Wels-Grieskirchen: Die Zukunft heißt Immuntherapie

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27 Nov 19:19 2015 von Oswald Schwarzl Print This Article

Vermeidbare Lungenkrankheit Lungenkrebs

Wels-Grieskirchen. Lungenkrebs ist in Österreich die häufigste Todesursache unter allen Krebserkrankungen. Die Prognose des Gesundheitsministeriums über Krebserkrankungen bis zum Jahr 2030 zeigt, dass in Österreich jährlich rund 30 von 100.000 Menschen an Lungenkrebs erkranken, etwa 25 von 100.000 sterben daran. Bei den Männern ist der Trend stark sinkend, während er bei den Frauen infolge geänderter Lebensweisen, insbesondere durch verstärkte Rauchgewohnheiten, stark ansteigt.

„85 Prozent aller Betroffenen sind oder waren Raucher. Deshalb ist die wichtigste Prävention absoluter Rauchstopp!“, warnt Lungenspezialist Josef Eckmayr vom Klinikum Wels-Grieskirchen. „Auch Passivrauchen erhöht die Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken.“ Weitere Risikofaktoren reichen von genetischen Faktoren, Strahlenbelastung durch Sonne oder Radioaktivität über Fehlernährung bis hin zu Virusinfektionen oder Chemikalien. Besondere Vorsicht sollte auch gefährlichen Substanzen am Arbeitsplatz, wie etwa Asbest, Chrom, Nickel oder Quarz am Arbeitsplatz gelten: Diese dürfen nicht eingeatmet werden!

Frühe Anzeichen für Lungenkrebs können Husten mit unklarer Ursache, Lungenentzündungen oder Abgeschlagenheit sein. Nach Diagnosestellung berät ein interdisziplinäres Ärzteteam über Nutzen und Risiko einer Operation, Chemo-, Antikörper- oder Strahlentherapie.

Neue Perspektive Immunonkologie
Vielversprechend in der Arzneimittelforschung ist die Immunonkologie: Sie richtet körpereigene Abwehrzellen wieder auf die wirksame Zerstörung der Tumorzellen aus. Auch das Klinikum Wels-Grieskirchen beteiligt sich an klinischen Studien. „Unser Haus ist seit ca. 15 Jahren mit vielen Abteilungen an weltweiten Forschungen beteiligt“, berichtet Josef Eckmayr. „Lungenkrebs ist ein Schwerpunkt, da er häufig ist und es wenig effektive Behandlungen gibt.“ Die Immuntherapie ist hier derzeit eine der großen Hoffnungen, viele Patienten steigen in die Forschungsprogramme ein.

Wie funktioniert die Immuntherapie?
Das Immunsystem schützt den Organismus gegen Eindringlinge, indem körpereigene Killerzellen fremde Zellen eliminieren: Diese T-Zellen werden über sogenannte Immun-Checkpoints aktiviert. Wenn Tumorzellen die Kontrollstationen manipulieren, antwortet das Immunsystem nicht. In der Therapie hemmen Checkpoint-Inhibitoren die von Tumorzellen benützten Signalwege und das Immunsystem bekämpft den Krebs.

Die Zukunft der Krebstherapie
Innovative Produktionsmethoden machen die Abwehrstoffe als Präparate verfügbar, welche nicht nur bei Lungenkrebs, sondern auch bei Melanomen bereits Erfolge erzielen. Hautkrebsexperte Werner Saxinger vom Klinikum Wels-Grieskirchen bestätigt: „Beim metastasierenden Melanom sehen wir durch die Immuntherapien teilweise länger anhaltende Tumorrückbildungen.“
Josef Thaler, Präsident der Österreichischen Krebshilfe Oberösterreich und Leiter der Onkologie am Klinikum Wels-Grieskirchen, gibt einen Ausblick auf die Zukunft der Krebstherapie: „Die Neuentwicklung bietet einen weiteren Weg zur Behandlung an, welcher auch bei einer Reihe anderer Tumore derzeit in klinischen Studien untersucht wird.“ Und ergänzt: „Diese neue Therapie ist aber nicht ohne Nebenwirkungen, da das aktivierte Immunsystem auch mit normalen Körperzellen reagiert und dort beträchtliche Entzündungen hervorrufen kann.“
Antikörper werden seit Jahren routinemäßig erfolgreich zur Behandlung verschiedener Krebserkrankungen, wie Brust-, Darm- oder Lymphdrüsenkrebs, eingesetzt. „Bei der Behandlung des HER2-positiven Mammakarzinoms spielen heute monoklonale Antikörper wie Trastuzumab oder Pertuzumab eine entscheidende Rolle“, berichtet Klaus Reisenberger, Leiter der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Sprecher des Brustgesundheitszentrums am Klinikum Wels-Grieskirchen, aus der Praxis: „Der Einsatz dieser monoklonalen Antikörper in Kombination mit einer Chemotherapie führt zu einer signifikanten Verbesserung der Prognose der betroffenen Patientinnen. Wird die Kombinationstherapie dieser Antikörper präoperativ eingesetzt, ist bei einem hohen Prozentsatz bei der Operation kein Resttumor in der Brust mehr nachweisbar.“

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Oswald Schwarzl

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Chefredakteur in Ruhe

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