Wien - Frauenberger: „Körpergefühl von Mädchen stärken“

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Foto: Alexandra Kromus / PID
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23 Okt 18:00 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Frauenstadträtin präsentiert Onlinebefragung und Videoreihe „Bauch, Beine, Pommes“ zum Thema Körperbilder

Bei einer Pressekonferenz am Montag, dem 23.10., präsentierte Frauen- und Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger die dreiteilige Videoserie „Bauch, Bein, Pommes“, die vom Wiener Programm für Frauengesundheit beauftragt wurde. „Wir möchten, dass Mädchen in Wien sicher, selbstbewusst und unabhängig sein können. Dafür ist es notwendig, die gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, denn Mädchen sind medial einem großen Druck ausgesetzt. Die Videos sind Teil unserer Kampagne zur Stärkung des Körpergefühls von Mädchen“, so Frauenberger.

Die Videos sollen dazu beitragen, dass Mädchen sich nicht durch fragwürdige Schönheitsideale und Körpernormen, die ihnen u.a. über Soziale Medien vermittelt werden, irritieren lassen (so genanntes „Bodyshaming“) sondern ein positives Körpergefühl entwickeln. Wichtig war es dem Wiener Programm für Frauengesundheit, dass das lebensweltliche Wissen und die alltagspraktischen Erfahrungen der Jugendlichen in das Projekt miteinfließen. In einer Onlinebefragung wurde der Umgang von Jugendlichen mit Körperbildern im Internet erforscht, darauf aufbauend wurden in Fokusgruppen des Instituts für Jugendkultur Mädchen zum Thema befragt und erste Videoideen abgetestet.

„Wir wollen in einer jugendkulturellen Ästhetik, ohne moralischen Zeigefinger und mit einer Portion ‚Wiener Schmäh‘ das Thema behandeln, um gezielt junge Mädchen damit anzusprechen“, stellt die Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit Kristina Hametner fest und setzt fort: „Mit einer Parodie wird das Fitnessthema aufgegriffen und die Sichtweise, dass das Individuum zur Gänze selbstverantwortlich ist und der Körper ein formbares Projekt, das zu Leistung und Erfolg führt, in Frage gestellt“.

Essstörungen als gefährliche Konsequenz

Der Wiener Gleichstellungsmonitor 2016 bestätigt, dass unrealistische Körperbilder die Gesundheit gefährden können: Nur die Hälfte der unter- und normalgewichtigen Mädchen bezeichnet ihren eigenen Körper als „gerade richtig“, 38% finden sich zu dick. Mädchen schätzen ihr Gewicht deutlich kritischer ein als Buben.
Im schlimmsten Fall führen diese falschen Körperwahrnehmungen zu Essstörungen. Laut Spitalsentlassungsstatistik sind im Jahr 2015 361 Mädchen und Frauen sowie 49 Buben und Männer in stationärer Behandlung aufgrund von Essstörungen, obwohl von einer deutlich höheren Anzahl an Betroffenen auszugehen ist. Knapp 30% der Mädchen und Frauen in stationärer Behandlung sind dabei unter 19 Jahre alt.

Quantitative Onlinebefragung „Bodyshaming und Social Media“

In einer quantitativen Onlinebefragung im Winter 2016/17 wurden durch das Österreichische Gallup Institut 171 Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren, die in Wien leben oder hier zur Schule gehen, studieren oder arbeiten zum Themenkomplex Körperbilder und Internet befragt.

Die meistbenutzten Plattformen sind WhatsApp (95%), YouTube (93%) und Facebook (86%). Bildbetonte Plattformen werden von Mädchen häufiger genutzt als von Burschen. So nutzen 72% der Burschen und 88% der Mädchen Instagram, bei Pinterest sind nur 5% der Burschen und 30% der Mädchen als NutzerInnen zu verzeichnen. Mädchen posten generell häufiger Fotos von sich selbst im Internet als Burschen: 79% der Mädchen und 68% der Burschen geben an, aktuell bzw. immer wieder solche Fotos ins Internet zu stellen.

Mädchen sind weniger selbstbewusst als Burschen: Während 80% der Burschen angeben, eine positive Einstellung zu sich selbst zu haben, tun dies vergleichsweise nur 66% der Mädchen. Auch legen nur 36% keinen Wert darauf, was andere über ihren Körper denken, bei Burschen sind es 50%. 74% der Mädchen wünschen sich, ihren Körper so formen zu können, wie sie ihn gerne hätten (61% der Burschen), 62% geben an, sich unwohl zu fühlen, wenn sie nicht gut aussehen (38% der Burschen).

Soziale Medien spielen eine wichtige Rolle zum eigenen Körpergefühl: So gibt mehr als die Hälfte der Jugendlichen (52%) an, dass negative Foto-Kommentare in Social Media häufig vorkommen, 50% kennen Personen in ihrem Umfeld, die verbalen Abwertungen ausgesetzt waren. Wenn es aber um eigene Erfahrungen mit Foto-Kommentaren geht, erwähnen 75% ausschließlich positive und nur 4% ausschließlich negative Kommentare. Besonders auffällig ist es, dass Mädchen eher als Burschen dazu neigen, die negativen Erfahrungen „runterzuspielen“: Positive Kommentare in Bezug auf die eigene Person erwähnen 83% der Mädchen und 58% der Burschen, negative 2% der Mädchen und 8% der Burschen.

Während 60% der Burschen angeben, dass die abschätzigen Bewertungen sie nicht berührt haben, behaupten dies nur 28% der Mädchen. 39% der Mädchen geben hingegen zu, sich gekränkt zu haben und je 22% führen an, Schamgefühle empfunden und das Foto gelöscht zu haben, mit ihrem Äußeren unzufrieden geworden zu sein und ihr Selbstbewusstsein verloren zu haben.

Aktive Coping-Strategien (sich im Internet zu wehren, das Essverhalten oder das Äußere zu ändern) haben sowohl bei Mädchen als auch bei Burschen nur eine marginale Bedeutung. Umgekehrt können positive Kommentare das Selbstbewusstsein erheblich stärken.

Videoreihe „Bauch, Beine Pommes“

Auf Initiative des Wiener Programms für Frauengesundheit wurden drei Videos produziert, die an das populäre Format der Fitness-YouTube-Channels angelehnt sind und diese gleichzeitig parodieren. In den Fitness-und Ernährungsvideos, die derzeit in sozialen Medien bei Jugendlichen großen Anklang finden, suggerieren heroisierte Lifestyle-Influencerinnen, dass jede ihren eigenen Körper den Vorstellungen entsprechend gestalten kann.
Protagonistinnen der Video-Clips „Bauch, Beine, Pommes“ sind drei Lifestyle-Influencerinnen Toni, Lisa und Alex, die als Bauch-, Bein- und Pommes –Expertinnen die „perfekten Tipps für den perfekten Körper in einer perfekten Welt“ geben. Ohne belehrend zu sein und mit Humor nehmen sie Bezug auf - teils gefährliche – und absurde Körpertrends, die in sozialen Medien als „Challenges“ kursieren und von Jugendlichen nachgeahmt werden.
Die Videos liefern Anstoß für eine kritische Auseinandersetzung mit Schönheitsidealen und Körpernormen, setzen sich für Körpervielfalten ein und möchten Mädchen darin bestärken, eine gesunde und positive Beziehung zu ihrem Körper zu entwickeln.


Quelle: Stadt Wien



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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