Wien: August Ruhs und Hans Rauscher mit Goldenen Wiener Auszeichnungen gewürdigt

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Foto: Alexandra Kromus / PID
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13 Jän 04:00 2018 von Redaktion Vorarlberg Print This Article

Zwei Persönlichkeiten, die wesentliche Beiträge für das Zusammenleben in der Stadt geleistet haben“, wurden heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus ausgezeichnet: Psychoanalytiker August Ruhs erhielt das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, Standard-Journalist und Buchautor Hans Rauscher das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

Familie, WeggefährtInnen und FreundInnen haben an der Feierstunde teilgenommen, darunter Vzbg. Maria Vassilakou, StR Jürgen Czernorszky, die Chefredakteure von Standard, Presse und Profil Oscar Bronner, Rainer Novak und Christian Rainer, Michael Horwowitz, die Journalisten Herbert Lackner, Paul Lendvai und Peter Rabl, Medienmanager Rudi Klausnitzer, Zeithistoriker Oliver Rathkolb, Monika Pessler, Direktorin Freud Museum, ZIB-Moderatorin Nadja Bernhard, MAK-Chef Christoph Thun-Hohenstein und Filmemacher Franz Novotny.

„August Ruhs und Hans Rauscher gemeinsam ist die Präzision in der intellektuellen Analyse und die Grenzüberschreitung und Erweiterung ihres jeweiligen Fachs. Beide haben Durchblick, Weitblick und Scharfsinn, mit dem sie uns ihre Sicht auf die Welt mitteilen“, betont Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Rahmen der Ehrung: „August Ruhs hat mit der Gründung der Neuen Wiener Schule die Lehren Lacans hereingeholt und damit Wien wieder zum Zentrum der Psychoanalyse gemacht. Hans Rauscher ist den Grundsätzen der Aufklärung verhaftet; seine grundlegende Haltung, weltoffen, demokratisch und kritisch, spielgelt sich in seinen Kommentaren wieder“.

Franz Schuh erörterte in seiner philosophischen Laudatio die Begriffe Vernunft und Intellektualität, deren Abgrenzung und Unterscheidung. Er bezeichnete August Ruhs als „ausgezeichneten Intellektuellen und Vorbild“: Jemand, der die Tradition bewahrt, indem er sie erneuert. Es sei Ruhs Verdienst, mit den Theorien Lacans zu Freud zurückzukehren und die psychoanalytischen Verirrungen in den USA rückgängig zu machen.

Bundeskanzler a. D. Franz Vranitzky, Ehrenbürger von Wien, hielt die Laudatio auf Hans Rauscher, der 22 Jahre in verschiedenen Funktionen beim Kurier tätig war und seit 1997 ständiger Kolumnist im Standard ist. Er schätzt Hans Rauscher als bürgerlichen Liberalen, der den Kampf gegen rechte Versuchung führt: „Der Verharmlosung rechter Tendenzen ist er nie erlegen“. Dank gebühre ihm für „seine Arbeit, seine Grundhaltung, seinen Charakter, seine Unbeugsamkeit und seine Standhaftigkeit“.

August Ruhs bedankte sich mit Rührung, Stolz, Aufregung und Freude für die Auszeichnung: Diese sei auch eine Anerkennung der Psychoanalyse und des Werks Freuds und seiner Nachfahren.

„Wien hat Schmäh, eine gewisse Lebensart und einen kritischen Bürgersinn, der immer dann gebraucht wird, wenn es um die Wurst geht. Wien braucht ein Hirn im Schädel und nicht den Knüppel aus dem Sack“, so Hans Rauscher in seinen Dankesworten: Die Auszeichnung betrachte er als Anerkennung einer Debatte für eine offene und liberale Atmosphäre in dieser Stadt.

Biographie August Ruhs

August Ruhs wurde 1946 in Graz geboren. Nach der Matura begann er in Graz Medizin und Psychologie zu studieren. Nach seiner Promotion zum Dr. med. begann er 1973 eine Facharztausbildung in Psychiatrie und Neurologie an der Universitätsnervenklinik Graz und absolvierte daneben auch 1974 eine Ausbildung in Wien und Graz in Psychoanalyse sowie in Psychodrama und Gruppenanalyse.
Ab dem Jahr 1979 war er als Therapeut im psychotherapeutischen Ambulatorium der Wiener Gebietskrankenkasse tätig. 1980 eröffnete Ruhs eine psychoanalytisch-psychotherapeutische Privatpraxis. 1983 trat er ins Institut für Tiefenpsychologie und Psychotherapie der Universität Wien (die heutige Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie) ein. Bis 2010 hatte er dort die Funktion des stellvertretenden Vorstandes bzw. von 2010 bis 2011 die Funktion des interimistischen Leiters inne. Auch wenn bereits im September 2011 am Institut für Geschichte der Medizin das Abschiedssymposium „Psychoanalyse als fröhliche Wissenschaft“ stattgefunden hat, leitet er nach wie vor universitäre Lehrveranstaltungen.

Ruhs leitete von 1984 bis 1986 die Fachsektion Psychodrama im Österreichischen Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik (ÖAGG). 1990 wurde er Lehranalytiker des Wiener Arbeitskreises für Psychoanalyse und leitete darüber hinaus von 1991 bis 1993 die Fachsektion Gruppenpsychoanalyse im ÖAGG. Von 1999 bis 2003 und wiederum seit 2013 ist er Vorstandsmitglied der Wiener Sigmund-Freud-Gesellschaft. Von 2007 bis 2015 war Ruhs Vorsitzender des Wiener Arbeitskreises für Psychoanalyse (IPV). Seit 2007 leitet August Ruhs auch eine psychosoziale Beratungsstelle für Studenten der Akademie der Bildenden Künste Wien.
August Ruhs ist Mitbegründer der Neuen Wiener Gruppe/Lacan Schule, Gründungsmitglied der internationalen Assoziation für die Freud'sche Psychoanalyse (AFP) und Mitbegründer der Tiefenpsychologisch/Psychoanalytischen Dachgesellschaft, deren Präsident er 1997 wurde. In dieser Funktion setzte sich August Ruhs für die Anerkennung der Psychoanalyse und der ihr verwandten Psychotherapieverfahren als eigenständige Krankenversicherungsleistung ein.

Biographie Hans Rauscher

Hans Rauscher studierte nach der Matura (1963) Zeitungswissenschaft und Geschichte an der Universität Wien. Seine Journalisten-Karriere begann er 1965 als Mitarbeiter der Zeitschrift “Der Österreichische Volkswirt“. 1970 wechselte Rauscher in die Redaktion des neu gegründeten Wirtschaftsmagazins "Trend", das Oscar Bronner und Jens Tschebull bewusst im Gegensatz zum bisher strukturell machtnahen Wirtschaftsjournalismus positionierten. 1974/1975 arbeitete Hans Rauscher in der Chefredaktion des Wirtschaftsmagazin "Ecco", das 1975 im Nachrichtenmagazin "Profil" aufgegangen ist.

Danach wechselte der Journalist zum "Kurier". Er schrieb Kolumnen und Leitartikel und leitete von 1977 bis 1980 den "Sonntagskurier". 1980 wurde er stellvertretender Chefredakteur sowie Leiter des Innenpolitischen Ressorts. Von 1992 bis 1996 war Rauscher Chefredakteur. Außerdem schrieb er in den 1980er Jahren Gastkommentare für "Profil" und "Wirtschaftswoche/ Wochenpresse".
1997 wechselte Rauscher als Kolumnist zur Tageszeitung “Standard“ und dem Wochenmagazin “Format“ (die Zeitschrift wurde 2016 mit dem "Trend" fusioniert). Zu Rauschers Schwerpunkten gehören u. a. Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, sein Einsatz für die liberale Demokratie, Probleme der Zuwanderung und Integration sowie europäische Zeitgeschichte.
Neben seiner journalistischen Tätigkeit veröffentlichte Hans Rauscher Monographien zur Zeitgeschichte. Im zuletzt erschienen Buch "Was gesagt werden muss, aber nicht gesagt werden darf" greift er heiße Eisen wie etwa die Flüchtlingsdebatte, Populismus und die Rolle des Journalismus auf.


Quelle: Stadt Wien



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