste („Centralisten“)  ein und aus. Sie und viele andere machten das Café zu dem, was es heute ist: ein Treffpunkt von Vor- und Querdenkern. Genau so soll es auch in der Gegenwart sein. Im Jubiläumsjahr möchte das Café Central diesen Geist wiederbeleben und den Centralisten von heute ein neues ‚altes‘ Zuhause geben. Über den Hashtag #IamCentralist informiert das Café Central Online über alle Online-Aktivitäten für die jungen Künstler.

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