Wien: Brutplätze von Mauerseglern gesucht!

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Foto: Michael Stocker
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Foto: www.hlasek.com
17 Mai 19:16 2017 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Start einer großen Zähl- und Kartierungsaktion der Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22, Nistplätze können gemeldet werden

Sie zischen mit hohen, schrillen Rufen pfeilschnell durch die und über den Häuserschluchten dahin – alte und historische Gebäude mit ihren vielen Ecken und Simsen lieben sie, um dort in Spalten und Löchern, unter Dachziegeln, in Mauerspalten oder auf Dachsparren ihre Nester zu bauen.

Tausende Mauersegler kommen jeden Frühling nach Wien, um hier zu brüten – doch Jahr für Jahr wird es für sie auch schwieriger, geeignete Nistplätze zu finden. Denn sanierte Häuser mit perfekten, glatten Fassaden sind für die Brütwilligen ausgesprochen unattraktiv.

Suche nach gut versteckten Nistplätzen

Gleichzeitig ist es allerdings auch gar nicht so einfach herauszufinden, wo die Mauersegler genau brüten: Denn die Mauersegler nisten in kleinen Strukturen in großer Höhe an Gebäuden und wählen am liebsten gut versteckte Brutplätze. Und da sie dann den Brutplatz sehr unauffällig und schnell anfliegen, sind die meisten Nistplätze der streng geschützten Vögel noch weitgehend unbekannt. Dazu kommt, dass man auch außerhalb des Nistplatzes an den Mauern keine Spuren sehen kann – da die Mauersegler hier keine Verschmutzungen hinterlassen.

Die Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22 startet daher unter der Leitung des Gebäudebrüter-Experten DI Ferdinand Schmeller eine Wien-weite Zählaktion: Wer einen Mauersegler-Nistplatz kennt oder entdeckt hat, kann diesen direkt der MA 22 melden. Das Meldeformular ist im Internet unter: www.mauersegler.wien.at

„Steckbrief“ des Mauerseglers:

Mauersegler (Apus apus) sehen ähnlich wie Schwalben aus, sind aber etwas größer. Der Körper des Mauerseglers ist bis zu 18 Zentimeter lang. Die Flügelspannweite beträgt bis zu 40 Zentimeter. Im Gegensatz zur Schwalbe ist der Bauch des Mauerseglers komplett schwarz und nicht weiß gefärbt. Nur an der Kehle des Mauerseglers befindet sich ein weißer Fleck. Markante Zeichen sind sein gegabelter Schwanz und seine sichelförmigen, schmalen, lang gestreckten Flügel.

Der Mauersegler-Suchtrupp

Die MA 22 macht sich gleichzeitig auch selbst auf die Suche nach Nistplätzen. Ferdinand Schmeller hat dafür ein Team von über 40 Freiwilligen auf die Beine gestellt, um möglichst flächendeckend die Brutplätze im Stadtgebiet zu erfassen. Alle Freiwilligen wurden in der Erfassungsmethodik geschult und ihr Blick bei mehreren Exkursionen geschärft. Unterwegs werden diese „Suchtrupps“ meist in den Abendstunden – zwischen 18:30 und 21.30 - sein, denn in diesem Zeitraum können die Vögel und ihre Brutplätze am besten erfasst werden.

Wenn nun Meldungen aus der Bevölkerung kommen, werden die Freiwilligen auch diese Fundorte und ihre Umgebung genauer unter die Lupe – oder besser gesagt den Feldstecher – nehmen: Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es in der Nähe weitere Nistplätze gibt, ist hoch, da die Mauersegler gerne in Kolonien brüten.

Unterstützt wird das Projekt der MA 22 von der Universität Wien, der Universität für Bodenkultur, Bird.at, Wiener Wildnis, Birdlife Österreich, Österreich forscht und dem Naturschutzbund.

Schutzprogramm für Mauersegler

Die streng geschützten Vögel sind aufgrund ihrer Lebensweise besonders auf Brutplätze und Rückzugsräume an Gebäuden angewiesen. Im Zuge von Bautätigkeiten, insbesondere bei Fassadensanierungen und Dachausbauten, drohen diese existenziellen Lebensräume zunehmend verloren zu gehen. Auch Gerüste, die für die Sanierung aufgestellt werden, gefährden die Tiere, da diese häufig den Zugang zu Brutplätzen und Rückzugsräumen versperren. Die Folge ist dann, dass die Mauersegler-Eltern aufgeregt vor dem Gerüst hin und her fliegen – während ihre Jungen dahinter in den Nistplätzen hungern. Dieses Problem kennen auch die vielen Turmfalken in Wien. Pro Jahr werden bis zu 160 Turmfalken und Mauersegler von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Wien sowie von vogelfreundlichen Bauunternehmen befreit.

Diese Beeinträchtigungen können durch eine zeitliche Abstimmung auf die Brutzeit der Arten und rechtzeitige Montage von Ersatznistkästen allerdings weitgehend vermieden werden. Die Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22 setzt sich deswegen aktiv für den Schutz der Vögel und den Fortbestand ihrer Brutplätze ein.

Maßnahmen im „Netzwerk Natur“

Im Rahmen des Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogrammes Netzwerk Natur werden zudem Initiativen und freiwillige Maßnahmen tatkräftig unterstützt. Hausbesitzer, die etwas für den Schutz der Vögel tun möchten, können Beratungen in Anspruch nehmen. Viele Baufirmen sind nämlich grundsätzlich bereit, Öffnungen für Mauersegler freizulassen. Wenn sich eine dieser streng geschützten Vogelfamilien am Haus niedergelassen hat, ist das jedenfalls kein Grund zur Sorge für Hausbesitzer: Auch nach einer Sanierung des Hauses können einfach und kostengünstig neue Brutstätten für die Mauersegler angeboten werden. Die ExpertInnen der Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22 beraten gerne, welche Maßnahmen geeignet sind.

Eine besondere Möglichkeit, um Nistplätze für Mauersegler zu schaffen oder zu erhalten, bietet das „Wiener Modell“: Dabei handelt es sich um eine Anpassung von (Zier-)Konsolen mit Öffnungen für Mauersegler. Ist nur ein neuer Anstrich der Hausmauer geplant, können die bestehenden Konsolen ganz einfach mit einer drei-mal-sechs Zentimeter großen Öffnung versehen werden. Werden ganze Konsolen ergänzt oder ausgetauscht, können diese entweder mit einer Öffnung versehen oder im Bedarfsfall mit einer bereits integrierten Öffnung neu gegossen werden.

Nähere Informationen über die Mauersegler in Wien unter:
www.mauersegler.wien.at


Quelle: Stadt Wien



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Chefredakteur von Regionews Vorarlberg

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