Wenn ein Roboter Gefühle zeigt

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Foto: Land Salzburg/Franz Neumayr
07 Sep 17:00 2018 von Redaktion Wien Print This Article

Marlies Pöschl erhält Jahresstipendium des Landes für Medienkunst / Interview mit der Künstlerin

Roboter, die Gefühle übertragen können, Maschinen die Senioren pflegen – derzeit zwar noch eine Fiktion, aber schon heute im Zentrum eines Medienkunstprojektes von Marlies Pöschl. Die gebürtige Oberndorferin erhält dafür das mit 10.000 Euro dotierte Jahresstipendium des Landes. „Wir wollen damit der Künstlerin und ihrer vielschichtigen, spannenden und brisanten Arbeit ein produktives Entwicklungsjahr ermöglichen“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn.

„Pepper Perceval“ heißt das von einer Jury unter zehn Einreichungen ausgewählte Projekt, das den Begriff „Empathie“ erforscht und aktuelle technologische Entwicklungen im Verhältnis von Mensch und Maschine hinterfragt. Diese multimediale Arbeit entwickelt einen fiktiven Entwurf der Zukunft der Altenpflege angesichts neuer technologischer Entwicklungen und zunehmender Automatisierung.

Die Altenpflege der Zukunft?

„Ausgehend von einem Projekt im sozialen Raum, an dem Kinder, Jugendliche sowie Seniorinnen und Senioren mitgearbeitet haben, entstand das ‚Universum‘ dieser semi-dokumentarischen Science Fiction: Roboter, die Gefühle übertragen können, ein experimenteller Chor mit Seniorinnen und Senioren sowie ein Film über eine künstliche Intelligenz als Altenpflegerin“, beschreibt Pöschl selber ihr künstlerisches Konzept. „Das Jahresstipendium für Medienkunst ermöglicht mir, mich im kommenden Jahr ganz auf die Weiterführung meines Projekts ‚Pepper Perceval‘ zu konzentrieren.“

Experimentell anspruchsvoller Zugang

„Die gebürtige Salzburger Künstlerin hat bereits einen erfreulichen künstlerischen Werdegang durchlaufen“, sind sich die Jurymitglieder Sonja Prlic, Sandro Droschl und Rüdiger Wassibauer einig. Vor allem die Vielschichtigkeit und Brisanz des eingereichten Projekts habe überzeugt: „Marlies Pöschl nimmt sich eines relevanten gesellschaftlichen Spannungsfeldes an, das der demographischen Veränderung hin zu einer alternden Gesellschaft sowie der zukünftigen verstärkten Einbindung von Robotik zum Erhalt und Ausbau notwendiger und teils neuartiger Dienstleistungen Rechnung trägt. Dabei wählt sie einen ernsthaften und experimentell anspruchsvollen Zugang, da sie eine Verbindung aus Altenpflege und Robotik vorschlägt.“

Roboter Pepper und Gralsritter Parzival

Der Titel "Pepper Perceval" spielt auf den Roboter Pepper und auf die mythische Figur Parzival an, der im französischen Perceval genannt wird. Er gilt als idealistischer und etwas naiver junger Mann, der sich auf der Suche nach dem heiligen Gral befand, einem Symbol für das ewige Leben.

Künstlerin und Filmemacherin

Das Landes-Medienzentrum (LMZ) fragte bei Marlies Pöschl nach, wie sie selber ihr Projekt sieht.

Pöschl: „Pepper Perceval“ ist mein bisher ambitioniertestes Unterfangen: ein umfangreiches kollaboratives Projekt, das die verschiedensten Medien miteinander verbindet - von einer Chor-Performance über Roboter, die Gefühle übertragen können, bis hin zu einem 20-minütigen Film. In diesem Projekt geht es um die Quantifizierung beziehungsweise Kommerzialisierung von Gefühlen und affektiver Arbeit.

LMZ: Wie würden Sie selber ihre Kunst beschreiben?

Pöschl: Ich arbeite mit Video, Film, Installation, Text, Photographie. Die Vielfalt der Medien ist für mich ebenso wichtig wie die Vielfalt der Rollen, die ich einnehme. Ich bin Künstlerin und Filmemacherin, arbeite aber auch als Vermittlerin, Autorin und Kuratorin. All diese Tätigkeiten fließen in meine Arbeit mit ein und bereichern sie. Ich sehe es als Recherche zu verschiedenen Themenfeldern, die verschiedene Formen - von künstlerische bis theoretisch - annehmen kann.

LMZ: Gibt es „Meilensteine“ in Ihren künstlerischen Schaffen?

Pöschl: Zentral für meine künstlerische Entwicklung war die Gründung der „Golden Pixel Cooperative“, einer Plattform für Bewegtbild und Bildende Kunst, deren Obfrau ich bin. Für mich steht diese Gruppe für eine neue Generation von Künstlerinnen und Künstlern, die eine sehr eigenständige Position in Bezug auf Arbeiten mit dokumentarischen Methoden entwickelt hat.

LMZ: Was bedeutet nun das Jahresstipendium für Sie?

Pöschl: Mit dieser Unterstützung möchte ich eine multimediale Performance über die Zukunft der Pflege und die Rolle neuer Technologien darin entwickeln. Was passiert, wenn die Pflegerin plötzlich durch eine künstliche Intelligenz ersetzt wird? Dabei möchte ich virtual reality mit dokumentarischen Aufnahmen verbinden und so ein vollkommen neuartiges Zusammenspiel von virtueller und physischer Präsenz schaffen.

Performance- und Partizipationsprojekte

Die Künstlerin und Filmemacherin Marlies Pöschl ist 1982 in Oberndorf bei Salzburg und lebt derzeit in Wien und Paris. Sie studierte Medienkunst an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie Kommunikation und Germanistik in Wien und Utrecht (Niederlande). Sie ist Mitbegründerin und Obfrau der „Golden Pixel Cooperative“, einer Plattform für Bewegtbild und Bildende Kunst. Ihre Projekte wurden bereits auf zahlreichen internationalen Festivals und Ausstellungen präsentiert. Weitere Infos unter www.marliespoeschl.net und www.goldenpixelcoop.com.


Quelle: Land Salzburg



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